Dienstag, 10. Juli 2007

Jeans

Kürzlich wollte sich Christian neue Jeans kaufen gehen. Das ist in Kenya kein einfaches Unterfangen. Es können sich einem da gewisse Hürden in den Weg stellen. Eine davon ist der Preis in den Shopping-Malls, der zum Teil sogar noch Schweizer Preise übersteigt, dann die Grössenangaben, die etwas gewöhnungsbedürftig sind und dann die Schnittformen, die beinahe an Körperverletzung grenzen. In Westlands gibt es aber ein von aussen sehr klein aussehenden Laden, der beim Eintreten in den unteren Stock beinahe unvorstellbare Dimensionen annimmt. Dort gibt es viele ganz kleine Shops. Die Shops sind oft nur ca. drei auf zwei Meter gross und es stehen oder sitzen mindestens drei Menschen drin. Die Kleider sind mit Kleiderbügeln an der Gitterwand aufgehängt. Man sagt, was man möchte und die Verkäufer stechen in alle Richtungen davon und bringen jenste Kleider, aber ganz sicher nicht das, was man haben möchte. Man erklärt also nochmals und beim zweiten Anlauf klappts dann etwas besser. Dann bekommt man immerhin, was man möchte, wenn auch noch nicht in der richtigen Farbe, Form oder Grösse. Wenn man in Begleitung im Shop ist, wird auch die zweite Person, die eigentlich gar nichts kaufen möchte, gleich mit Kleidern behängt. Mir erging das so. Ich musste ein hübsch anzusehendes Top anziehen, obwohl ich gar keins brauche. Natürlich fand der Verkäufer, dass es mir ungeheuer gut stand und ausserdem sei es auch gar nicht teuer. Ich fragte wie viel, nur um zu schauen, was er mit "gar nicht teuer" meinte. Das war ein Fehler, denn sobald man nach dem Preis fragt, zeigt man Interesse, obwohl ich eigentlich keines hatte, denn mir gefiel die Farbe nicht. Ich schüttelte also den Kopf. Daraufhin kommt die Frage, wie viel ich denn bezahlen möchte. Aha, daher weht der Wind. Ich sage, dass es nicht der Preis ist, sondern die Farbe. Daraufhin meint der Verkäufer, dass genau diese Farbe mit einem schwarzen T-Shirt - ich trage ein cremefarbenes - super an mir aussehen würde. Mein nächster Fehler: Ich sage, ich hab aber kein schwarzes T-Shirt. Darauf der Verkäufer schlagfertig: Ich kann dir welche zeigen. Ja, sicher kann er das. Das habe ich nie bezweifelt. Gott sei Dank hat sich Christian inzwischen für eine Jeans entschieden und wir können den gigantischen, unterirdischen Kleidermark mit dem Versprechen, bald wieder zu kommen, verlassen. Und ich bin einmal mehr erstaunt darüber, wie schlagfertig und geschäftstüchtig die Kenianer sind!