Samstag, 30. Juni 2007

Ideen sind gesucht

Und zwar bezüglich Blogthemen. Da ich nicht immer übers Wetter, die Arbeit, das Essen und die Stromausfälle schreiben kann, bin ich froh, um jede Idee von euch, unsere treuen Blogleser. Wenn es also etwas gibt, was ihr schon lange über Nairobi, die Einwohner, die Pflanzenwelt oder was weiss ich, wissen wolltet, dann fragt doch einfach nach unter tanja.hort@gmail.com und ich kann die Frage aufgreifen, oder es wenigstens versuchen und einen Blog dazu schreiben. Ich freue mich über eure Ideen und Anregungen. Danke.

Freitag, 29. Juni 2007

Westlands, wo wir leben.

Donnerstag, 28. Juni 2007

Visum

Gestern morgen waren wir im Immigration Office, um unsere Visas zu verlängern. Und ich sags gleich vorne weg: Es ist weniger kompliziert und braucht weniger Nerven als bei der Post ein Paket aus der Schweiz abzuholen! Man steht an einem Schalter an, bekommt zwei Formulare und den Hinweis, dass man zwei farbige Passfotos haben und 2200ksh (= 40 CHF) bezahlen muss. Die Formulare müssen genauestens ausgefüllt werden. Dann steht man wieder am gleichen Schalter an, übergibt der gleichen grimmig drein schauenden Frau die Fotos, die Formulare und ganz wichtig das Geld. Dass die Frau grimmig dreinschaut, wunderte mich nicht im geringsten. Sie sitzt den ganzen Tag in diesem kleinen, schwach beleuchteten und vergitterten Räumchen, erzählt hunderten von Leuten dasselbe und sieht kein Tageslicht bevor sie am Abend wieder nach Hause geht. Die Frau schickte und also für "a few minutes" in die Sitzecke zum Warten. Ich war ja schon gespannt, was "a few minutes" bedeuten. Das kann in Kenia nämlich, so habe ich inzwischen herausgefunden, so einiges bedeuten. In unserem Fall bedeutete es bloss eine knappe halbe Stunde Wartezeit. Ich wurde dann mit "Hot" anstatt Hort aufgerufen und musste auf einem anderen Formular an einem anderen Schalter Autogramme verteilen. Dann wurden Christian, ich und ein paar andere Wartende gebeten, einen Herrn im Anzug zu begleiten. Eine Britin hinter uns flüsterte todesmutig, dass wir nun wohl in die "Todeskammer" gebracht würden und kicherte mit ihrer Freundin vor sich hin. Wir mussten uns vor einem anderen Raum setzen und wurden wieder einzeln aufgerufen, um uns in die "Todeskammer" zu begeben. Ich wurde diesesmal mit meinem Vornamen aufgerufen, diesen jedoch falsch ausgesprochen "Tantscha", denn j wird hier wegen des Kiswahilis als tsch ausgesprochen. In der "Todeskammer" wurden Fingerabdrücke genommen. Ihr habt recht gelesen. Ich musste dies vorher noch nie machen. Kam mir wie eine Verbrecherin vor. Die ganzen 10 Finger waren danach vollgeschmiert und man bekam einen Wattebausch und ein wenig Benzin, mit dem sich das Geschmiere zwar wegputzen lies, leider war das Benzin aber so stark, dass sich auch fast noch die Fingernägel in Luft auflösten. Wir erhielten einen "Entlassungsschein" mit dem wir bei der grimmigen Dame unsere gestempelten Pässe wieder abholen und in die Freiheit treten konnten.
Am Nachmittag konnten wir unseren Rückflug für den 23. August umbuchen. (Tanja)

Mittwoch, 27. Juni 2007

Afrikanische Grippe

Diese Woche haben mich sehr böse, afrikanische Viren ins Bett gezwungen. Ich lag drei Tage lang mehr tot als lebendig unter den Laken und Wolldecken und schwizte, fror und fieberte ziemlich leidend vor mich hin. Diese Viren sind richtig fies und gemein und können einen sich echt elend fühlen lassen. Mein europäisches Immunsystem war so damit überfordert, dass ich kurzfristig zwischen zwei Fieberschüben schon an eine Malaria gedacht hatte, die ja auch grippeähnliche Symptome mit Kopf- und Gliederschmerzen hervorrufen kann. Jetzt nach unzähligen Stunden des Herumliegens und vielen Medikamenten scheinen die bösen Viren ihren Rückzug anzutreten und es gilt, mich noch von wenigen von ihnen zu befreien. Darum kann ich hier auch noch nicht berichten, ob Judd sich nun schlussendlich über die Laborrenovation gefreut oder geärgert hat.

