Mittwoch, 26. September 2007

Einen Monat später

Vor einem Monat sind wir aus Kenia zurück in die Schweiz gekommen. In der Zwischenzeit ist viel geschehen. Darüber möchte ich euch gerne berichten.
Die ersten Tage wieder in der Schweiz waren nicht ganz einfach. Aber schlussendlich war es aber ein Nach-Hause-Kommen und ein Wiedersehen mit Familie, Freunden und Verwandten.
In Kenia hatte ich einen Auftrag für die Überarbeitung der Arbeitsvorschriften für ein Transfusions- und Blutspendelabor in Liberia bekommen. Dieser Auftrag beschäftigte mich in den ersten zwei Wochen. Daneben hatte ich drei Telefon-Interviews je mit New York, Kenia und Liberia für einen 3-6 monatigen Einsatz in eben diesem Labor und bekam tatsächlich die Zusage. Nach längerem Überlegen und immer wieder Zögern sagte ich schliesslich schweren Herzens ab.
Was das Zurückgehen nach Nairobi angeht, so habe ich leider noch immer keinen Vertrag von Judd, meinem Chef im KEMRI erhalten.
Zudem habe ich mich für eine Stelle in Zürich vorstellen gehen können. Leider war ich nicht voll überzeugt und habe auch dort abgesagt.
Vergangenes Wochenende bin ich von Bern nach Aarau gezogen und richte mich nun dort vorrübergehend ein. Wie es beruflich weitergeht, weiss ich zum momentanen Zeitpunkt noch nicht. Den Aufenthalt in Nairobi werde ich aber stets in bester Erinnerung behalten.

Dienstag, 28. August 2007

Gut angekommen

Nach einem ruhigen und unspektakulären 7 1/2 stündigen Flug sind wir am 24. August am morgen nach 20 Wochen in Nairobi gut in Zürich Kloten gelandet. Zu unserer Überraschung wurden wir sogar abgeholt. Dies erleichterte mir persönlich das Ankommen sehr. Danke Isa!
Nach der ersten Wiedersehensfreude mit den Familien wollte ich nur noch schlafen...und Käse essen ;-) Die letzten Tage und Stunden verbrachte ich damit, in Aarau ans Schwingerfest zu gehen, Freunde zu treffen, spazieren zu gehen und mich wieder in Bern einzurichten. Ich fuhr Fahrrad, ass alles, was man in Nairobi nur schwer findet oder nicht in der bekannten Schweizer Qualität und genoss die wunderschöne Altstadt Berns.
Die nächsten Tage stehen weitere Termine und Treffen an und nebenbei arbeite ich an den Arbeitsvorschriften des IRC und warte auf meinen Vertrag vom KEMRI. Langweilig wird mir jedenfalls nicht.
Dennoch ist das Wiedereingewöhnen nicht gerade einfach. Obwohl die Schweiz meine Heimat und Bern mein Zuhause ist, ist doch alles so ungewohnt und anders für mich. Nachts träume ich von Nairobi und meiner Arbeit, so wie ich in der ersten Zeit in Kenya von der Schweiz geträumt habe. Und am Tage ertappe ich mich dabei, wie ich an Nairobi denke und an die vielen schönen Momente dort.

Freitag, 24. August 2007

Geisterfahrt

Heute bekommt ihr gleich zwei Blogs zum Lesen. Den Abschiedsblog hatte ich bereits gestern geschrieben, den hier muss ich noch anschliessen, weil das Geschehene beinahe zur Folge hatte, dass ich den Abschiedsblog niemals publizieren konnte...
Gestern fuhren Christian und ich mit dem Matatu in die Stadt. Wir sassen vorne neben dem Fahrer, darum bekamen wir alles auch hautnah mit! Wir fuhren los und ich hatte gleich so ein Gefühl, dass unser Fahrer zu der rabiateren und abgebrühteren Sorte Matatufahrer gehört. Ausserdem hielt er sich auch noch für einen DJ, denn er betätigte während rasanter Fahrt dauernd irgendwelche Knöpfe am Radio und verstärkte den Bass immer im richtigen Moment, um ihn dann kurze Zeit später wieder herunterzudrehen und erneut aufzudrehen. Auch mit dem Handy telefonieren baute er noch irgenwo zwischen seine Fahrer- und DJ-Tätigkeit ein.
Schon nach wenigen Metern änderte er die Route und wir fuhren durch einen anderen Teil der Stadt als normalerweise. Wir erreichten erstaunlicherweise - trotz all der Nebenbeschäftigungen und der halsbrecherischen Fahrweise des Fahrers - lebendig die Matatustation. Doch anstatt anzuhalten und uns aussteigen zu lassen, fuhr der Fahrer einfach weiter. Was war los?
Wir kamen wieder zum grossen Kreisel, wo wir schon hergekommen waren. Doch anstatt in die Richtung zu fahren, in die alle anderen fuhren, beschloss unser Fahrer, den Autos im Kreisel entgegen zu fahren und das auch noch in horrendem Tempo. Etwa dreimal kollidierten wir beinahe mit entgegenkommenden und korrekt fahrenden Fahrzeugen. Das Matatu raste zurück Richtung Westland. Plötzlich hielt es abrupt und alle wurden mehr oder weniger rausgeworfen. Und das Matatu brauste schleunigst und mit quietschenden Reifen davon.
Ich konnte dann eine mitreisende Frau fragen, was eigentlich los gewesen sei. Sie sagte, der Matatufahrer hätte ein paar Verkehrsregeln gebrochen (ach ja, das war mir ÜBERHAUPT nicht aufgefallen) und müsse nun vor der Polizei flüchten. Ein alter Mann notierte sich auch prompt die Nummer des Matatus. Keine Ahnung, was mit dem Fahrer passieren wird, wenn ihn die Polizei erwischt, aber ich glaube kaum, dass es für ihn angenehm wird...

Kwaheri Nairobi

Schnell vergingen die letzten fünf Monate. Wir haben viel erlebt, manches gesehen und haben einige Leute kennen gelernt. Es war eine sehr schöne Zeit hier und ich werde Nairobi in guter Erinnerung behalten bis ich wieder komme. Wir haben von unseren Freunden Abschied genommen, das letzte Mal in unserem Lieblingsrestaurant, einem Vegtarisch-Indischen Lokal in Westlands, Znacht gegessen und haben die letzten Souvenirs eingekauft.
Gefühlsmässig bin ich hin und her gerissen. Auf der einen Seite freue ich mich sehr auf die Schweiz, meine Familie, meine Freunde, das Essen (Käse, Joghurt, knuspriges Brot und Zopf), mein Fahrrad, die Freiheit am Abend so lange draussen zu sein wie ich möchte, eine Strasse überqueren zu können, wo die Ampel funktioniert und vieles mehr. Auf der anderen Seite wird es eine grosse Umstellung sein, wenn die Menschen um mich herum nicht mehr schwarzer Hautfarbe sind, wenn ich nicht mehr meinen gewohnten Alltag hier habe, wenn ich keine Putzfrau mehr habe, die die Wohnung putzt und meine Wäsche wäscht, wenn ich kein kenianisches Essen mehr habe, kein Kiswahili mehr höre und wenn ich nicht mehr jedesmal, wenn ich in einen Bus steige, nach der Destination fragen muss-sicherheitshalber ;-)
Unter dem Strich gehören diese fünf Monate zu den besten meines Lebens. Es war eine super Erfahrung und ich habe so viel gelernt, das ich in der Schweiz nie gelernt und erfahren hätte. Ich wünschte, ich könnte meiner Familie und meinen Freunden Nairobi so zeigen, wie ich es kennen gelernt habe. Nicht als die gefährlichste Stadt Afrikas, sondern als Stadt, die ihre schönen Seiten hat, als Stadt, in der so viele nette, aber auch sehr arme Menschen leben und als Ort, der einem viel bieten kann, wenn man mutig genug ist ;-)
Wenn ich nach Nairobi zurück komme, so hoffe ich, dass mich möglichst viele Menschen besuchen werden, damit ich ihnen die Stadt und ein wenig von Kenya zeigen kann!
Danke an alle, die mir immer wieder Ideen für meine Blogeinträge gegeben haben, danke, dass ihr die letzten fünf Monate mit mir zusammen erlebt habt! Bis bald.
(Leider war ausgerechnet am letzten Tag die gesamte Internetverbindung in Nairobi unterbrochen, so dass dieser Blog erst nach der Rückkehr aufgeschaltet werden konnte.)

Mittwoch, 22. August 2007

International Rescue Committee

Vor knapp zwei Wochen bekam ich eine Anfrage vom International Rescue Committee, ob ich für sie ihre SOPs (Arbeitsvorschriften) für ihr Referenzhospital in Liberia durchschauen könnte. Ich habe keine Ahnung, wie die auf Judd gekommen sind, denn er hat denen meine Nummer gegeben. Und er weiss auch nicht, warum man ihn kontaktiert hat.
Jedenfalls hab ich mir die Dokumente angeschaut und einen Arbeitsaufwand von 2-3 Tagen geschätzt. Nachdem ich vorsichtig nach ihrem Budget gefragt und ihnen dann einen Vorschlag gemacht habe, bekam ich den Auftrag.
Dieser Auftrag wird mich also zusätzlich beschäftigen, wenn ich zurück in der Schweiz bin. Und er wird sich ebenso gut in meinem Lebenslauf machen, wie die Kemri-Stelle.
Die SOPs sind über Blutspenden und Transfusionsmedizin, also genau das Gebiet, worauf ich zuletzt in der Schweiz gearbeitet habe. Ich habe der Organisation auch meinen Lebenslauf schicken müssen, damit sie überhaupt für eine Bezahlung einen Antrag stellen konnten. Nachdem sie den Lebenslauf gesehen haben, hat man mich auf einen 6-Monats-Vertrag in Liberia (Westafrika) aufmerksam gemacht, mit dem Kommentar, dass es für mich sicher sehr interessant wäre. Mal sehen, ob ich schlussendlich zwischen Liberia, Kenya und der Schweiz wählen kann...
Mein Jahreshoroskop hatte also doch recht: "Sie erleben eines der besten Jahre seit Langem und gehen neue Wege, sind voller Selbstvertrauen und Energie. Niemand kann ihre dynamische Art bremsen, schöne Erfolge kündigen sich an..." Danke, Madame Thessier!

Dienstag, 21. August 2007

Souvenir kaufen in Nairobi

In Nairobi gibt es jeden Tag Märkte, auf denen man sehr schöne Souvenirs jeglicher Art einkaufen kann. Die Herausforderung ist meistens das Verhandeln. Wir als Schweizer sind uns an festgelegte und angeschrieben Preise gewöhnt. Hier gibt es das fast nirgends. Ein paar wenige Läden haben sich auf diese Wünsche der Touristen eingestellt. Aber in den restlichen muss man knallhart verhandeln.
Ein gutes Beispiel dafür sind Sandalen. Eine gute Freundin hat gesagt, dass man zwischen 500 und 700 KSH (rund 12 CHF) für gute Sandalen bezahlt. Auf dem Masai-Markt in der Stadt wurde uns als erster Preis 3500 KSH (rund 60 CHF) vom „Broker“ (Händler) angeboten. Natürlich sind wir bei diesem Preis einfach weggelaufen. Der junge Besitzer ist uns aber nachgelaufen und hat erklärt, dass er uns seine Sandalen für nur 1600KSH anbieten würde. Nach dem üblichen hin und her haben wir 800 KSH bezahlt.
Wie entstehen solche Preise, fragt man sich. Es hängt vieles vom Ort des Einkaufs sowie von der Anzahl der Zwischenhändler ab. Je weiter man in die Slums geht, desto günstiger wird es. Aber das machen nur die Wenigsten.
In den städtischen Märkten gibt es die sogenannte „Broker“. Diese kontrollieren alle Eingänge zum Markt und sprechen die Touristen direkt und als Erste an. Sie verhandeln die Preise für alle Waren des Marktes, ohne die eigentlichen Handwerker einzubeziehen. Wenn man da nicht mitmacht, wie mir eine junger Handwerker erklärt hat, dann wird man systematisch belästigt und die Broker treiben die Touristen weg von seinem Marktstand. Da die Preise dieser Brokers aber so hoch sind, wird auch weniger verkauft als wenn man direkt mit Touristen verhandeln kann. Zwar verdienen die Broker genug an einem Stück, aber sie geben nur sehr wenig an die Handwerker weiter.
Als wir direkt mit dem Handwerker sprachen, haben ein paar dieser Broker gesagt: „Bezahlt nicht mehr als 250KSH für die Sandalen“. Und das, nachdem ihr erstes Angebot 3500 KSH betrug.

