Donnerstag, 31. Mai 2007

Ihnen war die Angst ins Gesicht geschrieben!

Gestern waren wir kurz vor 19 Uhr einkaufen. Waehrend dem Einkaufen ist es im Westlands (wo wir wohnen) wieder einmal dunkel geworden. Wenn der Strom ausfaellt, dann leuchten auch die Strassenlampen nicht. Nur die Gebaeude mit Generator haben reduziertes Licht. Es ist etwas unheimlich, aber mit dem Abendverkehr gibt es am Strassenrand trotzdem genug Licht. Man muss so frueh am Abend nicht Angst haben als Auslaender in den Strassen zu laufen.
Anscheinend hat niemand dem total veraengstigten Paaerchen erklaert, dass es nicht gefaehrlich ist, so kurz nach dem eindunkeln, nach Hause zu spazieren. Wir sind beim nahegelegenen Verkehrskreisel auf sie gestossen und konnten beobachten wie sie sich mit ihrem Kinderwagen der Strasse entlang kaempften. Man muss wissen, dass es in Nairobi praktische keine Trottoirs gibt. Meistens sind es holprige, zufallsmaessig mit Steinen bepflasterte Erdstreifen, die bei Regen zu richtigen Cross-Country-Parcours werden, wo man von einem einigermassen trockenen Flecken zum anderen huepft. Hier einen Kinderwagen zu stossen, ist ganz schwierig. Auf die Strasse kann man nicht, weil die Autos einfach nicht viel Ruecksicht auf Fussgaenger nehmen.
Umso komischer sah dieses gestresste und veraengstigte Paaerchen aus, die ihren Kinderwagen mitsamt Baby ohne Ruecksicht auf Verluste ueber alle Steine stiess/luepfte und an allen Leuten vorbeidrueckte. Obwohl ich mir die Angst gut vorstellen kann, war die Situation unheimlich komisch. Auch weil der Mann viel schneller war waehrend die Frau mit dem Kinderwagen kaempfte. Not really gentleman-like. Es hat mir wieder einmal gezeigt, wieso die Afrikaner so gerne ueber uns Europaer schmunzeln. (Christian)

Mittwoch, 30. Mai 2007

Ohne Titel

Dieser Blog hat keinen Titel, da ich ihm keinem bestimmten Ereignis oder Erlebnis widmen möchte. Er soll ein bisschen zusammenfassen, was ich die letzten Tage gemacht habe.

Das Wochenende nutzte ich weitgehend dafür, mich mal ein bisschen auszuruhen und für mich zusammenzufassen, was ich in den vergangenen acht Wochen in Nairobi gemacht und erreicht habe.

Der Pfingstmontag in der Schweiz ist hier kein Feiertag und darum liefen die Dinge in gewohnter Betriebsamkeit. Ich hatte die Möglichkeit, nochmals kurz mit der Chefin von PathCare zu sprechen, mit der ich nächste Woche ein längeres Treffen haben sollte. Ausserdem war ich mehr oder weniger den ganzen Montag mit Musa unterwegs, der für MSF Belgien arbeitet. MSF Belgien unterstützt das nebst dem Kenyatta National Hospital einzige staatliche Hospital, das Mbagathi Hospital am Rande von Kibera, dem grössten Slum Afrikas.

Das Mbagathi Hospital hat eine HIV-Klinik, ein In- und Outpatient Zentrum sowie eine Röntgenabteilung und ein kleines Labor. Dort konnte ich zuschauen, wie chemische Analysen halbhautomatisch bestimmt werden, Wurmeier unter dem Mikroskop nachgewiesen und HIV-Analysen und Blutzellzählungen durchgeführt werden. Mir gefiel das Hospital gut. Es hat nur einstöckige Gebäude und liegt in einem sehr üppigen grünen Park. Zwischen den verschiedenen Gebäuden hat es kleine Wege und auf den kleinen Parkflächen gibt es Bänke, wo die Patienten sitzen können, ausserdem zwei Minikioske. Es ist scheint friedlich, obwohl man diesen Gedanken beim Anblick der kranken und ausgemergelten Menschen schnell wieder auf die Seite schiebt.

Musa kennt viele Leute, die mir weiterhelfen könnten bezüglich Jobsuche und möchte mich ihnen mal vorstellen. Tja, dabei hat er wohl vergessen, dass in Afrika die Uhren anders ticken und ich auch nicht mehr so lange hier sein werde...

Desweiteren lerne ich immer noch mehr oder weniger fleissig Kiswahili und konnte schon den einen oder anderen kenianischen Freund überraschen und beeindrucken ;-)

Gestern übergaben wir Rachael, der Freundin aus Mombasa, die das Good Sheperd Centre allein aufgezogen hat, die fertige Broschüre. Christian hat viel daran gearbeitet und ich hab mehr oder weniger nur meinen Senf dazugegeben. Rachael hat sich über das Endprodukt gefreut.