Montag, 25. Juni 2007

Mit Hammer und Meissel


Vor ein paar Tagen hat der Umbau im Labor begonnen. Ich hab ja zuvor gedacht, dass dies eine Sache von zwei, drei Stunden ist. Auch mein Arbeitskollege Brian, mit dem ich das meiste organisiere, dachte nicht daran, dass es länger dauern könnte. Schliesslich hatte der Typ der Ingenieursfirma mit seinem Anzug einen recht kompeteten, wenn auch wenig sympathischen Eindruck hinterlassen. Doch dann stand Jackson, ein kleiner, dünner Mann mit beginnender Glatze mit seinem kleinen Rucksack vor der Tür. Er begann sein Werkzeug auszupacken: zwei, drei alte Schraubenzieher, einen Hammer, einen Meissel, einen auseinanderfallenden Hobel, diverse Holzklötzchen, eine kleine Zange, einen Winkelmesser und ..... einen Handbohrer. Ihr wisst schon, so ein Ding, das vorne an eine Spirale erinnert und hinten eine Art Hebel hat. Damit bohrte er dann diverse Löcher in die sehr stabile Wand. Man kann sich vorstellen, dass das nicht gerade zackig vorwärts ging. Als er ein Loch aus der Arbeitsbank ausstanzen sollte, begann er ziemlich zu schwitzen. Er brachte es fertig, ein Loch zu bohren und dann mit Hammer und Meisser den Rest auszuklopfen. Na ja, es wird nicht grad das sein, was sich mein Chef Judd unter einem runden Loch mit Plastikabdeckung für die diversen Kabel des Computers und des Flowzytometers vorgestellt hat. Es sieht eher aus wie ein rechteckiges, fast Handy grosses Loch mit unschönen Rändern. Aber es erfüllt den Zweck! Der arme Jackson, der übrigens im Gegensatz zu seinem Chef nicht mit einem dicken Auto zur Arbeit fährt, sondern wie Otto-Normalverbraucher mit dem Matatu zur Arbeit muss und die dementsprechende Ausrüstung hat, wurde natürlich an einem Tag nicht fertig und musste nochmals kommen. Er bohrte noch mehr Löcher und strich dann mit Pinsel und Farbe die an die Wand ziemlich schief angebrachten Regalbretter. Dabei musste er sehr umständlich auf die Arbeitsbank klettern, weil er zu klein war, um vom Boden aus an die Bretter zu gelangen. Ein paar Mal stand er auch Kopf schüttelnd vor den schiefen Brettern und Brian und ich schauten uns nur an. Mal sehen, was Judd dazu meint und ob seine Vorfreude über den äusserst günstigen Preis zum Schluss noch verdorben wird ;-)

Sonntag, 24. Juni 2007

Armut in Kenia

Vor kurzem habe ich einen Artikel über Armut und Umwelt gelesen und mir gedacht, in unserem Blog kurz zum Thema Armut zu schreiben.
In Kenia ist man unter der Armutsgrenze, wenn man pro Monat weniger als 1’239 KSH (auf dem Lande, 22.50 CHF) beziehungsweise 2’648KSH (in der Stadt, 48.15 CHF) ) zur Verfügung hat. Damit is es einer Person möglich pro Tag 2’250 Kalorien zu sich nehmen. Das sind 700g Landjäger, 550g Nudeln, 400g Schokolade oder 1,1kg Volkornbrot. 50% der Kenianer, d.h. rund 17 Millionen Menschen in Kenia können dies nicht. Im Durchschnitt fehlt es den Armen auf dem Lande rund 20%, das sind rund 240 KSH (4.35CHF) pro Monat, um auf dieses minimale Einkommen zu gelangen. Auf dem Lande leben 11.4 Millionen ‘arme’ Menschen. Pro Monat fehlt diesen also 49.6 Millionen CHF.
Diese wenigen Statistiken sind beeindruckend (finde ich) aber sagen nicht viel darüber aus, wie es den armen Menschen im täglichen Leben geht, sowie denen die nur mit Mühe über diese Armutsgrenze hinauskommen. Leider gibt es davon ebenso viele. Folgende Webseite gibt einen interessanten und guten Einblick in die Lohn- und Preisverhältnisse in Kenia. So günstig ist das Leben für Kenianer nämlich nicht. Man stelle sich nur vor, man müsste in der Migros für 1 Kilo Reis 28.- CHF bezahlen!
http://www.kenyainfo.ch/kenverst/preisver.htm