Freitag, 17. August 2007

Mein letzter Tag im Kemri

Gestern fuhr ich zum letzten Mal ins Kemri. Es war ein komisches Gefühl. Einerseits schwebte Melancholie mit, andererseits Stolz und Freude, dass ich meine Arbeit so gut und termingerecht zu Ende bringen konnte.
Als ich zum letzten Mal das Kemri Areal betrat, übermannte mich mal wieder die Schönheit dieser Anlage verglichen mit den meisten Gegenden Nairobis, die ich kenne. Es ist alles so gepflegt und man kommt sich vor, als sei man in einem noblen englischen Garten. Der Rasen ist immer frisch geschnitten, die Sträucher gestutzt, die Häuser, die mit ihren grauen Backsteinen an einen Londoner Vorort erinnern, immer sauber. Es wirkt alles so friedlich und ruhig. Die Menschen spazieren gemächlich entlang der kleinen Wege und in der Mittagspause setzen sie sich bei schönem Wetter auf die Wiese und picknicken. Etwas was man in Nairobi eher selten macht und als Weisse schon gar nicht!
Ich übergab meine Arbeitsvorschriften auf einer CD Rom gespeichert an die neue Labor Managerin, erledigte die letzten kleinen Dinge und verabschiedete ich mich von meinen Arbeitskollegen. "Aber du kommst doch wieder im Oktober?"-"Du kannst doch jetzt noch nicht Bye sagen, du bist doch noch ne ganze Woche hier..." und ähnliche Fragen und Reaktionen stürmten auf mich ein. Ich werde einige Leute ganz schön vermissen, aber so wie es ausschaut, wird der Abschied nicht von langer Dauer sein...
Judd hat es tatsächlich geschafft, seine Chefin in Washington zu überzeugen, dass sie mich anstellen. Er hat mir einen Vertrag ab Oktober angeboten. Noch gibt es einige Dinge abzuklären, aber meine Chancen, dass ich zurück kommen kann, stehen viel besser als auch schon !
Ausserdem hat er mir ein ausserordentlich gutes Arbeitszeugnis als "Clinical Trial Laboratory Coordinator" ausgestellt. Cooler Titel ;-)

Mittwoch, 15. August 2007

Kosmetik und Haarpflege

Ich habe mich vor ein paar Tagen in einen Kosmetiksalon gewagt. Zuerst wollte ich ja auf dem Kenyatta Market mein Glück versuchen, hab mich dann aber nicht so recht getraut und bin schliesslich in der City gelandet. Dort wurde ich sehr nett empfangen und nach ein paar Minuten wurden mir Tee und ein paar Guetzli auf einer gemütlichen Sitzecke serviert. Kurze Zeit später wurde ich in den Salon gebeten. Dort waren etwa 12 Kosmetikerinnen und zwei andere Kundinnen. Die meisten Angestellten sassen herum und pfegten sich gegenseitig die Nägel, lasen Zeitung oder schnatterten laut miteinander. Ich bekam die Fusspflege meines Lebens. Da wurde gefeilt, gehobelt, geschrubbt, meine Füsse gebadet, eingeweicht, nochmals geschrubbt, Nägel geschnitten, geclipst, wieder gehobelt, nochmals gebated, danach wurden meine Beine bis zu den Knien gepeelt, erneut geschrubbt, eingecremt, massiert, so dass ich beinahe Angst hatte, meine Venen seien am Schluss zur Hüfte hochgeschoben. Und zu guter Letzt bekam ich einen Nagellack auf meine Zehennägel. Meine Füsse waren noch nie so weich und weiss!
Während der Behandlung kamen zwei Weisse in den Salon. Eine der beiden wollte diese afrikanischen Zöpfchen haben, die irgendwie komisch aussehen an uns Weissen. Man begann, ihr Haar zu flechten. Dann entstand eine Diskussion bei der die Friseurin den Kopf schüttelte. Auf Kiswahili wurde dann wohl gelästert. Ich konnte jedenfalls deutlich hören "Wazungu" (Weisse) hören. Erschrocken schaute mich die Fusspflegerin an und fragte, "verstehst du Kiswahili?" Und ich sagte: "Kidogo" (ein bisschen) und zwinkerte ihr zu.
Während ich darauf wartete, dass meine Nägel trocknen, bekam ich nochmals einen Tee und weitere Guetzli. Bevor ich ging, musste ich der Kosmetikerin versprechen, wieder zu kommen. (Tanja)
40min und 2 CHF: Ich wusste nicht, dass man Haare rasieren so ausgeklügelt machen konnte. In der Schweiz nehme ich einfach den Rasierer und stelle ihn auf 1.5mm ein ... zrumm ... und schon ist alles weg. Hier wird eine Stufe nach der anderen genommen. Zwischendrin wird die Maschine geölt und gebürstet. Auch mein Kopf wird immer wieder von Haaren freigebürstet. Zum Schluss wird die Kontur rasiert! Ja, rundherum gibt es dann scharfe Linien ...und die Geheimratsecken werden optisch verkleinert! Danach werden die Haare von einer Frau gewaschen und der Kopf massiert. Ja, das rasieren wird nur von Männern gemacht. Da es in meinem Salon kein fliessendes Wasser gibt, wird im Wasserkocher hingetragenes Wasser gewärmt und dann sparsam mit Shampoo auf dem Kopf verteilt. Kein Tropfen! Mit getränkten Tüchern wird alles abgewaschen. Danach kommt wieder der Mann hin und massiert mir Oel und Aftershave ein. Und fertig! (Christian)
Soviel also zu unseren Erfahrungen in nairobischen Kosmetik- und Coiffeursalons...



Samstag, 11. August 2007

Teigwaren mit Gemüse-Crème-Sauce

Hier ein weiteres Rezept, welches wir in Nairobi oft kochen. Wie immer sehr simpel und schnell. Max. 30 Minuten Vorbereitungszeit.

Für 2 bis 3 Personen!
300 gr Teiwaren (egal welche)
1/2 Zwiebel
1.5 Esslöffel Gemüsebrühe
1 grosse Zucchini
1 grosse Karotte
150gr zerstückelte Pelati
80ml Crème Fraiche (=3 richtig gehäufte Esslöffel)
2 Esslöffel Speiseöl

1) Gemüse würfeln oder in dünne Scheiben schneiden. Wasser zum kochen bringen.
2) Zwiebeln mit Öl in der Bratpfanne anbraten auf 3/4 Hitze. Dann Gemüsebrühe reinmischen und kurz weiteranbraten.
3) Zucchini- und Karottenstücke in der Bratpfanne kurz anbraten und dann mit 3-4 Esslöffel Wasser ablöschen. (je mehr Wasser, desto flüssiger die Sauce am Schluss)
4) Pelati in Bratpfanne geben und Hitze auf ca. 1/2 runter. 10 bis 15 Minuten mit regelmässigem Umrühren kochen (je nachdem wie bissfest man das Gemüse möchte). Teigwaren kochen.
5) Wenn Teigwaren bereit sind, Crème Fraiche langsam zum Gemüsegemisch dazurühren. Das Ganze kurz wärmen und dann zu oder über die Teigwaren geben.

En Guete!!

Freitag, 10. August 2007

Angebot

Vor ein paar Tagen bat mich mein Chef Judd zu sich ins Büro (eine ehemalige Küche, deren man immer noch sehr gut ansieht, was sie einmal war). Er bot mir einen 1-Jahres-Vertrag an. Ich war ziemlich überrascht. Natürlich habe ich geahnt, dass Judd meine Arbeit schätzt, anerkennt und mich sympatisch findet und das nicht erst, seit ich ihm Schweizer Schokolade angeboten habe. Aber damit hatte ich wirklich nicht gerechnet.
Er kam gerade aus Seattle, wo er Forschungsgelder im Bereich von über 3 Millionen US$ angeboten bekommen hat für eine dreijährige Studie. Er möchte, dass ich ihm helfe, die Studie auf der Laborseite zu leiten (mit eigenem Büro, über die Visitenkarten muss ich noch mit ihm verhandeln!). Er sagte, er brauche jemanden, der sich im Labor auskennt, der genau und präzise arbeitet und auf den er sich verlassen könne. Und während er sagte: "Meine Schwächen sind deine Stärken und ich brauche jemandem, dem ich etwas auftragen kann und dann weiss, dass es auch gemacht wird, gut gemacht wird..." schweiften meine Gedanken weg... Ich dachte nur noch daran, dass dies meine Chance ist, wieder nach Kenya zurück zu kommen, wo ich so gerne bin. Allerdings müsse er erst noch mit der University of Washington und KEMRI abklären, ob eine Anstellung möglich wäre.
Zufälligerweise aber ist gerade die Person, die mir die Software für unseren Flowzytometer näherbringen soll in...Bern. So fädelte Judd es irgendwie ein, dass ich mich nach meiner Rückkehr in die Schweiz mit Claudio zusammensetzen kann und dieser mir mehr über FlowJo beibringt. FlowJo ist eine Software, die es erlaubt, unsere Daten genauer zu analysieren. Das hört sich nun nicht sehr laborspezifisch an, aber da es sich um Labordaten handelt, die für die Studie äusserst wichtig sind und ich nebenbei weitere Arbeitsvorschriften entwickeln soll, ist das Ganze schlussendlich doch in grossem Zusammenhang mit dem Labor. Ausserdem habe ich was ähnliches schon einmal in Namibia gemacht.
...
Dieser obere Blog-Abschnitt habe ich vor fast zwei Wochen begonnen. Inzwischen habe ich nochmals mit Judd gesprochen. Leider hat er noch immer kein Okay von Washington und er meint, dies könne sich auch noch ein wenig hinziehen (wie lange ist leider unklar). Er denke aber, dass es klappen sollte. Gleichzeitig wollte er mir aber nichts versprechen... Na ja, somit ist die Freude über das Angebot ein wenig gedämpft. Dennoch weiss ich, dass Judd alles versuchen wird, mich anstellen zu können. Schlussendlich liegt die Entscheidung aber nicht nur bei ihm.
Zusätzlich habe ich bereits zwei Interviews in der Schweiz. Eines für eine Stelle in Olten, das andere für eine Stelle in Zürich. Obwohl ich momentan auf keine der beiden Stellen Lust hätte, bin ich doch neugierig, mit den Laborleitern zu sprechen. Am liebsten wäre mir natürlich, es würde mit KEMRI klappen. Mal sehen...!

Dienstag, 7. August 2007

Trauer, Wut und Enttäuschung

Trotz meiner entdeckten Liebe zu Kenya, trotz der schönen Stunden im Masai Mara, trotz der tollen Erfahrungen, die ich hier gemacht habe und trotz den netten Menschen, die ich hier getroffen und kennengelernt habe, gibt es auch einen grossen Wehmutstropfen.
Kurz nach meiner Ankunft hier lernte ich - durch einen Kontakt in der Schweiz - Anne kennen. Anne ist eine 31jährige Kenianerin, freundlich, lustig und aufgestellt. Sie gab mir ein paar Adressen von Spitälern und Childrens Homes.Wir trafen uns Ende April wieder. Zwei Tage später fragte sie mich bei einem Abendessen um ziemlich viel Geld. Natürlich war ich auf der Hut, denn schliesslich kannte ich sie noch nicht lange. Nach drei anderen Treffen, während denen sie mir ihren momentanen finanziellen Engpass genau schilderte und mir versprach, mir das Geld Ende Mai wieder zu geben, beschloss ich ihr die Hälfte der Geldmenge, um die sie mich gebeten hatte, auszuleihen. Als Sicherheit gab sie mir die Kopie ihrer ID Karte mit Unterschrift, dass sie mir diese Summe schulde.
Wahrscheinlich glauben die meisten nun zu wissen, was weiterhin geschehen ist. Nämlich, dass ich Anne und mein Geld nie wieder gesehen habe. Nun, das wäre nicht ganz wahr. Denn Anne und ich waren mehr oder weniger regelmässig in Kontakt per SMS oder Mail. Ende Mai klappte dann ihre Lohnüberweisung nicht, danach kam plötzlich eine Hochzeit in der Familie dazwischen und daraufhin hatte sie andere Probleme mit ihrem Bankkonto. So dumm es klingen mag, ich habe ihr relativ lange geglaubt oder versucht ihr zu glauben. Denn erstens konnte ich mir gut vorstellen, dass hier in Kenya Bankgeschäfte ein wenig anders ablaufen als in der Schweiz und zweitens kann Anne sehr gut glaubhafte Geschichten erzählen. Und weil sie noch immer so freundlich war und sich weiterhin bei mir gemeldet hat, hab ich ihr vertraut.
Ende Juni wurde ich langsam ungeduldig und liess mir dies auch anmerken. Von da an war Anne weder auf ihrem Handy noch sonst erreichbar oder auffindbar. Erst als ich ihr Wochen später drohte, ihr Bild in der Zeitung zu veröffentlichen (das ist in Kenyas Zeitungen Gang und Gäbe), meldete sie sich sofort wieder. Wir trafen uns daraufhin, sie musste mir weitere "Sicherheiten" geben und sie versprach, mir das Geld zurückzubezahlen und in Kontakt zu bleiben. Sie hielt mich weitere drei Wochen hin.
Vor kurzem habe ich herausgefunden, dass so ziemlich alles, was Anne mir jemals erzählt hat eine Lüge war. Ich habe auch erfahren, dass sie schon viele andere Leute bestohlen und betrogen hat. Man nimmt sogar an, dass sie Geld von der Kirche, in die sie jeden Sonntag brav geht und wahrscheinlich um Vergebung bittet, geklaut hat. Sie hat mich sehr enttäuscht, so sehr wie einem nur ein Mensch, den man sehr mag enttäuschen kann. Sie hat meine Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft ausgenutzt. Ich dachte wirklich, sie wäre meine Freundin.
Von der Ferne aus betrachtet, klingt das vielleicht dumm und wenn man diesen Blog liest, mag man vielleicht denken, dass man Anne selber NIEMALS Geld gegeben hätte. Aber ihr könnt mir glauben, Anne hat so eine Art an sich, die einem glauben lässt, man könnte ihr vertrauen. Sie weiss auch ganz genau, welche Art Menschen sie benutzen kann und wie sie dabei vorgehen muss. Sie ist eine Betrügerin, Diebin und eine sehr egoistische Person, die sich nicht darum schert, wenn andere Menschen leiden!
Was ich jetzt noch tun kann? Nun, das Bild von Anne in die Zeitung zu bringen, würde mich wohl mindestens einen Drittel des von ihr geschuldeten Betrages kosten. Zur Polizei gehen? Tja, auch das ist nicht kostenlos und die Polizei ist in diesen Fällen hier wohl so effektiv wie eine Schnecke, die versucht den Ironman-Marathon in Hawaii zu gewinnen. Wie ihr seht, hab ich zwar viel Geld, aber nicht meinen Humor verloren. Alles, was ich also tun kann ist, die Leute, die noch immer glauben, Anne wäre ihre Freundin, aufzuklären. Und während ich bald zurück in die Schweiz komme, habe ich hier doch viele richtige Freunde gefunden, die noch lange hier sein werden und vielleicht doch noch das eine oder andere ausrichten können...