Und natürlich musste ich gestern wieder einmal nach Kwetu. Dieses Mal begleitete mich Christian. Wir bekamen einen typisch kenianischen Lunch: Ugali und Kabis und konnten mit ein paar Leuten sowie den Jungs reden. Ja, das wär so das neueste der letzten Tag. (Tanja)

Samstag, 26. Mai 2007

Schnüffeln, die Droge der Strassenkinder

Diesen Blog möchte ich einem sehr ernsten, aber alltäglichem Thema in Nairobi widmen. Es gibt hier unglaublich viele Strassenkinder. Die meisten von ihnen haben noch immer nicht das Glück in ein Strassenkinderprojekt wie Shangilia, Napenda Kuishi oder Kwetu Home of Peace aufgenommen werden zu können. Sei es weil man sie noch nicht überzeugen konnte, ihr Leben zu ändern oder weil man sie noch gar nicht erreicht hat.
Jedenfalls schnüffeln sehr viele dieser Kinder berauschende Gase, Dämpfe und Aerosole. Das ist eine einfache und günstige Art, einen Zustand zu erziehlen, wo sie das Elend ihres Alltages vergessen können.Die Kleber sind frei käuflich und damit für alle leicht zugänglich.
Die Dämpfe werden beim Schnüffeln oder Inhalieren nicht einfach eingeatmet, sondern in tiefen Atemzügen durch Mund und Nase in die Lunge eingezogen. Um die Wirkung zu verstärken, werden Plastiksäcke innen mit Lösungsmitteln oder Klebstoffen benetzt und als "Atemmasken" benutzt oder über den Kopf gestülpt bis die Rauschwirkung einsetzt. Dabei besteht hohe Erstickungsgefahr. Die eingeatmeten Dämpfe werden über die Lunge aufgenommen und erreichen innert kürzester Zeit das Gehirn und das Zentralnervensystem.Die berauschende Wirkung setzt meist schon nach einigen Sekunden nach der Inhalation ein und hält einige Minuten bis mehrere Stunden an. Die Kinder erleben ein Hochgefühl, Sorglosigkeit, Hemmungslosigkeit und Benommenheit mit unterschiedlich starkem Kontrollverlust. Wird diese Droge längerfristig konsumiert drohen schwerste Schädigungen der Haut, der Schleimhäute, der Lunge, der Nieren und der Leber. Es kann zu Herzrhytmusstörungen kommen und bis zum Tod führen.
Auch in Westlands gibt es einige Strassenkinder, die man meist erst gegen Abend auf den Strassen rund um die Shopping-Mall antrifft. Sie betteln um Geld für Essen. Manchmal kann man sie aber auch schon frühmorgens an den Strassenrändern stehen sehen, wo sie gerade an ihrer Leimflasche hängen. Ein Bild, dass mich sehr traurig und nachdenklich macht...(Tanja)

Freitag, 25. Mai 2007

Das Dummchen in der Botschaft

Nachdem mich einige der hier kontaktierten Personen sowie ein paar Freunde darauf aufmerksam gemacht haben, ich soll mich bezüglich Registrierung und Work Permit doch mal mit der Schweizer Botschaft in Verbindung setzen, bin ich gestern also mit meinem schönen roten Pass ins Swiss Embassy marschiert. Der kleine Schalterraum war total überfüllt. Hinter dem Schalter sassen vorwiegend Kenianer. Ein weisser Mann, offenbar ein Landesgenosse, winkte mich jedoch sogleich zu sich und fragte: „Visa?". Ich schüttelte den Kopf und begann, dem sehr genervt dreinschauenden Schweizer, meine Geschichte so kurz wie möglich zu schildern. Kaum hatte ich geendet und ich hatte mich sehr kurz gefasst, brabbelte er los: Was ich mir denn vorstelle, er könnte mir doch kein Work Permit besorgen... in Afrika hätte sich viel geändert.... es sei ja schön, wenn man hier helfen wolle, aber die kenianische Regierung sei viel strenger geworden,... ein Work Permit zu bekommen sei schier unmöglich... woher ich überhaupt die Info hätte, dass man mir hier helfen könnte usw.
Um euch von weiteren Details zu verschonen, kann ich zusammenfassend nur soviel sagen, dass er ein typischer Schweizer war (Achtung, nun kommt eine grosse Portion Sarkasmus) : Äusserst herzlich, hilfsbereit und zu alledem auch noch überaus optimistisch und mich, und das meine ich nun nicht sarkastisch, als Dummchen vom Land hingestellt hat. Eine, die frisch aus dem Flugzeug gestiegen ist und nachdem sie einen Slum gesehen hat, glaubt, die Welt oder wenigstens die Zustände in Nairobi verbessern zu können. Und dass ich mir wohl nichts überlegt hätte, bevor ich hierher gekommen bin. Man fühlt sich wirklich sehr geborgen und verstanden in so einer Schweizer Botschaft ;-)
(Tanja)