Donnerstag, 21. Juni 2007

Umbau im Labor

Es sind nicht nur die Taxifahrer und Stromausfälle, die mich auf die Palme bringen können (ganz zu schweigen von den Typen, die mir hinterherlaufen und rufen "How are you, my friend?"), sondern auch die Umbauarbeiten im Labor, die schon seit Tagen hätten erledigt sein sollen. Immer wieder kam irgendwas dazwischen, sei es, dass das Budget für den Umbau von CHF 350.- noch nicht abgesegnet worden ist, ein unvorhergesehener Service am Flowzytometer Vorrang hatte oder mein Chef vergessen hatte, das Datum der Umbauarbeiten zu bestätigen. Jedenfalls war ich an jedem dieser geplanten Umbautage nur deswegen ins Kemri gefahren, um dann vor Ort feststellen zu müssen, dass wieder mal alles verschoben worden ist.
Gestern jedoch hat der Ingenieur begonnen, Schränke zu demontieren, Regale an die Wand zu bringen und diverse Reparaturarbeiten zu erledigen. Heute sollte dann alles so weit fertig werden, dass wir auf- und einräumen können. Ich bin fest davon überzeugt, dass das Labor danach besser aussehen wird und vor allem auch praktischer ist. Auch sonst habe ich schon einige meiner Aufgaben erledigt. Es ist noch viel zu tun, aber der Anfang ist gemacht.

Mittwoch, 20. Juni 2007

Tanja auf der Palme!

Vor ein paar Tagen habe ich über Tanja’s Reaktion geschmunzelt, als sie sich über den unregelmässigen, aber doch stets wiederkehrenden Stromausfall aufregte. Ihr Laptop war nur zu 23% aufgeladen und sie brauchte das Gerät, um an ihrer Arbeit weiterzumachen. Leider weiss man nie, wie lange der Stromausfall bestehen bleibt. Folglich auch Tanja’s heftige Kritik des Energiesektors in Nairobi. Zwar wird in der Zeitung immer wieder ausgeschrieben, wann in welchen Stadtteilen mit Stromausfall gerechnet werden muss, aber an diese Angaben hält sich anscheinend niemand.
Taxifahrer sind eine weitere täglich wiederkehrende Plage für Tanja. In einem Radius von 25m wird von jedem Taxifahrer angenommen, man suche gerade ein Taxi. Man wird also ständig angesprochen und weiss gar nicht so recht was sagen. „No, thank you“ ist Tanja schon längst zu langweilig geworden. Sie antwortet lieber auf Schweizerdeutsch mit „Schönes Auto hast Du!“ (üblicherweise heben Taxifahrer mit einer Hand den Autoschlüssel in die Luft und mit der anderen zeigen sie auf Ihr Taxi, wenn sie „Taxi“ rufen.). Wenn mal wieder Stromausfall ist, dann wird Tanja etwas agressiver gegenüber Taxifahrern: „Dem nächsten haue ich eins drüber!“. So kämpfen wir uns über nairobische Parkplätze und entlang der Strassen, wo es immer und überall von Taxifahrern wimmelt.

Sonntag, 17. Juni 2007

Arboretum

Das Arboretum ist ein botanischer Garten nur für Büsche und Bäume, ein Stück paradiesische Natur in Nairobi. Das Arboretum ist von Westlands, aber auch von der Stadt aus leicht zu erreichen. Viele Nairobianer kommen zum Sport machen, Spazieren oder Picknicken ins Arboretum. Für Pflanzenliebhaber sind die vielen einheimischen aber auch exotischen Baumarten besonders interessant. Für Christian und mich bot das Arboretum am vergangenen Wochenende eine willkommene Abwechslung. Dort fand ein Fest zum Welt-Umwelttag statt. Es hatte auf einer grossen Lichtung zahlreiche Stände von lokalen Ökofarmern und Organisationen, die Umweltprojekte betreuen und unterstützen. Auf einer kleinen Bühne wurde zwischendurch immer mal wieder die eine oder andere Akrobatik- oder Tanznummer aufgeführt. Daneben spielte Musik. Natürlich die typisch afrikanischen Klänge, aber ebenso südamerikanischer Tanzsound. Es hat auch viele Wazungu (Weisse). Überhaupt hab ich noch nie so viele Wazungu an einem Haufen in Nairobi gesehen. Wir fanden an einem der Stände sogar Pesto und einen besonders guten Käse, etwas was in Nairobi sehr schwer zu finden ist!