Montag, 6. August 2007

Masai Mara



Das vergangene Wochenende haben wir eine Safari gemacht. Unter Safari verstehen die meisten wohl, dass man irgendwo, wo es wilde Tiere hat hinfährt und diese beobachtet. Das stimmt im weitesten Sinne auch. Aber Safari ist auch Kiswahili und bedeutet Reise.
Wenn es trocken wird, der letzte grüne Halm verdorrt ist, der Wind den Staub in hohen Säulen in die Luft wirbelt, sammeln sie sich: Hundertausende von Weissbartgnus und Zebras, um in einem endlosen Zug weiterzuwandern, dorthin, wo es noch Wasser und Weideplätze gibt. Ein Schauspiel, dass sich jedes Jahr wiederholt. Eine grandiose Szene: Die Savanne bis zum Horizont ein wogendes Meer aus Gnuleibern, die in die Serengeti nach Tanzania weiterziehen.
Geschätzt 3 Millionen Tiere bevölkern die Masai Mara, den eindrucksvollsten Nationalpark Kenyas. Mara heisst in der Sprache der Masai "buntes Durcheinander". Seit den drei Tagen im Park ist mir auch ganz genau klar, warum man ihn so nennt. Wir waren in einer Landschaft, die an den Garten Eden erinnert. Die rote Erdpiste verliert sich irgendwo am Horizont zwischen grünen Hügeln. Von den Schirmakazien äugen Giraffen zu uns herüber, die wir in unserem riesigen Truck begeistert beobachten und fotografieren. Eine Gnuherde jagt in Galoppsprüngen über die Ebene. Daneben grasen Zebras, mit balletreifen Schritten hüpfen Strausse durch das hohe Gras. In der Ferne sieht man die massigen Körper von Elefanten. Unter einem Busch liegt eine Löwin mit ihren zwei Jungen. Und dann sehen wir ihn endlich, den König der Savanne, der männliche Löwe, mit seiner prachtvollen Mähne, seinem schlanken, langen Körper und seinem gelblichen Fell. Was für ein Gefühl.
Das Gefühl wird allerdings ein wenig gedämpft, wenn man feststellt, dass rundherum noch mindestens 15 andere Safaribusse stehen und Duzende von Menschen ihre Kameras auf den Löwen halten. Man hört die vielen "klick, klick" der Fotoapparate. Der Löwe brüllt wieder und geht gemächlich weiter. Die ganz dreisten unter den Busfahrern - oft von ihren Insassen getrieben - beginnen, dem Tier in ihren geländegängigen Wagen zu folgen und man fühlt sich bald nicht mehr anders als im Zoo.
Wir fahren weiter und sehen am Mara River Flusspferde, Krokodile, Affen, Büffel und viele Vögel.Und schliesslich treffen wir auch auf einen Geparden mit seinem Jungen. Die Mutter schaut sehr eingebildet von uns weg und säugt in aller Ruhe ihr Kleines.
Es ist ein unvergessliches Erlebnis und ein Muss für jeden Tierfan, wenn auch alles andere als billig.

Donnerstag, 2. August 2007

1.August Feier

Unglaublich, aber es gibt einen Swiss Club in Nairobi. Wir haben vor ein paar Tagen von meinem amerikanischen Chef davon erfahren, der einmal wöchentlich mit einem der Swiss Club Member joggen geht. Daraufhin hatten wir auch relativ schnell herausgefunden, dass hier eine 1.August Feier abgehalten wird. Wir meldeten uns an und konnten somit den Nationalfeiertag mit anderen Eidgenossen in einem SEHR noblen Restaurant, geführt von einem Schweizer in einer der vornehmsten Gegenden Nairobis verbringen. Es gab ein kleines 1.August Feuer und ein mehrgängiges Menü mit Büffet, dazu Schweizer Örgeli Musik und Ländler Musik. Zuvor hielt der Schweizer Botschafter eine etwas ungewöhnlich, jedoch lustige Rede. Es wurde die diesjährige Ansprache Micheline Calmy-Reys auf dem Rütli vorgespielt und zu guter Letzt - ein wenig Patriotismus kann ja nicht schaden - wurde auch noch unsere Nationalhymne gespielt. Peinlicherweise konnten die wenigsten mitsingen. Ich weiss nicht, wie viele von euch den Text der Nationalhymne kennen. Für die, die ihn nicht kennen und ihn sich wieder einmal zu Gemüte führen wollen, einen kurzen Abschnitt daraus:
"Tritts im Morgenrot daher, seh' ich dich im Strahlenmeer, dich, du Hocherhabener, Herrlicher! Wenn der Alpenfirn sich rötet, betet, freier Schweizer, betet! Eure fromme Seele ahnt Gott im hehren Vaterland, Gott, den Herrn, im heheren Vaterland...."
Internetseite zum Restaurant:
www.lord-erroll.com

Mittwoch, 1. August 2007

Liebe zu Kenya

Vielleicht fragt sich der eine oder andere von euch, warum ich so gerne in Nairobi, beziehungsweise in Kenya bin. Es gibt ja doch vieles, über das ich mich ab und zu aufrege. Und manchmal frage ich mich selber: Wie kann es sein, dass ich es liebe hier zu sein, trotz all der Dinge, die ungewohnt und fremd sind und so viel anders laufen als ich es gewohnt bin? Doch trotz all dieser kleinen Sachen, die manch einem als gar nicht so klein vorkommen mögen, bin ich so gerne hier.
Natürlich regen mich die Taxifahrer auf, weil sie mir dauernd hinterher rufen, mit der Zunge schnalzend auf sich aufmerksam machen wollen oder mir beinahe ihren Autoschlüssel ins Gesicht werfen beim Versuch, mir eine Fahrt mit gerade ihrem Taxi aufzuschwatzen. Und sicherlich nervt es mich, wenn es gerade dann keinen Strom hat, wenn ich die Batterie meines Computer zum Arbeiten aufladen müsste, wenn es kein Wasser hat, wenn ich mich duschen möchte, wenn die Matatus ihre Route oder Preise ändern, wenn mich Menschen dumm anquatschen, nur weil ich weiss bin, wenn man mir wieder alles mögliche touristische aufschwatzen möchte, wenn man versucht, mich im Matatu zu bestehlen, wenn man mich anpöbelt, wenn alles ein wenig anders und langsamer läuft, als ich es von der Schweiz gewohnt bin, wenn meine Lungen mal wieder von den Abgasen verstopft sind, wenn ich wehmütig ans Fahrrad fahren denke, das ich so gerne mache, hier aber nicht machen kann, wenn mir jemand versucht einen höheren Preis für eine Ware, eine Matatu- oder Taxifahrt abzuknöpfen, nur weil ich weiss bin oder wenn mich nachts die sehr laute Musik der benachbarten Bar, die bis um 5 Uhr morgens geöffnet hat, weckt und wach hält. Und es macht mich auch oft traurig, die Armut zu sehen, mit der man täglich auf die eine oder andere Art konfroniert wird. Und trotz all dieser Geschehnisse, bin ich einfach gerne hier.
Ich liebe es hier zu sein, weil die Menschen so viel anders sind als in der Schweiz. Ich liebe die vielen Farben, die Musik, die fröhlichen Menschen, den Einfallsreichtum, die Geschäftstüchtigkeit. Ich liebe den Alltag hier, den täglichen Gang ins Internetcafé, das freundliche Willkommen meiner Arbeitskollegen. Ich liebe diese noch immer fremde Sprache, die in meinen Ohren so schön klingt. Ich liebe die Sonne, die sich zwischen den Hochhäusern Nairobis durchzwängt, ich liebe das Rauschen des afrikanischen Windes. Ich liebe es, im Bus zur Arbeit zu sitzen, die Musik im Hintergrund zu hören, hinauszuschauen und all diese Menschen zu beobachten. Ich liebe dies alles, weil es so voller Leben ist. Es ist schwierig, dies jemandem zu erklären, der Afrika noch nie erlebt, gesehen und gespürt hat. Aber die, die schon einmal auf dem Schwarzen Kontinent waren, die werden mich vielleicht verstehen. Auch wenn vieles so anders ist als zu Hause, so fühlt man sich hier LEBENDIG.

Sonntag, 29. Juli 2007

Rösti und Rüeblichueche

Während der letzten Wochen sind uns viele Menschen begegnet und obwohl es nur sehr wenige Schweizer hier zu geben scheint, hatten wir das Glück, welche zu treffen und kennenzulernen.
Wir waren kürzlich unterwegs zur Post und haben miteinander über das Wetter oder so geplaudert. Das sagt auf einmal jemand hinter uns: "Doch, die rede au Schwitzerdütsch". Und so kamen wir mit Magda und Nassib ins Gespräch. Magda ist sein 20 Jahren in Somalia und zur Zeit in Nairobi, weil sie Merka, welches 100 Kilometer von der Somalischen Hauptstadt Mogadishu entfernt liegt, wegen der momentan unsicheren Lage verlassen musste. Der etwa 16jährige Nassib spricht ebenfalls Schweizerdeutsch und es dauerte ein paar Momente bis ich mich daran gewöhnt hatte, mit einem dunkelhäutigen Somalier in Kenia schweizerdeutsch zu sprechen. Magda lud uns für den Sonntag zum Kaffee ein.
Sie wohnt in einer Art aufgemotzten Barracke, die einer koreanischen Freundin von ihr gehört. Die Wohnung befindet sich nur 5 Minuten von unserem Apartmentkomplex entfernt in einer mit Bäumen gesäumten Strasse. Dort nahmen wir also vor kurzem an einem sonnigen Sonntagnachmittag einen süssen, zimt- und koriandergewürzten somalischen Chai - Tee - ein und assen dazu kenianischen Rüeblichueche, der uns sehr an die Aargauer Rüeblitorte erinnerte. Gebacken und den Tee gekocht hatte Nassibs Schwester Saana, die ebenfalls schweizerdeutsch spricht. Die 70ig jährige Magda erzählte uns über ihr Projekt in Merka und über all die Hürden, die sie gehen musste im Laufe der letzten 20 Jahre. Zum Schluss wollte sie uns zum Znacht dabehalten, doch wir verschoben dieses Essen.
Und zwar auf gestern. Wir waren zusammen mit Felix, einem Schweizer Freund und Verena, Felix' Chefin bei Magda, Nassib und Saana. Und es gab Rösti! Mmh. Wir sassen also zu 7. in der gemütlichen Barracke und schnatterten auf schweizerdeutsch, assen Schweizer Essen und genossen die schöne Atmosphäre. Zum Dessert gab es wieder diesen phantastischen Rüeblikuchen von Saana und dazu meine selbstgemachten Mandazi. Der Abend konnte auch durch den plötzlichen starken und seit etwa 5 Wochen ersten Regenguss nicht getrübt werden ;-)

Samstag, 28. Juli 2007

Kleidungsstil

Ich wurde danach gefragt, wie sich die Kenianer kleiden. Ich bin nicht sicher, ob man hier einen bestimmten Kleidungsstil erkennen kann. Es gibt eigentlich eher selten Menschen, die die typischen und traditionellen afrikanischen Gewänder mit bunt gemusterten Stoffen oder die langen wallenden Kleider tragen. Der "Durchschnittskenianer" hier in Nairobi kleidet sich mit mehr oder weniger westliche Kleidung. Männer tragen meistens Stoffhosen und nur sehr selten Jeans. Oben T-shirt oder Hemd. Allen gemeinsam ist, dass sie die Kleidungsstücke mindestens 2 Nummern zu gross tragen. Entweder dient dies der Bequemlichkeit oder es schützt - da natürlich eher luftig - gegen die grosse Hitze von Dezember bis Februar. Die Frauen tragen von Jeans, über Stoffhosen und Röcke alles bis hin zu knielangen Hosen. Oben Bluse, Pullover, T-shirt. Auch die Frauen mögen es gerne eher etwas zu gross. Aber bei den Frauen kann man auch ein gewisses Modebewusstsein erkennen und es gibt einige die tragen engere Kleider. Im Business-Teil der Stadt hab ich auch schon Frauen in Anzügen und kürzlich sogar eine mit kurzer Kravatte gesehen. Viele Frauen haben aber immer noch irgendwo ein buntes Tuch umgeschlungen, sei es um die Hüften, den Hals oder um den Kopf, um die Haare zurück zu binden. Generell ist aber, dass kurze Sachen wie kurze Hosen, kurze Röcke und Spaghetti-Träger-Shirts SEHR selten zu sehen sind.
In Kenia gibt es in den Shopping Malls auch Kleiderläden wie in Europa oder Amerika. Man kann dort ganz ungestört rumstöbern und Kleider zu einem festen Preis kaufen. Leider ist diese Mode aber eher passé und die meisten Kleidungsstücke sind teuer verglichen mit denen in den sogenannten "Stalls", den privaten Kleidergeschäften. Es ist für mich auch äusserst ungewohnt, für Kleider verhandeln zu müssen. Komischerweise habe ich hier aber auch weniger das Bedürfnis, Kleider kaufen zu wollen, was schon erstaunlich ist, wenn man bedenkt, dass ich seit beinahe 17 Wochen aus nur drei Paar Hosen, vier Shirts und zwei Pullis auswählen kann.