Mittwoch, 23. Mai 2007

Putzfrau und Wachmänner

Ich weiss gar nicht, ob ihr schon mitgekriegt habt, aber wir haben hier in unserem Apartment eine Putzfrau, die jeden Tag, ausser Sonntags vorbeikommt und aufräumt, putzt und die Betten macht. Sie ist zugleich auch die Person, die uns zu sehr günstigen Konditionen unsere Wäsche wäscht. Sie ist wirklich eine Perle und ich überlege schon, ob ich sie mit in die Schweiz nehmen soll! Dann gibt's hier noch die Leute vom Büro, die nach dem Rechten schauen und die Wachmänner. Letztere öffnen uns jeweils das grosse Tor, das immer mit einem Vorhängeschloss zugesperrt ist. Da wir die Namen nicht kennen, hab ich ihnen welche gegeben, damit Chrigi und ich wissen, von wem wir jeweis sprechen. Orlando ist der Security Typ vom Tagdienst und an den Sonntagen, Hans-Ueli (war Chrigi's Idee) ist der, der die Nachtschichten übernimmt. Und dann ist da noch Joshua (heisst wirklich so), der sozusagen Mädchen für alles ist. Joshua montiert Haken in die Zimmerdecke, wenn die Mieter als einzige im ganzen Wohnkomplex darauf bestehen, dass sie ihr Moskitonetz aufhängen möchten, Joshua repariert defekte Toiletten, entstopft verstopfte Duschabläufe, mäht mit einem Handrasenmäher die grosse Fläche rund ums Haus und er ist zugleich der Tag-Security-Typ an Samstagen. Ja, das sind also die Mitwirkenden im Stück: „Tanja und Christian in den Westlands Apartments" (Tanja)

Dienstag, 22. Mai 2007

Besuch beim Hope Baby Centre


Tanja mit Angel und Sam (rechts)

Katika maziwa kutoka...

...kwa ngombe kuna krimu na hakuna krimu katika maziwa kutoka kwa duka.

Das bedeutet in etwa: „In der Milch von der Kuh hat es Rahm und es hat keinen Rahm in der Milch aus dem Laden".

Ich muss sagen, dass mich die vielen K's dieser Sprache immer wieder an den Rand der Verzweiflung bringen...:-) Aber ansonsten gefällt mir Kiswahili wirklich gut. Da wir gerade die Themen Essen und Trinken besprochen haben, sollten wir nun wenigstens im Restaurant verständlich machen können, was wir gerne essen möchten. Des weiteren können wir einige Berufe in der Einzahl sowie Mehrzahl aufsagen, kennen einige wichtige Verben, wissen wie wir die Verneinung derjenigen in Präsens bilden müssen und können über Länder, Einheimische und ihre Sprache sprechen. Noch 9 Lektionen stehen bevor und ich bin gespannt, wieviel ich nachher wirklich kann.

Gestern erzählte uns Peter auch, wie es in Kenia läuft, wenn ein Mann eine Frau zum Essen einlädt. Der Mann bezahlt und zwar ALLES und bei JEDEM Date, egal ob es 1 oder 100 Dates sind. Da wird nicht nach dem Essen die Rechnung halbiert oder jeder zahlt das, was er gegessen hat, wie es in der Schweiz oft üblich ist, nein, der Mann bezahlt. Witziges Zitat von Peter: „Women come into the restaurant without a penny and come out drunk and well fed" (Tanja)

