Dienstag, 28. August 2007

Gut angekommen

Nach einem ruhigen und unspektakulären 7 1/2 stündigen Flug sind wir am 24. August am morgen nach 20 Wochen in Nairobi gut in Zürich Kloten gelandet. Zu unserer Überraschung wurden wir sogar abgeholt. Dies erleichterte mir persönlich das Ankommen sehr. Danke Isa!
Nach der ersten Wiedersehensfreude mit den Familien wollte ich nur noch schlafen...und Käse essen ;-) Die letzten Tage und Stunden verbrachte ich damit, in Aarau ans Schwingerfest zu gehen, Freunde zu treffen, spazieren zu gehen und mich wieder in Bern einzurichten. Ich fuhr Fahrrad, ass alles, was man in Nairobi nur schwer findet oder nicht in der bekannten Schweizer Qualität und genoss die wunderschöne Altstadt Berns.
Die nächsten Tage stehen weitere Termine und Treffen an und nebenbei arbeite ich an den Arbeitsvorschriften des IRC und warte auf meinen Vertrag vom KEMRI. Langweilig wird mir jedenfalls nicht.
Dennoch ist das Wiedereingewöhnen nicht gerade einfach. Obwohl die Schweiz meine Heimat und Bern mein Zuhause ist, ist doch alles so ungewohnt und anders für mich. Nachts träume ich von Nairobi und meiner Arbeit, so wie ich in der ersten Zeit in Kenya von der Schweiz geträumt habe. Und am Tage ertappe ich mich dabei, wie ich an Nairobi denke und an die vielen schönen Momente dort.

Freitag, 24. August 2007

Geisterfahrt

Heute bekommt ihr gleich zwei Blogs zum Lesen. Den Abschiedsblog hatte ich bereits gestern geschrieben, den hier muss ich noch anschliessen, weil das Geschehene beinahe zur Folge hatte, dass ich den Abschiedsblog niemals publizieren konnte...
Gestern fuhren Christian und ich mit dem Matatu in die Stadt. Wir sassen vorne neben dem Fahrer, darum bekamen wir alles auch hautnah mit! Wir fuhren los und ich hatte gleich so ein Gefühl, dass unser Fahrer zu der rabiateren und abgebrühteren Sorte Matatufahrer gehört. Ausserdem hielt er sich auch noch für einen DJ, denn er betätigte während rasanter Fahrt dauernd irgendwelche Knöpfe am Radio und verstärkte den Bass immer im richtigen Moment, um ihn dann kurze Zeit später wieder herunterzudrehen und erneut aufzudrehen. Auch mit dem Handy telefonieren baute er noch irgenwo zwischen seine Fahrer- und DJ-Tätigkeit ein.
Schon nach wenigen Metern änderte er die Route und wir fuhren durch einen anderen Teil der Stadt als normalerweise. Wir erreichten erstaunlicherweise - trotz all der Nebenbeschäftigungen und der halsbrecherischen Fahrweise des Fahrers - lebendig die Matatustation. Doch anstatt anzuhalten und uns aussteigen zu lassen, fuhr der Fahrer einfach weiter. Was war los?
Wir kamen wieder zum grossen Kreisel, wo wir schon hergekommen waren. Doch anstatt in die Richtung zu fahren, in die alle anderen fuhren, beschloss unser Fahrer, den Autos im Kreisel entgegen zu fahren und das auch noch in horrendem Tempo. Etwa dreimal kollidierten wir beinahe mit entgegenkommenden und korrekt fahrenden Fahrzeugen. Das Matatu raste zurück Richtung Westland. Plötzlich hielt es abrupt und alle wurden mehr oder weniger rausgeworfen. Und das Matatu brauste schleunigst und mit quietschenden Reifen davon.
Ich konnte dann eine mitreisende Frau fragen, was eigentlich los gewesen sei. Sie sagte, der Matatufahrer hätte ein paar Verkehrsregeln gebrochen (ach ja, das war mir ÜBERHAUPT nicht aufgefallen) und müsse nun vor der Polizei flüchten. Ein alter Mann notierte sich auch prompt die Nummer des Matatus. Keine Ahnung, was mit dem Fahrer passieren wird, wenn ihn die Polizei erwischt, aber ich glaube kaum, dass es für ihn angenehm wird...