Im Arboretum soll es anscheinend sogar zwei Naturlehrpfade haben. Daneben gibt es zahlreiche Bänke, die zum Sitzen und Verweilen einladen. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal einfach so in einer Grünanlage gesessen, den Menschen zugesehen und den Vögeln zugehört habe. Mir hat es im Arboretum sehr gut gefallen, eine tolle Möglichkeit, einfach mal abzuschalten!

Donnerstag, 14. Juni 2007

Wir bleiben länger

Wir haben uns diese Woche entschieden, unsere Visas zu verlängern und den Flug zu verschieben, damit wir länger in Nairobi bleiben können. Die Gründe für diese Entscheidung sind diverse. Zum einen möchte ich gerne das Projekt in KEMRI so weit vorantreiben, dass ich mit gutem Gewissen gehen kann (morgen beginnen die Renovierungsarbeiten), dann möchte ich genug Zeit haben, mich noch einmal mit all meinen Freunden hier zu treffen und das sind in der Zwischenzeit doch einige. Nicht zu vergessen wäre da der Nationalpark, den wir schon längst besuchen wollten. Und natürlich möchte ich zu guter Letzt auch nochmals bei den Laborleitern anklopfen, die sich eigentlich wieder bei mir melden wollten, dies aber nie mehr gemacht haben. Wann genau wir wieder in der Schweiz sein werden, haben wir noch nicht entschieden. Aber wir werden euch auf dem Laufenden halten.

Dienstag, 12. Juni 2007

Kibera

Kibera ist der grösste Slum in Kenia und der zweitgrösste Slum in Afrika, nach Soweto in Südafrika. In Kibera wurden Teile des Films "The constant gardener" gedreht. Niemand weiss, wie viele Menschen in Kibera leben. Kibera liegt genau hinter KEMRI. Und KEMRI hat Patienten in Kibera, die an einer Wurmstudie teilnehmen. Darin wird untersucht, welche Zusammenhänge zwischen Wurmbefall und HIV bestehen. Ich konnte gestern mit Jeffrey und Jonathan, zwei meiner Arbeitskollegen nach Kibera.
Da es gerade zwei Tage lang geregnet hatte, war der Boden äusserst matschig. Zwischen dem Matsch lagen zahlreiche Gegenstände wie Unmengen von diesen hier überall vorkommenden Plastiktüten, Stoffstücke, abgenagte, halbvergammelte Maiskolben, Schuhsohlen, Kondome usw. Durch Kibera hindurch fährt ein Zug. Zuerst dachte ich ja, die Schienen seien von ganz früher und wären nur noch nicht entfernt worden. Ich hab nicht schlecht gestaunt, als mir ein kurzer Zug entgegen kam. Überall stehen Marktstände, wo man die unterschiedlichsten Sachen kaufen kann. Von Radios, über Obst, Kleidung, Schuhe oder auch nur Schuhsohlen bis hin zu Kaugummis, Teepackungen und Wasserflaschen. Hinter den Marktständen stehen zahlreiche Hütten, gedeckt mit Wellblech, oft ohne Fenster. Wenn es regnet, dann wird es in diesen Hütten sehr schnell ungemütlich, da der Boden aufquillt und sich in Schlamm verwandelt. Toiletten gibt es keine oder nur vereinzelt, weshalb man sich gerne der Flying Toilets bedient. Das sind eben erwähnte Plastiksäche, die man als Toiletten benutzt und nachher zur Tür heraus schmeisst. Man kann sich vorstellen, dass es deswegen viele Erkrankungen gibt, die auf mangelnde Hygiene zurückzuführen sind. Eine Hütte in Kibera kostet monatlich ab 600 Ksh, was ungefähr 11 CHF entspricht.
Ansonsten ist Kibera laut, bunt und voller Menschen. Die HIV Rate in Kibera dürfte wie in allen Slums deutlich höher sein, als in anderen Gebieten Nairobis. In Kibera selbst gibt es deshalb auch einige Kliniken, wo die Menschen kostenlos HIV-Medikamente, Medikamente gegen durch HIV verursachte Infektionen und HIV-Beratung erhalten. Es gibt aber auch Schulen in Kibera und Mütterberatungsstellen.
Während meinem einstündigen Aufenthalt dort, konnte ich auch das Labor von AMREF (African Medical Research Foundation) besichtigen. Ein kleines Gebäude in welchem vor allem HIV-Untersuchungen gemacht werden und wo die Therapieüberwachung stattfindet. Für mich war es ein kurzer Einblick in eine völlig andere Seite Nairobis und ein Erlebnis, das mich wieder einmal nachdenklich stimmt.