Freitag, 27. Juli 2007

HIV

HIV und AIDS ist wie ihr anhand des letzten Blogs sicherlich gemerkt habt, ein grosses Problem. In Kenia ist der Prozentteil HIV positiver Menschen um die 6 %. In den Slums kann die Zahl aber bis auf 20 % oder mehr steigen.
Geschätzte 25 Millionen HIV positive Menschen leben zur Zeit in Afrika. Man sagt, dass zwei Drittel der HIV positiven Menschen weltweit in der Subsahara-Region Afrikas leben.
Ich wurde gefragt, ob ich bei meiner Arbeit im Flowzytometer Labor, wo wir täglich Analysen mit Blut von HIV positiven Patienten durchführen, keine Angst vor einer Ansteckung hätte. Das brachte mich auf die Idee kurz etwas über HIV, die Ansteckungswege usw. zu schreiben. Es gibt nicht viele Möglichkeiten, sich mit HIV anzustecken. Man kann sich vorwiegend via Muttermilch, bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr und bei Kontakt mit Blut- und anderen Körperflüssigkeiten anstecken. Natürlich arbeiten unsere Laborantinnen mit HIV positivem Blut, was eine potentielle Gefahr darstellt. Zum Schutz tragen sie Handschuhe und sollten - wenn ich fertig mit der Laboreinrichtung bin - auch eine Schutzbrille bekommen.
Wenn Blut auf die Arbeitsfläche verschüttet wird, muss man sofort die Stelle desinfizieren. HI-Viren lieben den Kontakt zu Luft nicht sehr und wenn dann noch Alkohol oder Sodium-Hyperchlorid dazu kommt, dann sind die ganz schnell tod. Gefährlicher wird es schon eher, wenn man sich an einer Probe verletzt oder kontaminiertes Blut in eine Wunde läuft, ins Auge oder in den Mund spritzt. Aber selbst da muss die Menge gross und die Kontaminationszeit lange sein. (Durchschnittliches Risiko von HIV Transmission während Kontamination: Nadelstichverletzung: 0.3%, Kontakt mit Schleimhäuten: 0.09%, Kontakt mit nicht-intakter Haut wie kleinen Läsionen und Ausschläge: < 0.09%). Ausserdem gibt es in solchen Fällen die Möglichkeit der Post Expositions Prophylaxe (PEP).
Für eine PEP wird eine Kombination von drei unterschiedlichen antiretroviralen Medikamenten (ART oder ARV) in Tablettenform für eine Dauer von 28 Tagen eingenommen. Die Behandlung muss dabei ganz genau nach Vorschrift durchgeführt werden, um die Wirksamkeit zu gewährleisten und Resistenzen zu verhindern. Die Medikamente haben leider grosse Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Müdigkeit, Schlaflosigkeit, Durchfall, Hautausschläge und Kopfschmerzen. Die Einnahme von PEP sollte am besten innerhalb von zwei Stunden, aber nie später als 72 Stunden nach der möglichen Infektion erfolgen.
Während der Dauer der PEP werden regelmässig klinische Untersuchungen und einige Laboranalysen durchgeführt. Unter anderem natürlich auch ein HIV-Test.


Mittwoch, 25. Juli 2007

Kenya Helminth Study

Dieser Blog wird wahrscheinlich vor allem die Medizinisch Interessierten unter euch ansprechen. Ich versuche darin zu erklären, an welcher Studie mein Chef Judd und all meine Arbeitskollegen gerade arbeiten. Mein Part am Ganzen ist, das Labor, in welchem die wichtigsten Analysen für diese und auch andere Studien durchgeführt werden, auf Vordermann zu bringen, was mir weitgehend gelungen ist. Hier also eine kurze Zusammenfassung der Kenya Helminth Study:
Über 25 Millionen Menschen in Afrika leben derzeit mit dem HI-Virus, sind also HIV positiv. Von ihnen, man vermutet 50-90%, sind ebenfalls mit durch Bodenkontakt übertragenen Würmern infiziert. Würmern wie Rundwürmern, Hakenwürmern oder Peitschenwürmern. Man nimmt an, dass der Wurmbefall bei HIV positiven Menschen eine Beschleunigung der verschiedenen HIV-Stadien bis zur AIDS Erkrankung hervorruft. Studien haben gezeigt, dass die erfolgreiche Behandlung von Wurmerkrankungen zu einer Abnahme der Anzahl HI-Viren im Blut führt. Ausserdem wird durch die Behandlung das Ansteckungsrisiko HIV negativer Personen beim Sexualkontakt mit HIV positiven Personen gesenkt.
Eine vertiefte Studie wird an verschiedenen Orten in Kenya durchgeführt werden. Untersucht werden Personen, die älter als 17 Jahre alt sind und die zur Zeit keine Antiretrovirale Therapie erhalten. Ausserdem müssen sie andere Kriterien erfüllen wie z.B. noch eine bestimmte Anzahl an T-Helferzellen haben, müssen sich einverstanden erklären, dass sie an bestimmten und festgelegten Daten zur Verfügung stehen, ausserdem dürfen teilnehmende Frauen nicht schwanger sein.
Die Studie vergleicht zwei verschiedene Therapieverfahren. Die eine Testgruppe erhält eine intensive Antiwurmbehandlung, während die andere Testgruppe nur eine symptomatische Behandlung der Wurminfektion, wie sie in Kenya Standard ist, bekommt. Während der Studie wird die Anzahl der CD4 + Zellen (T-Helferzellen) und die Anzahl HI-Viren im Blut in bestimmten Abständen gemessen und verglichen. Diese Teilnehmenden erfüllen die Kriterien für eine Antiretrovirale Therapie nicht, weshalb sie zusätzlich zur Wurmbehandlung keine Medikamente "gegen" die HIV-Infektion bekommen. Ziel ist es also herauszufinden, wie gross der Einfluss einer Wurmerkrankung auf den Verlauf der HIV-Infektion ist und wie wichtig eine intensive Behandlung der Wurmerkrankung ist, um das Fortschreiten der HIV-Erkrankung herauszuzögern.
Ich habe versucht, den Blog so verständlich wie möglich zu schreiben und hoffe, dass auch ein paar Nichtmediziner ein bisschen was verstehen werden und es interessant finden ;-)



Dienstag, 24. Juli 2007

Mandazi Rezept

Da viele unser Chapati Rezept gelobt haben, kommt hier ein anderes Rezept. Und zwar für Mandazi. Mandazi sind in Frittieröl gebackene süsse Teigtaschen und schmecken vorzüglich zu Chai (Tee).
Man benötigt für die Mandazi:

- 2 Tassen Mehl,
-
2 Essloeffel Zucker,
- 1 Prise Salz,
- 1 Teeloeffel Backpulver,
- 1 Tasse Wasser
- Öl
- eine Frittierpfanne.

1) 2 Tassen Mehl mit einer Prise Salz, einem Teelöffel Backpulver und zwei Esslöffeln Zucker in einer Schüssel vermischen. Dann 1 Tasse Wasser dazugeben und das Ganze zu einem Teig kneten.
2) Den Teig in vier gleich grosse Portionen teilen und zu Kugeln formen. Die Teigkugeln für 20 Minuten mit einem feuchten Tuch zudecken.
3) Anschliessend jede Kugeln einzeln ausrollen, dass sie die Dicke eines Bleistiftes haben. Mit einem scharfen Messer die Teigflächen in vier Teile schneiden und wiederum 20 Minuten unter einem feuchten Tuch gehen lassen.
4) Danach das Öl auf 180-190 Grad erhitzen und die Teigflächen darin goldbraun backen. Anschliessend aus der Frittierpfanne nehmen und in Zucker wenden.

Die Mandazi schmecken am besten, wenn sie noch warm sind!
E GUETE! (Tanja)

Montag, 23. Juli 2007

Slumverbesserung, eine verzwickte Sache!

Letztes Jahr, bei meinem ersten Besuch in Kenia, habe ich zum ersten Mal längere Zeit in einer informellen Siedlung (oder Slum) verbracht. Es ist kein schöner Anblick, wie wohl einige von euch schon auf Bildern oder in Berichten mitbekommen habt. Die Zimmer und Hütten sind klein und überfüllt, die Strassen sind dreckig, die Abwasserkanäle offen, eigentlich funktioniert nichts, wie wir es in Europa kennen. Und doch gibt es viele Menschen, die freiwillig und gerne dort leben. Einige möchten sparen und andere sind auch stolz in einer berühmten Siedlung wie Kibera zu leben. Und da beginnt die Komplexität der Slumverbesserung, die man leider in den meisten Berichten oft nicht findet.
Im letzten November hatte ich die Gelegenheit, an einer Konferenz zur Strategie der Slumverbesserung teilzunehmen, wo auch Vertreter der verschiedenen Slums teilnahmen. Dabei taten sie ihrem Unmut Kund, wie schlimm Slumverbesserung für sie ist in Bezug zu den Mietpreisen. Diese steigen wegen den Aktivitäten, um das 5-fache, was für viele einfach nicht bezahlbar ist.
Während der Konferenz wurde auch das Fehlen eines Mietgesetzes heftig kritisiert. Trotz verschiedensten Kampagnen, hat die Regierung die Rechte der Mieter gesetzlich noch nicht geregelt. Bewohner können ohne Grund von einem Tag auf den anderen aus ihrer Wohnung rausgeschmissen werden. Wie es der Vermieter gerade will. Gewiss, es sind „informelle“ Siedlungen und die Regierung möchte dies unter keinen Umständen mit einem Gesetz schützen und unterstützen. Aber, über 50% der Bevölkerung von Nairobi lebt ohne fliessendes Wasser und Elektrizität. So ein Mietergesetz sollte doch zuoberst auf der Traktandenliste des politischen Tagesgeschäfts sein, oder? Aber eben, hier geht die Komplexität der Situation weiter, denn rund die Hälfte der Politiker verdient einen Teil ihres Vermögens über Investitionen in Mietwohnungen in diesen Slums. Ein Mietergesetz würde dieser Investition schaden, denn dann dürften die Mieter etwas mehr für ihr Geld verlangen.
Es ist eine sehr verzwickte Sache, wobei die Slumbewohner mit ihren Bedürfnissen und Wünschen meistens nicht wirklich einbezogen werden, leider.

Sonntag, 22. Juli 2007

Matatu

Matatus gehören zu Kenya wie die Massai, die Akazienbäume und die Nationalpärke. Deshalb möchte ich auch ihnen einen Blog widmen.
Matatus sind in der Regel Nissan-Kleinbusse mit Sitzplätze für 14 Personen. Wie schon bei den Bussen erwähnt, gibt es auch für Mataus keinen Fahrplan. Sie fahren, sobald sie voll sind. Man muss auch da die Nummern auswendig lernen oder sich durchfragen. Während die Busse sich jedoch weitgehend an die Route halten, kann man bei Matatus nie sicher sein, sogar wenn man nachfragt. Matatus sind ebenfalls dafür bekannt, dass sich deren Fahrer an keine Verkehrsregeln halten, sich überall reinquetschen, egal wie schmal die Lücke der aufgestauten Autos auch sein mag und dass sie mit laut dröhnender Musik durch die Strassen rasen. Nachts ähneln gewisse Matatus einem auf vier Räder rollenden Club oder Diskothek, da einige nicht nur mit ohrenbetäubender Musik herumkurven, sondern auch noch diverse, meist blinkende Lichter angebracht haben.
Matatus können "modern" sein, mit Flachbildschirmen ausgerüstet und einigermassen gemütlichen Sitzen. Sie können aber auch die reinsten Rosthaufen auf vier Rädern sein, die sich klappernd einen Weg durch die Automenge bahnen und wo sich der Sitz mit jeder Bremsung ein paar Zentimeter vorwärts verschiebt. Es ist eng in den Matatus und kann auch ziemlich stickig werden. Während bei den Bussen der Fahrpreis auf 20ksh festgelegt ist, variiert er in den Matatus je nach Tageszeit, Verkehr und Wetter von 20 bis 50ksh. In den Matatus fühle ich mich persönlich unsicherer als in den Bussen. Es ist so eng und oft hat man noch die Tasche, das Kind oder die Kartoffelsäcke der Nachbarn mit auf seinem Schoss. So hat ja auch schon ein ganz cleverer Typ versucht, mich Anfang Juni zu bestehlen. Zum Glück war ich schlauer.
Matatus halten dafür überall an und lassen die Passagiere dort aussteigen, wo sie wollen. Sie nehmen Passagiere auch ausserhalb der Haltestellen auf, sofern es einen freien Platz im Fahrzeug hat. Worüber ich immer wieder staune ist die "Logik" der Matatufahrer. Wenn ein Matatu ursprünglich links abbiegen muss, kann es gut sein, dass es zuerst auf der Spur ganz rechts auf einer vierspurigen Strasse versucht, sich soweit an all den anderen Autos, Matatus und Bussen vorbeizuzwängen, nur weil dort grad ne kleine Lücke ist. Dass man danach wieder dreimal die Spur auf äusserst mühsame Weise wechseln muss und man damit schlussendlich gleich schnell ist, scheint niemanden nachdenklich zu machen.