Kwaheri Nairobi

Schnell vergingen die letzten fünf Monate. Wir haben viel erlebt, manches gesehen und haben einige Leute kennen gelernt. Es war eine sehr schöne Zeit hier und ich werde Nairobi in guter Erinnerung behalten bis ich wieder komme. Wir haben von unseren Freunden Abschied genommen, das letzte Mal in unserem Lieblingsrestaurant, einem Vegtarisch-Indischen Lokal in Westlands, Znacht gegessen und haben die letzten Souvenirs eingekauft.
Gefühlsmässig bin ich hin und her gerissen. Auf der einen Seite freue ich mich sehr auf die Schweiz, meine Familie, meine Freunde, das Essen (Käse, Joghurt, knuspriges Brot und Zopf), mein Fahrrad, die Freiheit am Abend so lange draussen zu sein wie ich möchte, eine Strasse überqueren zu können, wo die Ampel funktioniert und vieles mehr. Auf der anderen Seite wird es eine grosse Umstellung sein, wenn die Menschen um mich herum nicht mehr schwarzer Hautfarbe sind, wenn ich nicht mehr meinen gewohnten Alltag hier habe, wenn ich keine Putzfrau mehr habe, die die Wohnung putzt und meine Wäsche wäscht, wenn ich kein kenianisches Essen mehr habe, kein Kiswahili mehr höre und wenn ich nicht mehr jedesmal, wenn ich in einen Bus steige, nach der Destination fragen muss-sicherheitshalber ;-)
Unter dem Strich gehören diese fünf Monate zu den besten meines Lebens. Es war eine super Erfahrung und ich habe so viel gelernt, das ich in der Schweiz nie gelernt und erfahren hätte. Ich wünschte, ich könnte meiner Familie und meinen Freunden Nairobi so zeigen, wie ich es kennen gelernt habe. Nicht als die gefährlichste Stadt Afrikas, sondern als Stadt, die ihre schönen Seiten hat, als Stadt, in der so viele nette, aber auch sehr arme Menschen leben und als Ort, der einem viel bieten kann, wenn man mutig genug ist ;-)
Wenn ich nach Nairobi zurück komme, so hoffe ich, dass mich möglichst viele Menschen besuchen werden, damit ich ihnen die Stadt und ein wenig von Kenya zeigen kann!
Danke an alle, die mir immer wieder Ideen für meine Blogeinträge gegeben haben, danke, dass ihr die letzten fünf Monate mit mir zusammen erlebt habt! Bis bald.
(Leider war ausgerechnet am letzten Tag die gesamte Internetverbindung in Nairobi unterbrochen, so dass dieser Blog erst nach der Rückkehr aufgeschaltet werden konnte.)