Sonntag, 10. Juni 2007

Schöne Erlebnisse

Solche hatte ich hier schon viele und einige habe ich ja bereits niedergeschrieben. Aber es gibt immer wieder diese ganz speziellen Momente im Leben, die mir ein Lächeln oder ein Gefühl der Zufriedenheit und des Glücks ins Gesicht zaubern.
Vor zwei Tagen hatte ich zum Beispiel die Gelegenheit, alleine in einem Matatu zu sitzen, wo sonst durchschnittlich 14 Leute sitzen. Es war ein bisschen ein komisches Gefühl, nur ich, der Fahrer, der Kondukteur und KEINE Musik. Ich ass grad einen, am Marktstand erworbenen, frisch gegrillten Maiskolben und wir standen im Stau. Der Kondukteur fragte, ob denn Wazungu (Weisse) auch Maiskolben essen und ob ich wüsste, woher Mais ursprünglich herkäme. Es kam ein lustiges und interessantes Gespräch zustande, in dem der Fahrer wild gestikulierend in Kiswahili auf mich einredete und der Kondukteur von mir wissen wollte, wie es denn in meinem Heimatland verkehrstechnisch funktioniere, wenn so viele Matatus unterwegs seien. Er konnte es fast nicht glauben, dass wir in der Schweiz keine Matatus haben. Wie wir denn herumreisen würden, wollte er wissen. Ich erzählte ihm von den vielen Zügen, Bussen, Tram und Privatautos. Die beiden diskutierten dann in Kiswahili und setzen mich ganz nett am Zielpunkt ab, wild winkend als sie davon fuhren.
Ein anderer schöner Moment hatte ich vor etwa einer Woche. Ich war auf dem Weg ins Internet Café hier in Westlands und kam an Frieda vorbei. Ihr erinnert euch vielleicht, Frieda ist die Albinofrau, die jeweils am Strassenrand sitzt und bettelt und der ich meist ein paar Shilling gebe. Bei ihr ist immer ein kleiner dunkelhäutiger Junge. Meistens sitzt er neben ihr oder liegt auf ihrem Schoss. An diesem Tag aber spielte er mit einer Petflasche. Er zog die Flasche an einer Schnur durch den Staub und redete leise auf sie ein. Ich nehme an, sie war sein imaginärer Hund und er ging mit diesem spazieren. Als ich zurück kam, spielte der Junge mit einer Badelatsche. Er hatte einen Stein in die Kule gelegt, wo normalerweise der Fuss drinsteckt und "fuhr" mit diesem "Auto" über die Steine und durch den Dreck. Er wirkte so zufrieden und glücklich. Und das mit so einfachen Dingen wie einer Petflasche, einer Badelatsche und einem Stein. (Tanja)

Samstag, 9. Juni 2007

Meine erste Woche...

...bei der Arbeit war interessant. Ich habe viele neue Leute kennengelernt, die ich noch nicht alle auseinanderhalten kann. Ich habe an Sitzungen teilgenommen, um mich mit den Bedingungen vertraut zu machen. Ich habe noch immer nicht genau herausgefunden, wer was macht, wen ich bei was und wann fragen kann, wer wo arbeitet, wo ich was finden kann und wer mir bei was helfen kann/muss. Es ist ein bisschen chaotisch. Für mich ungewohnt ist auch, dass ich bei vielen Arbeiten auf andere angewiesen bin, die aber meistens, wenn man sie braucht, nirgends aufzufinden und auch nicht erreichbar sind. Ich habe dennoch mit der Planung der Laborumbauarbeiten begonnen und hoffe, dass ich am Mittwoch bei der nächsten Stitzung was vorzuweisen habe. Es macht Spass, diese Dinge zu überlegen, organisieren und eigene Ideen und die langjährige Erfahrung einbringen zu können.
Der Arbeitsweg jedoch ist ein bisschen mühsam. Ich muss zweimal umsteigen und mehrmals kürzere Strecken laufen. Alles in allem brauche ich täglich durchschnittlich 2 Stunden, je nach Verkehr. Während ich in den Bussen und Matatus sitze, kann ich leider nichts anderes tun, als zum Fenster rausschauen und hoffen, dass ich nicht zu lange im Stau sitzen muss. In Kenia sitzen die Menschen nicht in öffentlichen Verkehrmitteln und lernen zum Bsp. Kiswahili Wörter oder lesen ein Buch. Selten liest mal jemand die Zeitung. Meist aber sitzt man mehr oder weniger stark eingequetscht zwischen den vielen Leuten und hofft, dass man schnell und sicher ans Ziel kommt. (Tanja)