Donnerstag, 19. Juli 2007

Tagesablauf der KenianerInnen

Der Tagesablauf der Kenianer ist sehr spontan und offen, nicht so strukturiert wie bei uns in der Schweiz oder anderen europäischen Ländern. Wenn man jemanden trifft, dann passiert es oft, dass man länger (Stunden!) diskutiert oder was trinken/essen geht. Obwohl Termine vereinbart werden, nimmt man sich viel Zeit für Freunde und Geschäftspartner, die man tagsüber trifft (zum grossen Ärgernis von uns Europäern). Oft bleibt man auch lange im Verkehr stecken, weil es einfach zu wenige Strassen gibt oder weil die Stadtverwaltung gerade entschieden hat zu Stosszeiten die weissen Linien neu zu zeichnen.
Das Mittagessen wird zwischen 12Uhr und 14Uhr eingenommen. Dem Mittagessen wird generell mehr Zeit gewidment. Man isst kein Sandwich am Arbeitsplatz oder mampft und trinkt im Gehen. Nein, man setzt sich hin und diskutiert viel und fröhlich mit Freunden und Tischnachbarn. Es ist immer lustig.
Von Montag bis und mit Samstag gehen die Leute einer Beschäftigung nach. Nur wenige haben eine reguläre Arbeit, wie in der Schweiz oder anderen europäischen Ländern. Rund 60% sind statistisch gesehen „arbeitslos“. D.h. aber nur, dass sie keiner regulären Arbeit nachgehen, sondern im informellen Arbeitsmarkt jobben (von den offiziellen Statistiken nicht gut gedeckt).
Ein durchschnittlicher Arbeitstag dauert mindestens 12 Stunden. Im YMCA Hotel zum Beispiel, arbeitet das Restaurantpersonal von 7 bis 21 Uhr jeden Tag. Unsere Wächter (Tag und Nacht) arbeiten von 6 bis 6. Nach der Arbeit geht es entweder nach Hause oder zur nächsten Arbeit (ein Taxifahrer wäre fast über dem Steuer eingeschlafen, als er mir erklärte, dass er am Tag einer anderen Arbeit nachgeht).
Der Sonntag ist der Kirche gewidmet. Gegenüber unserer Wohnung steht eine grosse Kirche mit einem noch grösseren Parkplatz (sicher drei Fussballplätze gross). Während der Woche ist dieser Parkplatz leer, aber am Sonntag ist er voll. Frühmorgens stellen sich die Glaceverkäufer und einige Bettler entlang der Strasse auf. Dann kommen die Familien in bester Sonntagskleidung und verbringen 3 bis 4 Stunden in oder vor der Kirche. Dabei gibt es viel Musik und Gesang.
Das Konzept Freizeit, das bei uns so wichtig ist, kennen die meisten Kenianer nicht. Man geht mit Freunden oft was trinken oder kocht für seine Gäste, aber sportliche Betätigungen ausserhalb der Schule oder andere Hobbies kennt man hier sehr wenig.
... und es gibt noch viele Aspekte, die ich nicht kenne und verstehe. (Christian)

Mittwoch, 18. Juli 2007

Naivasha und Hell's Gate Nationalpark

Vor ein paar Tagen haben wir einen Ausflug ins etwa 1 1/2 Matatustunden entfernte Naivasha gemacht.Ein paar Kilometer weiter weg von Naivasha liegt der Naivasha See. Berühmt ist diese Region unter anderem wegen der riesigen Rosenfarmen und Gewächshäuser. Es gibt einen Flughafen, von wo mehrmals wöchentlich Tausende von Rosen direkt nach Amsterdam geflogen und von dort weiterverkauft werden. Kenia ist nebst Tanzania DER Rosenliferant. Kein Wunder, die Angestellten schuften bis zum Umfallen für einen Hungerlohn. Sie wohnen mit ihren Familien in dorfähnlichen Ansiedlungen, haben ihre eigenen Schulen und Einkaufsläden. Das Wasser des Sees ist in den letzten 10 Jahren bedenklich zurückgegangen, weil zur Bewässerung der Pflanzen kubikliterweise Wasser aus dem See gepumpt wird.
Im See leben Flusspferde und Seekühe. Letztere konnten wir sogar von Weitem beobachten. Die Nacht haben wir in einer Banda verbracht. Eine Banda ist eine strohbedeckte Hütte. In unserem Fall war es ein Zwei-Zimmerhäuschen mit zwei Etagen, Strom und Wasser. Unten hatte es eine Küche im überdachten Freien, ein Bad und ein Schlafzimmer, im oberen Stock befand sich ein gemütliches, mit geflochtenen Korbmöbeln ausgestattetes Wohnzimmer und ein zweites Schlafzimmer. Wir genossen die Ruhe der Umgebung sehr.
Am anderen Morgen machten wir uns auf Richtung Hell's Gate Nationalpark. 2 Kilometer vor dem Parkeingang mieteten wir Fahrräder. Diese waren zusammengeschweisste und -geflickte Ersatzteillager, deren Bremsklötze definitiv schon bessere Zeiten gesehen hatten und deren Gangschaltung sich nur noch zur Verzierung an Ort und Stelle befand. Die Strassen zum und im Nationalpark waren steinig, holperig, löchrig oder sandig. Es kostete mich einiges an Anstrengung, Nerven und Schweiss, diese Fahrt überhaupt zu Ende zu bringen, aber es hat sich gelohnt.
Der Hell's Gate Nationalpark ist der einzige seiner Art, den man nicht im Fahrzeug durchqueren MUSS. So konnten wir aus nächster Nähe Zebras, Warzenschweine, Giraffen, Affen und Antilopen sehen. Oft grasten die Tiere nur zwischen 20 und 40 Meter von uns entfernt im wadenhohen Gras oder überquerten den Weg. Meistens wurden wir kritisch von ihnen beäugt.
Nach 1 1/2 Stunden erreichten wir den Eingang vom Hell's Gate. Das ist eine Schlucht im Park. Wir stiegen hinter einem Massai den steilen Pfad herab bis hinunter in die Schlucht Er führte uns an kleinen Bächen und von Thermalwasser gespeisten Quellen vor zu einem Seitenarm der Schlucht, wo "Tomb Raider II" mit Angelina Jolie gedreht wurde. Der Boden der Schlucht hat sich in den letzten 10 Jahren um etwa 10 Meter gesenkt, durch das Auswaschen lockeren Geröll zwischen den Felsen. An der engsten Stelle konnten wir sogar ein Babyexemplar einer braunen Mamba (Giftschlange) beobachten.
Der Rückweg ging dann um einiges leichter und schneller und wir erreichten Nairobi noch vor dem Eindunkeln. Der Ausflug war super, auch wenn mir danach der Allerwerteste ein paar Tage lang wehtat.

Montag, 16. Juli 2007

Sozialwesen

Auf dem Papier gibt es auch in Kenia eine Sozialversicherung. In der Realität sind die meisten Kenianer, auch die des Mittelstands, vom Absturz in die Verarmung bedroht und können sich die Versicherung nicht leisten. Nach wie vor sind die meisten Kenianer im Alter oder im Falle einer Krankheit auf die Unterstützung der Familie angewiesen. Die Rechtsverfassung wurde in den Jahren 1965, 1966 und 1974 geschrieben und scheint seit damals nicht mehr erneuert worden zu sein.
Mutterschaftsurlaub ist hier ein Fremdwort. Die meisten Kenianerinnen gebären zu Hause, weil sie sich keine medizinische Unterstützung leisten können. Für gewisse Krankheiten wie Tuberkulose, Sexuell Übertragbare Krankheiten und AIDS (wobei die beiden erst erwähnten in mehr als 50% bei HIV-positiven Personen vorkommen, wegen des geschwächten Immunsystems) ist die Pflege in staatlichen Spitälern gratis. Die Medikamente jedoch zum Teil nicht, wenn ich das richtig verstanden habe. Jedenfalls kann es vorkommen, dass man im Bus sitzt und es kommt eine zerlumpt und krank aussehende Person herein mit einem offiziellen Schreiben der Regierung, dass sie Geld für Medikamente sammeln darf.
Zur sozialen Situation: Nairobi ist sowohl hinsichtlich der Wirtschaft als auch der politischen und internationalen Kommunikation das Zentrum des Landes. Auch der Tourismus hat in den letzten Jahren immer mehr zugenommen; die industriellen Erzeugnisse sind Textilien, Transportmittel, Baustoffe und Nahrungsmittel. Mit den fast drei Millionen Einwohnern gilt die Stadt allerdings auch als eine der unsichersten in ganz Afrika. An der Tagesordnung sind Angriffe auf Polizisten und Fahrgäste von Bussen ebenso wie Drogenhandel und Schutzgelderpressungen.
Diesen Abschnitt habe ich aus dem Internet. Dazu möchte ich sagen, dass ich bisher zum Glück nicht viel davon mitbekommen habe und dass diese Dinge wohl vor allem in den Slums geschehen. Wenn man bedenkt, dass zwischen 500.000 und einer Million Einwohner Nairobis in Kibera leben und es um Nairobi herum über 140 Slums gibt, die von Banden und Milizen wie den Mungiki (habt ihr vielleicht in den Nachrichten gehört) kontrolliert werden, dann liegt es auf der Hand, dass vor allem die Jugendlichen sich diesen anschliessen. Schliesslich sind rund 42% der kenianischen Bevölkerung unter 15 Jahre alt. (Zum Vergleich: In der Schweiz sind es 16%).
In Nairobi hat man auch wenig Vertrauen in die Regierung, da Veränderungen viel zu langsam durchgesetzt werden und man sich in erster Linie selbst für sein Leben und Überleben verantwortlich fühlt. Fast 80% der Menschen in den Slums müssen mit weniger als einem Dollar pro Tag auskommen, was sich mit den Steigerungen der Preise für Grundnahrungsmittel und Busfahrten nicht vereinbaren lässt. Allgegenwärtig ist auch der Verdacht auf Korruption und der gemeinsamen Machenschaften von Milizen und Regierungsmitgliedern. Ein Projekt zur Verbesserung der sozialen Situation in Nairobi trat im Oktober 2004, am Weltsiedlungstag, in Kraft (Slum upgrading blog folgt). Besonders wichtig wird es aber auch sein, sich um die Jugendlichen und deren Integration zu kümmern, da sie mittlerweile immer weiter in die Kriminalität gedrängt werden. Die Arbeitslosigkeit in Kenia liegt bei ca. 50%, das Bruttoinlandsprodukt (BIP) liegt bei ca. 17,1 Mrd. Franken, das Prokopf-BIP beträgt etwa 450 Franken. Mehr zu Kenia findet ihr auch unter der folgenden Internetseite: http://de.wikipedia.org/wiki/Kenia.