Montag, 21. Mai 2007

Taxi

 Weisse laufen hier einfach nicht zu Fuss herum, deshalb hat jeder Taxichauffeur, den wir antreffen, und sei es nur auf dem Weg zum Einkaufen oder Internetcafé das Gefühl, uns zurufen zu müssen :"Taxi?" Je nach dem wie meine Laune gerade ist, nervt mich das mehr oder weniger. Ich frage mich dann halt: sehen wir so aus, als könnten wir nicht von alleine das Schild „Taxi" identifizieren und lesen? Aber, so hab ich mir dann halt überlegt, es gibt meist 4 oder 5 Chauffeure und die buhlen um unsere Aufmerksamkeit, damit wir in genau ihr Taxi steigen und ja nicht in das des nächsten Fahrers. Schliesslich könnten wir ihnen alleine den Tagesverdienst einbringen...
Nebst den Taxifahrern ist es auch auffällig, dass wir immer wieder mitten auf der Strasse angesprochen werden. Auf dem Dorf in der Schweiz ist man sich ja gewöhnt, dass man gegrüsst wird, aber in Nairobi möchte man nicht dauernd mit „Hi" oder „Hey" oder „How are you?" oder „Hello brother/sister" und schon gar nicht mit „Hello my friend" angequatscht werden. Aber wahrscheinlich wollen die meisten Kenianer so mit uns ins Gespräch kommen, um dabei ein wenig ihr Englisch zu brauchen und wir misstrauischen Schweizer fühlen uns belästigt.
Was einen aber manchmal doch nerven kann, sind die Laute, mit denen besonders aufdringliche Exemplare auf sich aufmerksam machen wollen. So zum Beispiel ein cooles Schnalzen mit der Zunge, ein „Xs, xs" oder ein „Pst, Pst".
Tja, man muss sich daran gewöhnen oder als Europäer einfach nicht mehr zu Fuss herumlaufen!
(Tanja)

Samstag, 19. Mai 2007

Halbzeit

Wie die einen oder anderen vielleicht schon nachgerechnet haben, ist bereits die Hälfte der drei Monate um, die ich hier in Nairobi geplant hatte. Dies möchte ich als Grund aufgreifen, um wieder einmal zusammenzufassen, was sich bezüglich meiner Jobsuche getan hat.
Ich habe mit einigen Laborleitern/Innen gesprochen, bekam viele Tipps und weitere Namen (es ist immer wichtig, dass man eine Ansprechperson hat). Oft bin ich so einfach in ein Spital spaziert, habe mich zum Labor durchgefragt, wenn der Weg dorthin nicht klar war und mich an den Laborrezeptionen nach derjenigen Person erkundigt, deren Namen ich bekommen hatte. Dabei erwähnte ich auch immer, von wem ich den Kontakt hatte. Ich hatte immer Erfolg und konnte meist zwar nur kurz, aber immerhin, mit der zuständigen Person sprechen. Ich habe mein CV an viele Leute verteilt und von einigen bekam ich zu hören, dass sie sich melden würden. Das ist natürlich sehr vage, aber ich kann ja jederzeit wieder hereinspazieren und nachfragen. Irgendwann, wenn ich die Leute genug genervt habe, wird's schon klappen;-) Das Problem ist immer noch das Work Permit. Nebst meinem von-Labor-zu-Labor-rennen hab ich auch mit einigen Freunden von Freunden gesprochen. Da stehen noch ein paar Antworten aus. Ich treffe immer wieder auf  Leute, die noch jemanden kennen, der mir weiterhelfen könnte und mich mit dieser Person in Kontakt setzen. Es dauert halt alles seine Zeit. Aber ich bin immer noch voller Enthusiasmus und hoffe, dass ich es irgendwie schaffen werde, einen Job zu finden. (Tanja)

 

Freitag, 18. Mai 2007

Kwetu, Home of Peace

Gestern war ich nochmals in Kwetu, Home of Peace. Das ist ein Rehabilitationszentrum für Strassenjungen. Schon bei meinem ersten Besuch am 1.Mai hatte es mir das Home angetan. Es liegt in Nairobi West, etwa eine gute Wegstunde von Westlands entfernt. Das Gelände ist sehr gross und hat genug Platz für die Kids zum Spielen und Herumtoben. Das Ziel von Kwetu ist, die Kinder nach zwei Jahren wieder in die Familien und die Gesellschaft einzugliedern, ihr Selbstbewusstsein sowie ihr Selbstvertrauen zu stärken und schliesslich als katholische Institution auch eine Beziehung zu Gott aufzubauen.
Es sind insgesamt an die 60 Jungs im Alter von etwa 8-16 Jahren. Ich wurde sogleich wieder von den zwölfjährigen Zwillingen Julius und Emilio in Beschlag genommen. Schon beim ersten Mal in Kwetu, haben mich die beiden zum Schmunzeln gebracht. Sie fragten, wann ich denn wiederkommen würde. Ich antwortete, dass ich jetzt ja da sei. Ja schon, aber wann kommst du DANACH wieder. Ja, darauf wusste ich auch keine genaue Antwort. Nach einem Gespräch mit der Leiterin des Homes, Sr Christine war klar, dass ich als Volunteer dort arbeiteten könnte. Ich könnte am Tagesablauf der Jungs teilnehmen, mit ihnen reden,  ihre Familien besuchen, helfen Seminare vorzubereiten und mit den Sozialarbeitern die Kids, die noch auf der Strasse leben, besuchen. Ich könnte selbst wählen, an wie vielen und an welchen Tagen ich dort arbeiten möchte. Das wäre in jedem Fall eine gute Erfahrung für mich für die verbleibenden sechs Wochen in Nairobi. (Tanja)