Freitag, 8. Juni 2007

Kochen in Nairobi

Nairobi bietet alles, was man gerne im Teller haben moechte. Aber, europaeische Grundnahrungsmittel wie Kaese, Yoghurt, und Milch sind hier schwierig zu finden und dementsprechen teuer. Auch gut gebackenes Brot findet man nur in speziellen Baeckereien und dann auch nur im Kilo. Also essen wir die Toastscheiben, die in allen Formen und Variationen zu kaufen sind. Dafuer hat Tanja auch extra einen Toaster gekauft. Der hat sich schon sehr bewaehrt. Leider koennen auch knusprige Toastscheiben einer Scheibe frischen Ruchbrotes das Wasser nicht reichen. ABER, wir sind ja nicht nach Kenia gekommen, um wie zu Hause zu essen. Nein, die lokale Kueche ist sehr lecker: Chapati, Ugali, Nyama Choma, Sukuma-wiki, Tilapi-Fisch, Irio, etc.
Bei uns zu Hause gibt es vor allem Eintoepfe mit regional angebautem Gemuese (Karotten, Kartoffeln, Zwiebeln, Tomaten, Suesskartoffeln, Bohnen) kombiniert mit Reis oder Ugali (weisse Polenta). Diese Woche habe ich sogar geschafft in unserem kleinen Elektroofen einen Auflauf zu backen. Eine wahre Freude! Auch Teigwaren gibt es ab und zu, dann meistens mit einer Zuchini-Tomaten-Chili Sauce. Diese wird vor allem gut, wenn wir den kleinen Gaskocher brauchen. Und zum Dessert gibt es natuerlich frische Orangen, saftige Ananas, Passionsfrucht, und Bananen. Eine wahre Freude! Mmmh! … (Christian)

Dienstag, 5. Juni 2007

Ausgeraubt im Matatu

Heute wäre es also beinahe auch mir passiert. Ich sass im Matatu von Westlands in die Stadt, auf dem Weg zu einem Meeting. Ich sass vorne beim Fahrer. Zwischen ihm und mir war noch ein anderer Typ. Plötzlich begann er, nach dem Sicherheitsgurt zu graben, seine Tasche rutschte dabei auffällig über die meine. Er machte mir Zeichen, dass auch ich den Gurt anlegen sollte. Ich schaute nach hinten, dort legten einige andere Passagiere den Gurt an. Mein Sitznachbar war ziemlich nervös und schien es nicht zu schaffen, seinen Gurt anzulegen. Seine Tasche war nun fast auf meinem Schoss und ich konnte seine Hände nicht wirklich sehen. Da machte es Klick. Normalerweise legen die Passagiere die Gurte nur an, wenn die Polizei in der Nähe ist. Und wenn dies der Fall ist, dann muss auch die laute Musik im Matatu leiser gedreht werden. Doch das war nicht so. Beim zweiten Blick nach hinten bemerkte ich, dass die anderen Leute nicht oder nicht mehr angeschnallt waren. Das Matatu hielt und mein Sitznachbar wollte aussteigen. In genau diesem Moment bemerkte ich, dass meine Tasche offen war. Der Typ neben mir wurde sehr nervös und bestand darauf, sofort aussteigen zu dürfen. Ich sagte, dass ich zuerst checken wolle, ob noch alles in meiner Tasche sei, weil ich sehr wohl bemerkt hatte, was er vorgehabt hatte. Er bekam riesige Augen. Ich hatte nichts Wertvolles in meiner Tasche , nur ein paar Stifte, mein Notizbuch, Taschentücher und Pomadenstift und es fehlte auf den ersten Blick auch nichts. Auch in meinen Hosentaschen war noch alles da. Der Mann verschwand in der Menge. Hätte er mir was gestohlen und ich hätte es bemerkt und geschrien, so wäre der Mann auf der Stelle von den wütenden Mitfahrenden und umstehenden Menschen gelyncht worden. Nicht, dass jeder eine Waffe auf sich trägt, die Leute hätten einfach alles als Waffe gebraucht, was sie gerade gefunden hätten, seien es Steine auf der Strasse, Stangen oder andere Gegenstände. Wegen Dieben ruft man hier nicht mehr die Polizei, Diebe lyncht man auf der Stelle!
Aber ich hatte ja noch einmal Glück und war nicht ein weiterer dummer Mzungu, der im Matatu ausgeraubt wurde. Dennoch bin ich fast sicher, dass es mir früher oder später einmal passieren wird... (Tanja)