Sonntag, 15. Juli 2007

Klima

Kenia kann in zwei Klimazonen unterteilt werden: Im Hochland, das höher als 1.820 m liegt, kommt es von April bis Juni und von Oktober bis November zu Regenperioden. Der Niederschlag fällt meist nachmittags, abends und nachts. Die Nächte sind relativ kühl. Die kälteste Zeit in dieser Region liegt im Juli und August mit etwa 10 °C Durchschnittstemperatur. Die warme Periode liegt im Januar und Februar mit 25 bis 26 °C Höchsttemperatur. Die Luftfeuchtigkeit beträgt etwa 65 Prozent (Schweiz Juli: 72-94%) . In Nairobi liegen die Temperaturen im Juli bei angenehmen 11 bis 21 °C und im Februar bei 13 bis 26 °C. Die jährliche durchschnittliche Niederschlagsmenge liegt in Nairobi bei 958 mm (in der Schweiz ca. 800mm) Die Zahl in der Schweiz ist zwar ähnlich wie in Nairobi, aber hier kann es sehr schnell, sehr viel aufs Mal regnen und da der Boden so trocken ist, kann er die Wassermenge nicht aufnehmen und es kommt sehr rasch zu Überschwemmungen. Man muss auch bedenken, dass diese Regenmenge während der zwei Regenzeiten fällt und nicht übers ganze Jahr verteilt ist wie in der Schweiz.
Am Victoria-See sind die Temperaturen viel höher, hier gibt es zum Teil auch starke Regenfälle. Das eher gemäßigte Klima macht den Aufenthalt im Hochland angenehmer. An der Küste liegen die Temperaturen zwischen 22 und 32 °C, und die mittlere Luftfeuchtigkeit beträgt etwa 75 Prozent. Der meiste Niederschlag fällt von April bis Juni. Die trockensten und wärmsten Monate sind Januar und Februar.
Ja, so steht es im Internet geschrieben. Die Wahrheit ist, dass es momentan alles andere als "angenehme" 11 °C ist, sondern eher sehr kühle bis kalte 11°C (wie kann man schreiben, dass 11°C angenehm ist, wenn man nicht gerade aus Grönland stammt?). Nebst der Kälte ist es auch sehr trüb, bedeckt und sieht oft regnerisch aus, obwohl es seit 3 Wochen nicht mehr geregnet hat. Von der oben erwähnten 65%igen Luftfeuchtigkeit spürt man übrigens gerade sehr wenig. Mich dünkt es eher SEHR trocken und meine Schleimhäute stauben nur so vor sich hin. Um es kurz zu machen: Die zweite Wolldecke kommt seit einigen Wochen nachts zu vollem Einsatz, die Balkontür bleibt verschlossen, gelüftet wird nur morgens 10 Minuten und wenn ich raus gehe, dann wechsle ich zwischen Jäckchen und dicken Pulli ab und werfe mir auch noch immer ein so wunderschönes und hier gerade gross in Mode stehendes Tuch um, das aber eigentlich aus dem Nahen Osten stammt und nicht etwa typisch kenianisch ist. Also lasst es euch gesagt sein: Kenya kann SEHR kalt sein (nicht ganz so kalt wie Namibia allerdings ;-)

Samstag, 14. Juli 2007

Nachtleben und Musik

Das Angebot in Nairobi ist gross. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, etwas trinken zu gehen und nachher ausgiebig zu tanzen. Man sollte weder als Mann noch als Frau allein ausgehen. Es gibt sowohl bei uns in Westlands als auch im Stadtzentrum oder ausserhalb diverse Bars, Pubs, Discos und Clubs. Man kann drinnen, aber manchmal auch draussen sitzen. Die Lokalitäten sind oft bis in die frühen Morgenstunden geöffnet. Es gibt auch ein Kasino. Nebst kleinen Snacks und Drinks, die man fast überall bekommen kann, hat es in manchen Lokalen auch Livemusik mit Raggae und traditioneller afrikanischer Musik. Die gleiche Musik, die tagsüber in den Matatus oft in voller Lautstärke von vorne nach hinten gespielt wird.
Es gibt auch häufige nationale oder internationale Musik-, Tanz- und Akrobatik-Shows in Nairobi, sei es in großen Hotels, Theaterspielstätten, Schulen oder Kulturzentren.
Die unbestritten bekannteste Band aus Kenya ist die Safari Sound Band, die bereits unzählige Male mit Platin ausgezeichnete Alben veröffentlichen konnte. Auch in Europa feierte die SSB bereits große Erfolge auf Tourneen.
Kenya hat eine reiche Chormusikszene mit einer starken Betonung auf religiösen Gesang (Gospels).
Ansonsten lieben es die Kenianer wie wohl die meisten Afrikaner, sich zu all möglichen Klängen und Rhythmen zu bewegen, sei es in traditioneller Kleidung oder auch leicht bekleidet in Clubs. So waren wir vor kurzem in einem Club, den man beinahe als Stripclub bezeichnen könnte. Dort tanzten schwarze Schönheiten nur mit Unterwäsche und hochhakigen Schuhen bekleidet zwischen Barstühlen und Sofas und bewegten ihre fast makellosen Körper zu der lauten Musik. In diesem Club sassen erstaunlicherweise auch zahlreiche Frauen, aber leider natürlich auch unsympathisch dreinschauende weisse Männer. Während es in Europa oder Nordamerika nicht erlaubt wäre, eine der Frauen zu berühren, so war das in diesem Club zu unserem Erstaunen Gang und Gäbe. Und fast jede der Tänzerinnen hatte innert kürzester Zeit ein paar Shilling Noten in ihrem Höschen stecken...


Freitag, 13. Juli 2007

Murphys Law

Bestimmt kennt ihr das, wenn alles schiefgeht, was schiefgehen kann. Das ist Christian und mir kürzlich passiert. Wir hatten uns mit einem befreundeten Pärchen verabredet. Die Zwei wollten uns ursprünglich mit dem Auto abholen kommen. Doch dann steckten sie im Stau fest und schlugen uns vor, ein Matatu zu einem bestimmten Treffpunkt zu nehmen. Da wir die Strecke jedoch nicht kannten und es bereits am Eindunkeln war, beschlossen wir, beim Taxidienst anzurufen. Dort versprach man uns, dass in sieben Minuten jemand kommen werde, der sich in der Gegend auskenne. 15 Minuten später sassen wir im Taxi und schon da beschlich mich ein komisches Gefühl. Der "sich sehr gut in dieser Gegend auskennende" Taxifahrer musste nämlich bevor wir überhaupt losfuhren, mit seinen Kollegen per Funk und Handy Kontakt aufnehmen, um nachzufragen, wohin er genau fahren müsse. Wir erreichten die grosse Strasse, entlang welcher der Treffpunkt sich befinden sollte. Der Taxifahrer schlich wie eine Grossmutter der Strasse entlang. Die Autos hinter uns hupten und überholten schliesslich in gefährlichen Manövern. Die Strasse war sehr dunkel, da es keine Strassenbeleuchtung gab. Der Taxifahrer bog in eine Seitenstrasse, wo er in einem Restaurant nach dem Weg fragen wollte, ich sagte ihm, er solle einfach weiter geradeaus fahren. Er wendete sehr umständlich den Wagen und rollte zurück auf die Strasse. Er fuhr weiter, oder besser gesagt, er schlich weiter. Meine Nerven! Ich sagte zu Christian, dass ich jetzt dann bald selber das Steuer in die Hand nehmen würde, sonst wären wir in drei Jahren noch nicht am Ziel. Schliesslich bog der Fahrer in eine Tankstelleneinfahrt ein, wo er nach dem Weg fragen wollte. Ich kochte unterdessen auf dem Rücksitz vor Wut. Als der Fahrer endlich weiterfuhr, hatte ich schon längst keine Lust mehr überhaupt noch wegzugehen. Doch wir erreichten schliesslich unsere Ziel nach 30 Minuten, wofür wir eigentlich nur 10 Minuten gebraucht hätten. Als dann der Taxifahrer auch noch 1000ksh verlangte für eine Fahrt, deren Festpreis bei 400ksh lag, flippte unser befreundets Pärchen fast aus, vor allem als der Fahrer in Kiswahili unserer kenianischen Freundin sagte: Lass die doch das bezahlen. Schliesslich konnten wir den Streit schlichten und fuhren im Wagen unserer Freunde zum Restaurant. Wir bestellten schon nach wenigen Minuten unser Essen bei einer sehr nervös wirkenden Kellnerin. Nach 40 Minuten fragten wir bei einer anderen Kellnerin nach, ob das Essen denn bald käme. Ich starb schon fast vor Hunger, es war ja auch bereits 20:30 Uhr. Die andere Kellnerin fragte: "Welches Essen? Es ist keine Bestellung beim Koch eingegangen!" Da platze mir fast der Kragen! Während wir erneut unsere Bestellung aufgaben, spielte ich kurz mit dem Gedanken, mich an den Kissen im Restaurant zu vergehen oder zu Fuss zum nächsten Shoppingcenter zu laufen, dort einzubrechen und mir eine Scheibe Toast zu schnappen. Unser Essen kam dann um 21:40! Ich war kurz vor dem Amoklauf. Aber es hat geschmeckt. Hier fragt ihr euch vielleicht langsam, ob wir überhaupt jemals heimgekommen seid. Nun, diese Frage kann ich mit einem ganz klaren Ja beantworten. Viel mehr ging dann Gott sei Dank nicht mehr schief.

Dienstag, 10. Juli 2007

Jeans

Kürzlich wollte sich Christian neue Jeans kaufen gehen. Das ist in Kenya kein einfaches Unterfangen. Es können sich einem da gewisse Hürden in den Weg stellen. Eine davon ist der Preis in den Shopping-Malls, der zum Teil sogar noch Schweizer Preise übersteigt, dann die Grössenangaben, die etwas gewöhnungsbedürftig sind und dann die Schnittformen, die beinahe an Körperverletzung grenzen. In Westlands gibt es aber ein von aussen sehr klein aussehenden Laden, der beim Eintreten in den unteren Stock beinahe unvorstellbare Dimensionen annimmt. Dort gibt es viele ganz kleine Shops. Die Shops sind oft nur ca. drei auf zwei Meter gross und es stehen oder sitzen mindestens drei Menschen drin. Die Kleider sind mit Kleiderbügeln an der Gitterwand aufgehängt. Man sagt, was man möchte und die Verkäufer stechen in alle Richtungen davon und bringen jenste Kleider, aber ganz sicher nicht das, was man haben möchte. Man erklärt also nochmals und beim zweiten Anlauf klappts dann etwas besser. Dann bekommt man immerhin, was man möchte, wenn auch noch nicht in der richtigen Farbe, Form oder Grösse. Wenn man in Begleitung im Shop ist, wird auch die zweite Person, die eigentlich gar nichts kaufen möchte, gleich mit Kleidern behängt. Mir erging das so. Ich musste ein hübsch anzusehendes Top anziehen, obwohl ich gar keins brauche. Natürlich fand der Verkäufer, dass es mir ungeheuer gut stand und ausserdem sei es auch gar nicht teuer. Ich fragte wie viel, nur um zu schauen, was er mit "gar nicht teuer" meinte. Das war ein Fehler, denn sobald man nach dem Preis fragt, zeigt man Interesse, obwohl ich eigentlich keines hatte, denn mir gefiel die Farbe nicht. Ich schüttelte also den Kopf. Daraufhin kommt die Frage, wie viel ich denn bezahlen möchte. Aha, daher weht der Wind. Ich sage, dass es nicht der Preis ist, sondern die Farbe. Daraufhin meint der Verkäufer, dass genau diese Farbe mit einem schwarzen T-Shirt - ich trage ein cremefarbenes - super an mir aussehen würde. Mein nächster Fehler: Ich sage, ich hab aber kein schwarzes T-Shirt. Darauf der Verkäufer schlagfertig: Ich kann dir welche zeigen. Ja, sicher kann er das. Das habe ich nie bezweifelt. Gott sei Dank hat sich Christian inzwischen für eine Jeans entschieden und wir können den gigantischen, unterirdischen Kleidermark mit dem Versprechen, bald wieder zu kommen, verlassen. Und ich bin einmal mehr erstaunt darüber, wie schlagfertig und geschäftstüchtig die Kenianer sind!