Mittwoch, 16. Mai 2007

Ein unangenehmes Erlebnis in Mombasa

Bis jetzt wurde ich nie in Kenya angepoebelt. Es gab sicherlich Momente, wo die Leute nicht freundlich waren und man merkte, dass es nicht allen passt, dass man hier ist. Aber nichts nennenswertes bis zu unserem Besuch in Mombasa.
Trotz dem direkten aber freundlichen Angebot eines offiziellen Fuehrers (sogar auf Halb-Deutsch), entschieden wir uns nur mit Hilfe des Lonely-Planets die Altstadt zu besichtigen. Natuerlich wurden wir wieder von allen Seiten angesprochen: brother, sister, good price, nice things. looking is free und auch "lonely planet people"! Das hat mich zuerst nicht stutzig gemacht. Aber als Tanja behauptete, da verfolge uns jemand, hab ich mir schon gedacht, dass es vielleicht dieser Typ ist. Er ist uns tatsaechlich durch die Altstadt gefolgt. Es war uns unangenehm. Es kam sogar soweit, dass wir uns entschieden zurueckzukehren, weil wir den Lonely Planet nicht durchesehen wollten, um den weiteren Rundgang zu finden ... und dann hat er losgelegt, uns gedroht und die schlimmsten englischen Schimpfwoerter nachgerufen. Gegenrufen hat ihn nicht zum schweigen gebracht, im Gegenteil! Wir sind sozusagen aus der Altstadt gejagt worden.
Folgenden Verschwoerungstheorie haben wir dann aufgestellt: Er wurde vom Stadtfuehrer angeheuert, um uns eine Lektion zu erteilen, damit wir (und andere Touristen) beim naechsten Mal die 1200 KSH fuer die Fuehrung bezahlen. Naja, sehr warscheinlich war es der im Lonley-Planet Reisefuehrer beschriebenen Anti-amerikanismus. Schweizer werden nicht erkannt! (Christian)

Dienstag, 15. Mai 2007

Warum einfach...

...wenns auch kompliziert geht? Als wir von Mombasa zurückkamen, erwartete mich daheim ein Abholschein eines Pakets aus der fernen Heimat ;-) Ach wie schön! Ich erfuhr auf dem Postamt in Westlands, dass ich das Paket bei der Hauptpost im Stadtzentrum abholen müsse. Dieses sei erst am Montag wieder geöffnet. Nun gut, hatte ich nun schon drei Wochen darauf gewartet, kam es auf zwei Tage mehr auch nicht mehr drauf an.
Gestern machte ich mich also mit Christian im Schlepptau und dem Abholschein sowie meinem Pass auf zur Hauptpost. Als wir nach 10 Minuten suchen und mehrmaligem weiterverwiesen werden endlich den richtigen Schalter gefunden hatten, übergab ich der Frau hinter dem Tresen glücklich meinen Abholschein. Sie wollte meinen Pass sehen. Dann wollte sie auch Christians Pass sehen, da meine Mutter nebst meinem Namen auch noch den von Christian aufs Paket geschrieben hatte. Chrigi hatte aber keinen Pass dabei, warum auch, das Paket war für mich! Die Dame schaute zuerst sehr unzufrieden drein, bequemte sich dann aber doch mit meinem Abholschein das Paket zu holen. Schon von weitem konnte ich die gelbe Schachtel der PTT Schweiz sehen. Vorfreude durchströmte mich und hob meine Stimmung gleich wieder, nachdem ich kurz zuvor noch fast wutentbrannt vor dem Tresen die Frau etwas säuerlich angefunkelt hatte. Ich wusste da ja auch noch nicht, was noch alles kommen würde...Ich musste das Paket öffnen. Ich dachte, ok, die möchten halt, das ich prüfe, dass alles drin ist. Soll mir Recht sein. Ich schaute rein und stellte fest, dass alles da war, was mir meine Mutter vor vier Wochen angekündigt hatte. Ich wollte das Paket nehmen und davonmarschieren. Leider war das nicht ganz im Sinne der kenianischen Post. Ich musste das Paket mehr oder weniger vor der Dame und den anderen Wartenden auspacken. Sie notierte auf der Rückseite des Abholscheins alles ganz genau. Von wegen Privatsphäre! Dann knallte sie einen Stempel darauf, kritzelte ihren Namen darunter, nahm mir das Paket wieder weg und gab mir den Schein. Sie wies mich zu einem anderen Schalter. Dort gab ich den Schein ab und erhielt ein Doppel davon. Diese Angestellte wies mich zu einem anderen quer durch den Raum, wo ich für die Lagerung des Paketes umgerechnet CHF 1.50 bezahlen sollte. Dort angekommen schüttelte der Herr den Kopf und wies mich wieder zu der Dame an dem Tresen. Diese knallte auf das Doppel wieder ihre Stempel und wies mich zurück zu dem Herrn. Dort bezahlte ich und erhielt eine Quittung. Diese gab ich am Tresen ab und bekam ENDLICH mein Paket, nachdem eine andere Frau auch noch irgendwo was draufgekritzelt hatte. Puh, dachte ich, das ist ja kompliziert. Ich nahm das Paket und wollte damit zum Ausgang marschieren, gerade witzelnd darüber, dass ich wahrscheinlich noch durch eine Sicherheitsschranke müsse. In genau diesem Moment rief mir ein Typ zu und zeigte zu einem anderen Mann. Dieser winkte mir zu. Also ging ich dorthin. Der nahm mir die Quittung aus der Hand und notierte irgendwas in irgendein grosses Heft. Dann schickte er mich zu dem Typen, der mir gerade eben zugerufen hatte. Dieser nahm ebenfalls meine Quittung und schrieb nochmal was in ein anderes Heft. Dann, ich konnte es kaum glauben, konnte ich endlich mein Paket mitnehmen und gehen.
Also, auch wenn ihr es gut meint und mir mal ein Paket schicken wollt, lasst es BITTE. Kommt mich besser besuchen und bringt mir was schönes aus der Schweiz mit, das ist weitaus weniger kompliziert und würde mich ausserdem noch mehr freuen ;-)
(Tanja)

