Montag, 16. Juli 2007

Sozialwesen

Auf dem Papier gibt es auch in Kenia eine Sozialversicherung. In der Realität sind die meisten Kenianer, auch die des Mittelstands, vom Absturz in die Verarmung bedroht und können sich die Versicherung nicht leisten. Nach wie vor sind die meisten Kenianer im Alter oder im Falle einer Krankheit auf die Unterstützung der Familie angewiesen. Die Rechtsverfassung wurde in den Jahren 1965, 1966 und 1974 geschrieben und scheint seit damals nicht mehr erneuert worden zu sein.
Mutterschaftsurlaub ist hier ein Fremdwort. Die meisten Kenianerinnen gebären zu Hause, weil sie sich keine medizinische Unterstützung leisten können. Für gewisse Krankheiten wie Tuberkulose, Sexuell Übertragbare Krankheiten und AIDS (wobei die beiden erst erwähnten in mehr als 50% bei HIV-positiven Personen vorkommen, wegen des geschwächten Immunsystems) ist die Pflege in staatlichen Spitälern gratis. Die Medikamente jedoch zum Teil nicht, wenn ich das richtig verstanden habe. Jedenfalls kann es vorkommen, dass man im Bus sitzt und es kommt eine zerlumpt und krank aussehende Person herein mit einem offiziellen Schreiben der Regierung, dass sie Geld für Medikamente sammeln darf.
Zur sozialen Situation: Nairobi ist sowohl hinsichtlich der Wirtschaft als auch der politischen und internationalen Kommunikation das Zentrum des Landes. Auch der Tourismus hat in den letzten Jahren immer mehr zugenommen; die industriellen Erzeugnisse sind Textilien, Transportmittel, Baustoffe und Nahrungsmittel. Mit den fast drei Millionen Einwohnern gilt die Stadt allerdings auch als eine der unsichersten in ganz Afrika. An der Tagesordnung sind Angriffe auf Polizisten und Fahrgäste von Bussen ebenso wie Drogenhandel und Schutzgelderpressungen.
Diesen Abschnitt habe ich aus dem Internet. Dazu möchte ich sagen, dass ich bisher zum Glück nicht viel davon mitbekommen habe und dass diese Dinge wohl vor allem in den Slums geschehen. Wenn man bedenkt, dass zwischen 500.000 und einer Million Einwohner Nairobis in Kibera leben und es um Nairobi herum über 140 Slums gibt, die von Banden und Milizen wie den Mungiki (habt ihr vielleicht in den Nachrichten gehört) kontrolliert werden, dann liegt es auf der Hand, dass vor allem die Jugendlichen sich diesen anschliessen. Schliesslich sind rund 42% der kenianischen Bevölkerung unter 15 Jahre alt. (Zum Vergleich: In der Schweiz sind es 16%).
In Nairobi hat man auch wenig Vertrauen in die Regierung, da Veränderungen viel zu langsam durchgesetzt werden und man sich in erster Linie selbst für sein Leben und Überleben verantwortlich fühlt. Fast 80% der Menschen in den Slums müssen mit weniger als einem Dollar pro Tag auskommen, was sich mit den Steigerungen der Preise für Grundnahrungsmittel und Busfahrten nicht vereinbaren lässt. Allgegenwärtig ist auch der Verdacht auf Korruption und der gemeinsamen Machenschaften von Milizen und Regierungsmitgliedern. Ein Projekt zur Verbesserung der sozialen Situation in Nairobi trat im Oktober 2004, am Weltsiedlungstag, in Kraft (Slum upgrading blog folgt). Besonders wichtig wird es aber auch sein, sich um die Jugendlichen und deren Integration zu kümmern, da sie mittlerweile immer weiter in die Kriminalität gedrängt werden. Die Arbeitslosigkeit in Kenia liegt bei ca. 50%, das Bruttoinlandsprodukt (BIP) liegt bei ca. 17,1 Mrd. Franken, das Prokopf-BIP beträgt etwa 450 Franken. Mehr zu Kenia findet ihr auch unter der folgenden Internetseite: http://de.wikipedia.org/wiki/Kenia.