Montag, 9. Juli 2007

Busfahren in Kenia

Da ich beinahe täglich ins Kemri fahre und die Strecke mit Matatu und Bus zurücklege, dachte ich mir, dass dies einen Blogeintrag wert ist. Immerhin läuft das Busfahren hier doch ein wenig anders ab. Zuerst einmal gibt es keinen Fahrplan. Man stellt sich also einfach bei der Haltestelle hin und wartet, bis der richtige Bus kommt. Es gibt verschieden Busse: Die grünen City Hoppa's, die blauen KBS (Kenya Bus Service) und die violetten Double M. Den richtigen Bus erkennt man an der Nummer, die beim Fahrer vorne am Armaturenbrett steckt oder die der Kondukteur oft nervös durchs Seitenfenster streckt und schwenkt. Dabei kann es vorkommen, das die Nummer plötzlich während des Herumschwenkens ändert, weil der Kondukteur entscheidet, dass er die Route wechseln möchte. Man muss also erstens sehr gut schauen, wo man einsteigt und zweitens die Nummern kennen. Am besten fragt man dann auch immer noch bevor man einsteigt, nach der Haltestelle, wo man aussteigen möchte. Je nach Tageszeit kann man nicht lange herumfakeln und fragen, sondern steigt mal ein, sprich zwängt und drängelt neben den anderen Menschen zum Einstieg und fragt dann halt sicherheitshalber erst wenn man im Bus ist nach. Der Bus fährt übrigens erst los, wenn jeder Platz besetzt ist. Man sucht sich also einen freien Platz, während der Bus sich schon in Bewegung gesetzt hat. Sitzen mal alle, schnallt sich der Kondukteur seinen Billetknipser um und geht durch die Reihen. Eine Fahrt mit dem Bus kostet 20ksh, egal ob man eine oder zehn Stationen mitfährt. Man bezahlt und bekommt dann ein kleines Ticket, das man aufbewahren muss, bis man wieder aussteigt. Es kann nämlich vorkommen, dass jemand das Ticket nachkontrollieren möchte. Will man aussteigen, sagt man das entweder dem Kondukteur oder marschiert dem Ausgang entgegen, worauf der Kondukteur dem Fahrer zuruft, er solle anhalten. In manchen Bussen hat es auch Knöpfe, die man drücken kann, wenn man aussteigen möchte. Steigt jemand aus und wird somit ein Platz im Bus frei, schaut der Kondukteur, dass er an der nächsten Haltestelle jemanden findet, der den Platz wieder besetzt. Bezüglich Matatus müsste ich jetzt eigentlich noch einen eigenen Blog schreiben, weil es da noch ein wenig anders zu und her geht. Mal sehen, vielleicht in ein paar Tagen? (Tanja)

Sonntag, 8. Juli 2007

Behinderte Menschen in der kenianischen Gesellschaft

Behinderung ist in Kenia weiterhin ein Tabu. Wieviele Menschen mit Behinderung in Nairobi leben, ist nicht klar, da diese Menschen bei der letzten Volkszählung 1999 nicht mitgezählt wurden. Es gibt allerdings Schätzungen um die 120.000, die Hälfte davon Kinder und Jugendliche. Arten von Behinderungen gibt es viele. Bei den Erwachsenen ist es meist Polio. Bei den Kindern ist die häufigste Behinderung cerebral palsy (geistige und psychomotorische Behinderung), auch Polio des 21. Jahrhunderts genannt. Von 400 Kindern haben 180 diese Behinderung. Die Hauptursache dafür ist der schlechte Gesundheitszustand und die Mangelernährung der Mutter. Klumpfüße treten in Afrika dreimal häufiger auf als in Europa. Bei dieser erblichen Fehlbildung sind die Füße der Kinder um bis zu 90 Grad nach innen gedreht. Wird die Erkrankung nicht frühzeitig mit einer Serie aus Gipsverbänden behandelt, können die Menschen ihr Leben lang nicht richtig laufen.
Die größte Herausforderung ist der mangelnde Zugang zu den grundlegenden Bedürfnissen, wie Gesundheit und Bildung. Das Bildungssystem in Kenia ist alles andere als behindertenfreundlich und das Thema Behinderung ist nach wie vor ein Tabu. Eine Herausforderung für ist auch, dass die Missbrauchsrate bei Kindern mit Behinderungen besonders hoch ist und dass sie sehr oft Opfer von Gewalt werden.
Der wichtigste und letztlich nachhaltigste Ansatz ist "empowerment", das bedeutet die Menschen zu stärken, ihnen (lebens-)praktische Kenntnisse zu vermitteln, sie über ihre Rechte aufzuklären. Dies gilt für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Das lässt sich am besten in Selbsthilfegruppen umsetzen. Es gibt einige Rehabilitationszentren, wo Kinder mit körperlichen Behinderung behandelt, Prothesen hergestellt sowie einheimische Orthopädietechniker geschult werden. Diese Zentren werden meist von westlichen Organisationen gegründet und unterstützt.
Im Dezember 2006 verabschiedete die UN-Generalversammlung eine Konvention zu Menschen mit Behinderungen, die die Reche von Menschen mit Behinderungen schützen soll. Unter anderem haben sich die Regierungen verpflichtet, nationale Gesetze zu prüfen und zu korrigieren, wenn sie behinderte Menschen sikriminieren.


Samstag, 7. Juli 2007

Tourismus

In Kenia findet sich eine Vielzahl an unterschiedlichen Landschaften, die alle charakteristisch für den afrikanischen Kontinent sind. Schöne Küstengebiete und ein langes Korallenriff, weite Savannen mit Großwildtieren, schneebedeckte Gipfel, Wüste und ein kleiner Dschungel (Regenwald). Dies alles ist im wesentlichen für den Tourismus erschlossen, sowohl was den Massentourismus - meist an der Küste - aber auch den Individualtourismus - eher im Landesinneren, z. B. bei der Besteigung des Mount Kenya - angeht. Tragendes Element des Tourismus sind neben den weißen Stränden an der Küste die großen Nationalparks.
Kenia besitzt eine Vielzahl an Nationalparks, die ein wichtiges Standbein für den Tourismus darstellen. Der größte Nationalpark ist der Tsavo Nationalpark, der in Ost und West gegliedert ist. Der bekannteste Nationalpark Kenias ist die Massai Mara, der nördliche Ausläufer der Serengeti. Hier findet man besonders in den Monaten Juli und August einen großen Tierreichtum, bedingt durch die atemberaubenden Herdenwanderungen, bei denen meist der gesamte Horizont mit abertausenden Gnus, Zebras, Antilopen, Büffeln und Impalas übersät ist. Kleinere bedeutende Nationalparks sind Amboseli, Kimana und Meru. Ebenso sehenswert ist der Nationalpark in Nairobi, ein kleineres tierreiches Reservat inmitten der Hauptstadt. Wohl nirgends sonst kann man Giraffen und Zebras so dicht vor einer Großstadtskyline beobachten. (Tanja)

Freitag, 6. Juli 2007

Hochzeit in Kenia

Bei der Eheschliessung in Kenia spielen die Stammesrituale offenbar eine grosse Rolle. Hier Beispiele der Massai und der Suaheli. Begleitet von den Worten "Möge Gott Dir viele Kinder schenken" spuckt der Vater der Massai-Braut seinen Segen für das Paar mit Milch auf deren Kopf und Brust. Dann macht sich das junge Mädchen auf den Weg zu ihrem Bräutigam, einem von den Eltern ausgewählten, wahrscheinlich wesentlich älteren Mann, den sie nicht kennt. Umschauen darf sie sich nicht sonst wird sie zu Stein, glauben die Massai. Damit die Braut heile bei ihrem zukünftigen Gatten ankommt, wird sie von den Angehörigen ihres Bräutigams notfalls auf Händen getragen: Steine und Blätter werden aus dem Weg geräumt und die Braut über Flüsse transportiert. Schließlich muss sie selbst noch einiges ertragen:Die weiblichen Verwandten des Bräutigams beleidigen die Braut, und schmieren ihr sogar Kuhdung auf den Kopf. Die Art, wie die Braut auf diese Kränkungen reagiert, verrät, wie sie die Herausforderungen der Ehe bestehen wird.
Ganz anders wird das Heiratsritual für die Braut bei den Suaheli vollzogen. Vor der Zeremonie gibt's für die Braut ein Verwöhnprogramm pur. Sie wird mit Kokosnussöl massiert und mit Sandelholz parfümiert. Ihre Haut wird an Armen und Knöcheln mit Henna-Mustern bemalt. Danach weist sie eine somo, eine ältere Frau des Stammes, in die Gefälligkeiten einer guten Ehefrau gegenüber ihrem Mann ein - im Klartext: sie klärt sie auf. Am Tag der Hochzeit lüftet der Mann in der Brautkammer im Rahmen der Eheschließung den Schleier seiner Braut - und sieht deren Gesicht vielleicht zum ersten Mal. Die besorgte somo versteckt sich übrigens manchmal unter dem Bett für den Fall, dass es beim Eheschluss Probleme geben sollte. Die eigentliche Hochzeit wird jedoch bei der Zeremonie in einer Moschee besiegelt, an der nur
Männer teilnehmen dürfen. (Tanja)

Donnerstag, 5. Juli 2007

Schulbildung in Kenia

In den nächsten Tagen schreibe ich gerne, über die von euch vorgeschlagenen Themen. Heute über die Schulbildung in Kenia.
Der Lehrplan orientiert sich am sog. 8-4-4-System, das das koloniale Schulsystem ablöste, das heißt acht Jahre Grundschule, vier Jahre Gymnasium und vier Jahre Hochschule. Jedes Jahr findet zwischen den Schulen ein spannender Wettkampf um die höchsten Punktzahlen im nationalen Wettbewerb statt. Die besten Schüler des Landes erhalten vom Präsidenten manchmal einen Ochsen oder ein Universitätsstipendium.
Kindergärten sind überwiegend auf die Städte beschränkt und kostenpflichtig. Sie werden meist von bildungsstarken und wohlhabenderen Eltern verlangt.
Besonders auf dem Land wurden viele Grundschulen nach dem Harambee-Prinzip unterhalten, d.h. die Eltern finanzierten sie durch Spenden selbst. Diese Schulen waren in jeder Hinsicht arm. Diese Situation verbesserte sich erst, als 2003 die Regierung um Präsident Kibaki ihr Wahlversprechen einlöste und das Schulgeld für die "Primary Schools" abschaffte. Damit ermöglichte sie zum ersten Mal den Zugang zur Bildung für Kinder aus ärmeren Familien. Es gingen plötzlich 1,7 Millionen Kinder mehr zur Schule. Jedoch blieben Investitionen im Bildungssektor aus, und das Schulsystem ist kaum im Stande, der steigenden Anzahl von Schülern gerecht zu werden. Das Lehrer-Schüler-Verhältnis ist auf 1:100 gefallen, ein qualitativ guter Unterricht ist daher kaum möglich. Zudem nimmt die Zahl der Lehrer kontinuierlich ab.
Weiterführende Schulen (Klasse 9-12) sind kostenpflichtige Gesamtschulen. Aufgrund der Kosten sind diese Schulen für große Teile der Bevölkerung unzugänglich, auch wenn die Privatschulen Stipendien vergeben. Einige Schulen nehmen kostenlos nur begabte Kinder aus den Slums auf.
Eine Berufsausbildung, wie sie bei uns bekannt ist, existiert in Kenia nicht. Entweder erfolgt eine Art Ausbildung im Betrieb (in-service-training) oder an einer in den Städten zahlreichen Privatinstituten, etwa für Kfz-Mechaniker, Coiffeure oder Computerfachleute. Alle diese Ausbildungen kosten Geld. Ein Hardware-Fachmann wird z. B. in Nairobi für ca. 3200CHF in 18 Monaten ausgebildet. So eine Ausbildung kann die Chancen auf dem freien Markt enorm erhöhen.
Noch immer zieht es die Elite des Landes vor, ihre Kinder in Großbritannien oder den USA studieren zu lassen. Deshalb sieht man in der Tageszeitung auch immer wieder Werbung für diverse Schulen und Universitäten im Ausland. (Tanja)

Mittwoch, 4. Juli 2007

Fahrrad fahren in Nairobi

Das Fahrrad fahren ist wohl die Tätigkeit, die ich hier am meisten vermisse. In Bern habe ich ja fast täglich das Fahrrad benutzt, manchmal sogar im kalten Winter. Hier ist es generell schwierig, draussen Sport zu treiben. Unlängst fragte mich jedoch jemand aus der Heimat, warum ich hier denn nicht Fahrrad fahren würde. Dafür gibt es eine einfach und stichhaltige Erklärung: Ich hege keine Selbstmordgedanken. Man sieht hier durchaus äusserst mutige Menschen - Mut ist das andere Kriterium, um hier Fahrrad zu fahren - die täglich mit dem Velo unterwegs sind. Sie haben dabei meist fünf bis sechs Kisten auf dem Gepäckträger geladen und schwanken gefährlich auf ihren zwei Rädern. Diese Männer sind mutig genug, sich den herumrasenden Matatus in den Weg zu stellen, haben gute Augen, um den kleineren und grösseren Schlaglöchern auszuweichen und offenbar leiden sie noch nicht an Asthma, was aber bei den Abgasen, die hier in der Luft hängen nur eine Frage der Zeit ist. Ihr seht also, das Fahrrad dient hier in allererster Linie dem Transport und keineswegs dem Vergnügen einer sportlichen Tätigkeit. (Tanja)

Dienstag, 3. Juli 2007

Chapati-Rezept (ähnlich wie Pizzateig)

Einfach und typisch kenianisch.

Zutaten:
0.5 kg Mehl,
1-2 Esslöffel Oel,
1 Kaffeelöffel Salz
2-3 dl Wasser.

1) Alle Zutaten mischen, kneten und 15 bis 30 Minuten ruhen lassen.
2) Dann in vier Teile schneiden und dünn auswallen (<5mm).
3) jede einzelne Form mit wenig Oel bestreichen und zu einer Wurst aufrollen. Diese Wurst wiederum aufrollen (Schneckenhausform, siehe Bild) und auf beiden Seiten bemehlen.
4) Jetzt den Teig nochmals zu einer runden Form auswallen und mit etwas Oel beidseitig ca 3-5 Minuten in der Pfanne hellbraun backen.
... und fertig!
Dazu passen rote Bohnen, grüner Salat, Gulasch-Suppe, dicke Gemüsebrühe oder nur Butter.
(Herzlichen Dank an Sabine Kania fürs Rezept)

Samstag, 30. Juni 2007

Ideen sind gesucht

Und zwar bezüglich Blogthemen. Da ich nicht immer übers Wetter, die Arbeit, das Essen und die Stromausfälle schreiben kann, bin ich froh, um jede Idee von euch, unsere treuen Blogleser. Wenn es also etwas gibt, was ihr schon lange über Nairobi, die Einwohner, die Pflanzenwelt oder was weiss ich, wissen wolltet, dann fragt doch einfach nach unter tanja.hort@gmail.com und ich kann die Frage aufgreifen, oder es wenigstens versuchen und einen Blog dazu schreiben. Ich freue mich über eure Ideen und Anregungen. Danke.