Montag, 14. Mai 2007

Kälte

Wieder einmal möchte ich über das Wetter hier berichten. Ich weiss nicht, wie es in der Schweiz ist, aber während ihr der schönsten Jahreszeit entgegenfiebert, hat hier die „Kälte" zugeschlagen. Es ist seit wir zurück sind aus Mombasa mehr oder weniger stark bewölkt, regnerisch und mit 15-18 Grad eher kühl. Das scheint aber der Durchschnitt für den kenianischen Winter zu sein. Nachts schlafe ich in langen Pijamahosen und Wollsocken. Ich muss ehrlich sagen, dass ich darauf nicht vorbereitet war. (Die Wollsocken haben sich automatisch in mein Gepäck geschlichen, denn man weiss ja nie). Aber für mich ist es - für einige kenianische Freunde völlig unverständlich - trotzdem angenehmer als die Hitze und Schwüle Mombasa. (Tanja)

Sonntag, 13. Mai 2007

Mombasa

Wir waren zusammen mit kenianischen Bekannten, Anastacia und ihrem Mann Joseph vom Dienstag bis Freitag in Mombasa. Die Reise dorthin ist weit und lang, wenn man sie mit Matatus, zu Fuss und mit Bussen zurücklegt. Alles in allem benötigten wir um die 12 Stunden. Wir kamen dementsprechend müde und erschöpft in Mtwapa an. Mtwapa liegt ein paar Kilometer nördlich von Mombasa, wo eine Freundin (Rachael) von Anastacia wohnt. Die erste Nacht verbrachten wir in einem „Hotel" oder besser gesagt in einer Herberge für diverse Insekten, die es sich auf dem Klo, in unserem Zimmer, an den Wänden, Türen und auf dem Boden sowie in unserem Bett gemütlich machten! Wer mich gut kennt, weiss dass dies für mich kein Honigschlecken war! Die Nacht war heiss, stickig und Dank dem Hund auf dem Areal sehr laut.
Am Morgen waren wir bei Rachael zum Frühstück eingeladen. Rachael wohnt in einem Haus, das noch mitten im Bau steht. Nach dem Frühstück besuchten wir die Schule, die Rachael allein aufgebaut hat.  Momentan sind dort an die 50 Kinder untergebracht, die meisten von ihnen sind Waisenkinder. Rachael hat das Geld für den Bau der kleinen Schule aufgetrieben, hat zwei Lehrerinnen und eine Köchin angestellt, hat die Schule mit einfachsten Mitteln eingerichtet und sie registrieren lassen. Sie hat Formulare entworfen, wo die Angehörigen der Kinder unterzeichnen müssen, dass sie einverstanden sind, dass die Kinder dort Essen und Schulbildung, sowie medizinische Versorgung erhalten. Sie hat zusammen mit Anastacia begonnen, eine Projektbeschreibung zu verfassen, über ihre Motivation, ihre Ziele und ihre spezifischen Zielsetzungen für ihr Projekt. Und da kamen wir auf den Plan. Wir sollten mit unserer Digicam Fotos machen und ihnen helfen, eine Broschüre zusammen zu stellen. Die Gespräche darüber nahmen ziemlich viel Zeit in Anspruch, obwohl das meiste schon zu Papier gebracht wurde. Und das alles in der unbarmherzigen Hitze und Schwüle Mombasa's. Aber wir sind extrem beeindruckt, was Rachael da alleine aufgebaut hat! (Tanja)