Montag, 4. Juni 2007

Wochenende

Das vergangene Wochenende war hier länger, da am Freitag ein Feiertag war. Madaraka Day ist der Unabhängigkeit gewidmet und für die Kenianer ein Grund, um im Uhuru Park Reden zu halten. Ich traf mich mit meiner kenianischen Freundin Anne zum Lunch und wir machten einen Spaziergang durch den Park. Dabei erklärte sie mir, dass der Park für die Menschen mit niedrigerem bis keinem Einkommen die einzige Möglichkeit ist, ihre Freizeit zu verbringen. So war ich dann als Mzungu (Weisse) auch die einzige im Park und somit ein gefundenes Fressen für Bettler. Also verliessen wir mehr oder weniger fluchtartig den Park und beschlossen, die Innenstadt unsicher zu machen.
Am Samstag waren Christian und ich zum zweitenmal im Napenda Kuishi Home in den Ngong Hills. Wieder genossen wir die frische, kühle Luft, das saftige Grün rund herum und das Zusammensein mit den Kindern und Angestellten der Schule. Christian musste dann sein Versprechen vom letzten Mal einlösen und mit den Jungs Fussball spielen, während ich mich liebend gern um die verschüchterten Welpen kümmerte.
Am Sonntag stand wieder ein Ausflug auf dem Plan. Die Fahrt mit dem Auto führte uns etwas weiter als Ngong, über grüne Hügelketten, durch Akazienwäldchen und entlang kleiner Dörfer. Es war herrlich, die schöne afrikanische Landschaft vom Auto aus zu geniessen und mal nicht eingequetscht mit mindestens 12 anderen Menschen in einem Nissan Bus (=Matatu) zu sitzen, begleitet von ohrenbetäubender Musik und mit zahlreichen Stops, wo die Menschen aus- und andere wieder einsteigen. (Tanja)

Freitag, 1. Juni 2007

KEMRI

Bedeutet Kenyan Medical Research Institute (kenianisches medizinisches Forschungsinstitut) und wird mein Arbeitsplatz ab Montag sein. Ja, es hat endlich geklappt. Es ein Volunteerjob und es klingt sehr interessant. Die Universität von Washington hat verschiedene Forschungsprojekte im KEMRI. Unter anderem ist sie am Aufbau eines kleinen Labors beteiligt. Darin werden verschiedene Forschungsarbeiten in Bezug auf HIV gemacht. Meine Aufgabe wird es sein, die Laborräumlichkeiten anzupassen, das Labor umzustrukturieren, gewisse Abläufe einzuführen bzw. zu verbessern, mich um Personalfragen zu kümmern, die Versorgung von Reagenzien und Verbrauchsmaterial sicherzustellen, ein Laborsystems entwickeln zu helfen und auch Qualitätssicherung einzuführen. Es ist eine grosse Herausforderung, aber eine die mich reizt. Ich werde mit lokalen Leuten zusammenarbeiten, aber auch mit Judd, meinem "Chef". Ich bin dabei ziemlich frei und kann mir die Arbeit mehr oder weniger einteilen wie ich möchte.
Mit diesem Job hat sich jedoch mein Work Permit Problem noch nicht gelöst. Da ich als Volunteer arbeite, läuft alles ein wenig anders. Aber Judd will mich vielen Leuten vorstellen und auch versuchen über KEMRI eine Work Permit für mich zu bekommen. Das sollte wohl ein bisschen einfacher sein, da KEMRI staatlich ist. Ganz egal, was auch passieren wird, ich freue mich auf diese Herausforderung! (Tanja)