Freitag, 29. Juni 2007

Westlands, wo wir leben.

Donnerstag, 28. Juni 2007

Visum

Gestern morgen waren wir im Immigration Office, um unsere Visas zu verlängern. Und ich sags gleich vorne weg: Es ist weniger kompliziert und braucht weniger Nerven als bei der Post ein Paket aus der Schweiz abzuholen! Man steht an einem Schalter an, bekommt zwei Formulare und den Hinweis, dass man zwei farbige Passfotos haben und 2200ksh (= 40 CHF) bezahlen muss. Die Formulare müssen genauestens ausgefüllt werden. Dann steht man wieder am gleichen Schalter an, übergibt der gleichen grimmig drein schauenden Frau die Fotos, die Formulare und ganz wichtig das Geld. Dass die Frau grimmig dreinschaut, wunderte mich nicht im geringsten. Sie sitzt den ganzen Tag in diesem kleinen, schwach beleuchteten und vergitterten Räumchen, erzählt hunderten von Leuten dasselbe und sieht kein Tageslicht bevor sie am Abend wieder nach Hause geht. Die Frau schickte und also für "a few minutes" in die Sitzecke zum Warten. Ich war ja schon gespannt, was "a few minutes" bedeuten. Das kann in Kenia nämlich, so habe ich inzwischen herausgefunden, so einiges bedeuten. In unserem Fall bedeutete es bloss eine knappe halbe Stunde Wartezeit. Ich wurde dann mit "Hot" anstatt Hort aufgerufen und musste auf einem anderen Formular an einem anderen Schalter Autogramme verteilen. Dann wurden Christian, ich und ein paar andere Wartende gebeten, einen Herrn im Anzug zu begleiten. Eine Britin hinter uns flüsterte todesmutig, dass wir nun wohl in die "Todeskammer" gebracht würden und kicherte mit ihrer Freundin vor sich hin. Wir mussten uns vor einem anderen Raum setzen und wurden wieder einzeln aufgerufen, um uns in die "Todeskammer" zu begeben. Ich wurde diesesmal mit meinem Vornamen aufgerufen, diesen jedoch falsch ausgesprochen "Tantscha", denn j wird hier wegen des Kiswahilis als tsch ausgesprochen. In der "Todeskammer" wurden Fingerabdrücke genommen. Ihr habt recht gelesen. Ich musste dies vorher noch nie machen. Kam mir wie eine Verbrecherin vor. Die ganzen 10 Finger waren danach vollgeschmiert und man bekam einen Wattebausch und ein wenig Benzin, mit dem sich das Geschmiere zwar wegputzen lies, leider war das Benzin aber so stark, dass sich auch fast noch die Fingernägel in Luft auflösten. Wir erhielten einen "Entlassungsschein" mit dem wir bei der grimmigen Dame unsere gestempelten Pässe wieder abholen und in die Freiheit treten konnten.
Am Nachmittag konnten wir unseren Rückflug für den 23. August umbuchen. (Tanja)

Mittwoch, 27. Juni 2007

Afrikanische Grippe

Diese Woche haben mich sehr böse, afrikanische Viren ins Bett gezwungen. Ich lag drei Tage lang mehr tot als lebendig unter den Laken und Wolldecken und schwizte, fror und fieberte ziemlich leidend vor mich hin. Diese Viren sind richtig fies und gemein und können einen sich echt elend fühlen lassen. Mein europäisches Immunsystem war so damit überfordert, dass ich kurzfristig zwischen zwei Fieberschüben schon an eine Malaria gedacht hatte, die ja auch grippeähnliche Symptome mit Kopf- und Gliederschmerzen hervorrufen kann. Jetzt nach unzähligen Stunden des Herumliegens und vielen Medikamenten scheinen die bösen Viren ihren Rückzug anzutreten und es gilt, mich noch von wenigen von ihnen zu befreien. Darum kann ich hier auch noch nicht berichten, ob Judd sich nun schlussendlich über die Laborrenovation gefreut oder geärgert hat.

Montag, 25. Juni 2007

Mit Hammer und Meissel


Vor ein paar Tagen hat der Umbau im Labor begonnen. Ich hab ja zuvor gedacht, dass dies eine Sache von zwei, drei Stunden ist. Auch mein Arbeitskollege Brian, mit dem ich das meiste organisiere, dachte nicht daran, dass es länger dauern könnte. Schliesslich hatte der Typ der Ingenieursfirma mit seinem Anzug einen recht kompeteten, wenn auch wenig sympathischen Eindruck hinterlassen. Doch dann stand Jackson, ein kleiner, dünner Mann mit beginnender Glatze mit seinem kleinen Rucksack vor der Tür. Er begann sein Werkzeug auszupacken: zwei, drei alte Schraubenzieher, einen Hammer, einen Meissel, einen auseinanderfallenden Hobel, diverse Holzklötzchen, eine kleine Zange, einen Winkelmesser und ..... einen Handbohrer. Ihr wisst schon, so ein Ding, das vorne an eine Spirale erinnert und hinten eine Art Hebel hat. Damit bohrte er dann diverse Löcher in die sehr stabile Wand. Man kann sich vorstellen, dass das nicht gerade zackig vorwärts ging. Als er ein Loch aus der Arbeitsbank ausstanzen sollte, begann er ziemlich zu schwitzen. Er brachte es fertig, ein Loch zu bohren und dann mit Hammer und Meisser den Rest auszuklopfen. Na ja, es wird nicht grad das sein, was sich mein Chef Judd unter einem runden Loch mit Plastikabdeckung für die diversen Kabel des Computers und des Flowzytometers vorgestellt hat. Es sieht eher aus wie ein rechteckiges, fast Handy grosses Loch mit unschönen Rändern. Aber es erfüllt den Zweck! Der arme Jackson, der übrigens im Gegensatz zu seinem Chef nicht mit einem dicken Auto zur Arbeit fährt, sondern wie Otto-Normalverbraucher mit dem Matatu zur Arbeit muss und die dementsprechende Ausrüstung hat, wurde natürlich an einem Tag nicht fertig und musste nochmals kommen. Er bohrte noch mehr Löcher und strich dann mit Pinsel und Farbe die an die Wand ziemlich schief angebrachten Regalbretter. Dabei musste er sehr umständlich auf die Arbeitsbank klettern, weil er zu klein war, um vom Boden aus an die Bretter zu gelangen. Ein paar Mal stand er auch Kopf schüttelnd vor den schiefen Brettern und Brian und ich schauten uns nur an. Mal sehen, was Judd dazu meint und ob seine Vorfreude über den äusserst günstigen Preis zum Schluss noch verdorben wird ;-)

Sonntag, 24. Juni 2007

Armut in Kenia

Vor kurzem habe ich einen Artikel über Armut und Umwelt gelesen und mir gedacht, in unserem Blog kurz zum Thema Armut zu schreiben.
In Kenia ist man unter der Armutsgrenze, wenn man pro Monat weniger als 1’239 KSH (auf dem Lande, 22.50 CHF) beziehungsweise 2’648KSH (in der Stadt, 48.15 CHF) ) zur Verfügung hat. Damit is es einer Person möglich pro Tag 2’250 Kalorien zu sich nehmen. Das sind 700g Landjäger, 550g Nudeln, 400g Schokolade oder 1,1kg Volkornbrot. 50% der Kenianer, d.h. rund 17 Millionen Menschen in Kenia können dies nicht. Im Durchschnitt fehlt es den Armen auf dem Lande rund 20%, das sind rund 240 KSH (4.35CHF) pro Monat, um auf dieses minimale Einkommen zu gelangen. Auf dem Lande leben 11.4 Millionen ‘arme’ Menschen. Pro Monat fehlt diesen also 49.6 Millionen CHF.
Diese wenigen Statistiken sind beeindruckend (finde ich) aber sagen nicht viel darüber aus, wie es den armen Menschen im täglichen Leben geht, sowie denen die nur mit Mühe über diese Armutsgrenze hinauskommen. Leider gibt es davon ebenso viele. Folgende Webseite gibt einen interessanten und guten Einblick in die Lohn- und Preisverhältnisse in Kenia. So günstig ist das Leben für Kenianer nämlich nicht. Man stelle sich nur vor, man müsste in der Migros für 1 Kilo Reis 28.- CHF bezahlen!
http://www.kenyainfo.ch/kenverst/preisver.htm

Donnerstag, 21. Juni 2007

Umbau im Labor

Es sind nicht nur die Taxifahrer und Stromausfälle, die mich auf die Palme bringen können (ganz zu schweigen von den Typen, die mir hinterherlaufen und rufen "How are you, my friend?"), sondern auch die Umbauarbeiten im Labor, die schon seit Tagen hätten erledigt sein sollen. Immer wieder kam irgendwas dazwischen, sei es, dass das Budget für den Umbau von CHF 350.- noch nicht abgesegnet worden ist, ein unvorhergesehener Service am Flowzytometer Vorrang hatte oder mein Chef vergessen hatte, das Datum der Umbauarbeiten zu bestätigen. Jedenfalls war ich an jedem dieser geplanten Umbautage nur deswegen ins Kemri gefahren, um dann vor Ort feststellen zu müssen, dass wieder mal alles verschoben worden ist.
Gestern jedoch hat der Ingenieur begonnen, Schränke zu demontieren, Regale an die Wand zu bringen und diverse Reparaturarbeiten zu erledigen. Heute sollte dann alles so weit fertig werden, dass wir auf- und einräumen können. Ich bin fest davon überzeugt, dass das Labor danach besser aussehen wird und vor allem auch praktischer ist. Auch sonst habe ich schon einige meiner Aufgaben erledigt. Es ist noch viel zu tun, aber der Anfang ist gemacht.

Mittwoch, 20. Juni 2007

Tanja auf der Palme!

Vor ein paar Tagen habe ich über Tanja’s Reaktion geschmunzelt, als sie sich über den unregelmässigen, aber doch stets wiederkehrenden Stromausfall aufregte. Ihr Laptop war nur zu 23% aufgeladen und sie brauchte das Gerät, um an ihrer Arbeit weiterzumachen. Leider weiss man nie, wie lange der Stromausfall bestehen bleibt. Folglich auch Tanja’s heftige Kritik des Energiesektors in Nairobi. Zwar wird in der Zeitung immer wieder ausgeschrieben, wann in welchen Stadtteilen mit Stromausfall gerechnet werden muss, aber an diese Angaben hält sich anscheinend niemand.
Taxifahrer sind eine weitere täglich wiederkehrende Plage für Tanja. In einem Radius von 25m wird von jedem Taxifahrer angenommen, man suche gerade ein Taxi. Man wird also ständig angesprochen und weiss gar nicht so recht was sagen. „No, thank you“ ist Tanja schon längst zu langweilig geworden. Sie antwortet lieber auf Schweizerdeutsch mit „Schönes Auto hast Du!“ (üblicherweise heben Taxifahrer mit einer Hand den Autoschlüssel in die Luft und mit der anderen zeigen sie auf Ihr Taxi, wenn sie „Taxi“ rufen.). Wenn mal wieder Stromausfall ist, dann wird Tanja etwas agressiver gegenüber Taxifahrern: „Dem nächsten haue ich eins drüber!“. So kämpfen wir uns über nairobische Parkplätze und entlang der Strassen, wo es immer und überall von Taxifahrern wimmelt.

Sonntag, 17. Juni 2007

Arboretum

Das Arboretum ist ein botanischer Garten nur für Büsche und Bäume, ein Stück paradiesische Natur in Nairobi. Das Arboretum ist von Westlands, aber auch von der Stadt aus leicht zu erreichen. Viele Nairobianer kommen zum Sport machen, Spazieren oder Picknicken ins Arboretum. Für Pflanzenliebhaber sind die vielen einheimischen aber auch exotischen Baumarten besonders interessant. Für Christian und mich bot das Arboretum am vergangenen Wochenende eine willkommene Abwechslung. Dort fand ein Fest zum Welt-Umwelttag statt. Es hatte auf einer grossen Lichtung zahlreiche Stände von lokalen Ökofarmern und Organisationen, die Umweltprojekte betreuen und unterstützen. Auf einer kleinen Bühne wurde zwischendurch immer mal wieder die eine oder andere Akrobatik- oder Tanznummer aufgeführt. Daneben spielte Musik. Natürlich die typisch afrikanischen Klänge, aber ebenso südamerikanischer Tanzsound. Es hat auch viele Wazungu (Weisse). Überhaupt hab ich noch nie so viele Wazungu an einem Haufen in Nairobi gesehen. Wir fanden an einem der Stände sogar Pesto und einen besonders guten Käse, etwas was in Nairobi sehr schwer zu finden ist!

Im Arboretum soll es anscheinend sogar zwei Naturlehrpfade haben. Daneben gibt es zahlreiche Bänke, die zum Sitzen und Verweilen einladen. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal einfach so in einer Grünanlage gesessen, den Menschen zugesehen und den Vögeln zugehört habe. Mir hat es im Arboretum sehr gut gefallen, eine tolle Möglichkeit, einfach mal abzuschalten!