Montag, 7. Mai 2007

Am Künstlerforum Kenia

Am Samstag hat uns Jacinta wiedermal zu einem wahren Leckerbissen eingeladen und zwar dem kenianischen Forum für Theater, Artistik und Tanz. Die Akrobatik draussen auf der Wiese und auch drinnen auf der Bühne war atemberaubend. Die menschlichen Figuren wurden blitzschnell erstellt (bis zu drei Mann hoch) und in einem horrenden Tempo gewechselt. Bei den Tanzvorführungen wurde uns der Atem nur schon beim zuschauen knapp. Das ist pure Energie, die Körper werden geschüttelt und gerüttelt bis zum Umfallen. Und alles immer zur Musik, seien es rythmische Trommeln oder melancholische Jazzmusik. Bei den Theatersketchen haben wir viel geschmunzelt, auch wenn wir praktisch kein Wort Kiswahili verstehen. Und das waren alles keine Profis, sondern Künstlergruppen, die an diesem Forum zusammenkamen, um sich gegenseitig auszutauschen. Das Thema: Wie sichern wir unsere Existenz. (Christian)

Sonntag, 6. Mai 2007

„We do not employ foreigners“

Das habe ich von einer Personalverantwortlichen bei PathCare zu hören bekommen, dem gleichen Laborzweig für den ich in Namibia gearbeitet habe. Ausserdem müsse ich zuerst ein work permit haben. Jaaaa, das war mir schon klar. Hatte ich doch schon irgendwo gehört...;-) Ich versuchte ihr zu erklären, dass ich das work permit nur bekäme, wenn mir jemand eine Stelle anbieten würde. Tja, ich könne ja mal mein CV vorbeibringen, aber sie sehe eher wenige Chancen. Einen Tag später hatte ich eine Audienz beim Arzt, vom Parklands Ambulanz Chirurgie Zentrum, der mir vor bald vier Wochen versprochen hatte, er würde mir helfen. Er gab mir dann auch einen Empfehlungsbrief mit für die Chefin von PathCare. Als ich dort vorbeiging, wurde ich recht kritisch angeschaut als ich erklärte, ich hätte einen Brief für Frau X und es handle sich um was persönliches. Ich erreichte allerdings, dass man wenigstens checkte, ob die Chefin Zeit hätte, mich zu empfangen. Leider war sie nicht da, aber ich konnte für Montag ein Treffen vereinbaren.
Wieder zurück im Apartment Komplex wurde ich zufälligerweise in ein Gespräch mit dem Manager und seiner Mutter verwickelt. Irgendwie kamen wir dabei auf meine Jobsuche zu sprechen. Und siehe da: Nicht nur die Welt, auch Nairobi ist klein. Fred, unser Manager kennt den Direktor einer Medical Clinic PERSÖNLICH und hat ihn SOFORT angerufen. Leider war er in einer Sitzung und hatte keine Zeit, meinte aber, ich soll ihn am Montag anrufen, um einen Termin vereinbaren zu können. It's all about networking... (Tanja)

Freitag, 4. Mai 2007

Registration und Arbeitserlaubnis

Bestimmt haben sich die meisten schon gefragt, wie es mit meiner Jobsuche vorangeht. Nun, dazu kann ich ein paar kurze Sätze schreiben.

Zuerst wäre da mal zu sagen, dass ich noch nicht so oft Zeit hatte, mich der Suche zu widmen. Ich weiss, ich bin schon seit 4 Wochen hier, aber ich bin immer unglaublich beschäftigt, das könnt ihr kaum glauben. Ich treffe Leute, die mir vielleicht weiterhelfen können, besuche Institutionen wie das Babycentre, diverse Children's Homes, Schulen und andere Projekte. Dann ist es auch immer eine komplizierte Sache herauszufinden, was wo ist und wie man dahin gelangt, wer die Ansprechperson ist und wie man einen Termin bei ihr bekommt. Das benötigt unheimlich viel Zeit. Dazu kommen immer wieder unvorhergesehene Zwischenfälle... Na ja, vor kurzem habe ich herausgefunden, dass ich mich hier zuerst als Medizinische Laborantin registrieren lassen muss. Das kann ich aber nur, wenn ich eine Arbeitserlaubnis bekomme. Die Arbeitserlaubnis erhält man, wenn man registriert ist. Puh, das ist ein Teufelskreis. Deshalb hab ich mich entschieden, erstmal jemanden zu finden, der mir eine Stelle geben würde. Dann bekäme ich bestimmt auch die Arbeitserlaubnis und damit die Registration. Das wiederum wird also die nächste Herausforderung an mich sein. Werde versuchen, euch auf dem Laufenden zu halten. (Tanja)

Donnerstag, 3. Mai 2007

Von kenianischer Gastfreundschaft und überlappenden Generationen

Meine Kollegin Jacinta hat uns letzten Samstag zum Essen eingeladen, den ganzen Tag, wie sie betonte. Dass hier in Nairobi alles etwas länger geht als in der Schweiz, ist mir schon bei meinem letzten Besuch im Oktober aufgefallen. Also haben wir uns auf einen ganzen Tag in Baba Dogo (Name des Slums) eingestellt. Da Jacinta etwa 20 Minuten Marsch von der Endstation des Matatus wohnt und nur wenige schlechte Strassen zu ihrer Wohnung führen, ist die Gegend sehr ruhig und vom Matatu-Lärm verschont.

Kurz nach der Ankunft gab es Tee mit süssem Brot. Es wurde über die Kinder, die Gegend, die Wohnung und die letzten Ereignisse bei der Arbeit gesprochen.

Es gab ein reges Kommen und Gehen. Wir wurden dem ältesten Sohn, der Cousine und dem Zwillingssohn ihrer verstorbenen Schwester vorgestellt. Dann einer Freundin, den drei kleinen Schwestern, der Schwägerin, ihrer Schwester, deren vier Kindern und Jacinta's anderen zwei Kindern. Die Tatsache, dass zwei ihrer Schwestern halb so alt waren wie ihr ältester Sohn (13) hat uns etwas durcheinander gebracht. Die Generationen sind hier nicht so klar ersichtlich wie in der Schweiz.

Inzwischen sind ca 3 Stunden vergangen und Jacinta hat für 16 Personen Fisch, Fleischeintopf mit Kartoffeln, Reis mit Karotten, Ugali, Kabis und ein einheimisches Gemüsegericht gekocht. Wie wir bei der Wohnungsführung gemerkt haben, hat Jacinta alles auf einem kleinen Steh-Kerosin-Ofen gekocht.

Gut genährt und müde vom langen Sitzen, hat uns dann die ganze Familie zur Busstation gebracht und verabschiedet.

Mittwoch, 2. Mai 2007

Ngong Hills

Am vergangenen Freitag kamen wir zum ersten Mal raus aus Nairobi. Wir besuchten ein Rehabilitationszentrum für Strassenkinder in der Nähe von Ngong Town. Ngong liegt etwa 30 Kilometer von Nairobi entfernt, eingebettet in eine Kette aus grünen Hügeln, kleinen Wäldern, Feldern, Wiesen und Sträuchern. Die Landschaft dort ist wunderschön. Um dahin zu gelangen, mussten wir von Westlands, wo wir wohnen, zuerst mit einem Matatu in die Stadt fahren, dann gings 20 Minuten zu Fuss weiter zur Railwaystation, wo wir ein anderes Matatu bestiegen. 45 Minuten später kamen wir in Ngong an. Dort holten uns zwei Bodaboda-Fahrer ab und fuhren mit uns 25 Minuten durch diese atemberaubend schöne Gegend. (Wenn ihr euch zurückerinnert: Bodaboda's sind Fahrräder mit einem dicken, weichen Kissen auf dem Gepäckträger, wo sich der Fahrgast draufsetzen kann und vom Fahrer herumgefahren wird). Schliesslich erreichten wir unser Ziel, das Napenda Kuishi Home.
Napenda Kuishi bedeutet so viel wie „Ich möchte leben". Das Heim beherbergt 28 Jungs im Alter von 8-15 Jahren, die einst auf den Strassen Nairobis lebten. Sie arbeiteten in den Abfallgruben und wurden von älteren Jugendlichen und Erwachsenen dafür bezahlt, dass sie den Abfall, der noch wieder verwertet werden konnte,  herumtrugen. Einige hatten Verbrennungen in Gesicht und Händen, vermutlich von den Chemikalien in den Abfällen. Die meisten haben noch eine Familie, haben eine Mutter und Geschwister. Sie werden nach einem Jahr in die Familien zurückkehren. Ein paar von ihnen werden leider aber wohl wieder auf der Strasse landen, ohne Zukunftsperspektive, ohne Hoffnung auf ein besseres Leben. Während die anderen gestärkt und selbstbewusst in die Gemeinde zurückkommen. (Tanja)