Mittwoch, 22. August 2007

International Rescue Committee

Vor knapp zwei Wochen bekam ich eine Anfrage vom International Rescue Committee, ob ich für sie ihre SOPs (Arbeitsvorschriften) für ihr Referenzhospital in Liberia durchschauen könnte. Ich habe keine Ahnung, wie die auf Judd gekommen sind, denn er hat denen meine Nummer gegeben. Und er weiss auch nicht, warum man ihn kontaktiert hat.
Jedenfalls hab ich mir die Dokumente angeschaut und einen Arbeitsaufwand von 2-3 Tagen geschätzt. Nachdem ich vorsichtig nach ihrem Budget gefragt und ihnen dann einen Vorschlag gemacht habe, bekam ich den Auftrag.
Dieser Auftrag wird mich also zusätzlich beschäftigen, wenn ich zurück in der Schweiz bin. Und er wird sich ebenso gut in meinem Lebenslauf machen, wie die Kemri-Stelle.
Die SOPs sind über Blutspenden und Transfusionsmedizin, also genau das Gebiet, worauf ich zuletzt in der Schweiz gearbeitet habe. Ich habe der Organisation auch meinen Lebenslauf schicken müssen, damit sie überhaupt für eine Bezahlung einen Antrag stellen konnten. Nachdem sie den Lebenslauf gesehen haben, hat man mich auf einen 6-Monats-Vertrag in Liberia (Westafrika) aufmerksam gemacht, mit dem Kommentar, dass es für mich sicher sehr interessant wäre. Mal sehen, ob ich schlussendlich zwischen Liberia, Kenya und der Schweiz wählen kann...
Mein Jahreshoroskop hatte also doch recht: "Sie erleben eines der besten Jahre seit Langem und gehen neue Wege, sind voller Selbstvertrauen und Energie. Niemand kann ihre dynamische Art bremsen, schöne Erfolge kündigen sich an..." Danke, Madame Thessier!

Dienstag, 21. August 2007

Souvenir kaufen in Nairobi

In Nairobi gibt es jeden Tag Märkte, auf denen man sehr schöne Souvenirs jeglicher Art einkaufen kann. Die Herausforderung ist meistens das Verhandeln. Wir als Schweizer sind uns an festgelegte und angeschrieben Preise gewöhnt. Hier gibt es das fast nirgends. Ein paar wenige Läden haben sich auf diese Wünsche der Touristen eingestellt. Aber in den restlichen muss man knallhart verhandeln.
Ein gutes Beispiel dafür sind Sandalen. Eine gute Freundin hat gesagt, dass man zwischen 500 und 700 KSH (rund 12 CHF) für gute Sandalen bezahlt. Auf dem Masai-Markt in der Stadt wurde uns als erster Preis 3500 KSH (rund 60 CHF) vom „Broker“ (Händler) angeboten. Natürlich sind wir bei diesem Preis einfach weggelaufen. Der junge Besitzer ist uns aber nachgelaufen und hat erklärt, dass er uns seine Sandalen für nur 1600KSH anbieten würde. Nach dem üblichen hin und her haben wir 800 KSH bezahlt.
Wie entstehen solche Preise, fragt man sich. Es hängt vieles vom Ort des Einkaufs sowie von der Anzahl der Zwischenhändler ab. Je weiter man in die Slums geht, desto günstiger wird es. Aber das machen nur die Wenigsten.
In den städtischen Märkten gibt es die sogenannte „Broker“. Diese kontrollieren alle Eingänge zum Markt und sprechen die Touristen direkt und als Erste an. Sie verhandeln die Preise für alle Waren des Marktes, ohne die eigentlichen Handwerker einzubeziehen. Wenn man da nicht mitmacht, wie mir eine junger Handwerker erklärt hat, dann wird man systematisch belästigt und die Broker treiben die Touristen weg von seinem Marktstand. Da die Preise dieser Brokers aber so hoch sind, wird auch weniger verkauft als wenn man direkt mit Touristen verhandeln kann. Zwar verdienen die Broker genug an einem Stück, aber sie geben nur sehr wenig an die Handwerker weiter.
Als wir direkt mit dem Handwerker sprachen, haben ein paar dieser Broker gesagt: „Bezahlt nicht mehr als 250KSH für die Sandalen“. Und das, nachdem ihr erstes Angebot 3500 KSH betrug.

Freitag, 17. August 2007

Mein letzter Tag im Kemri

Gestern fuhr ich zum letzten Mal ins Kemri. Es war ein komisches Gefühl. Einerseits schwebte Melancholie mit, andererseits Stolz und Freude, dass ich meine Arbeit so gut und termingerecht zu Ende bringen konnte.
Als ich zum letzten Mal das Kemri Areal betrat, übermannte mich mal wieder die Schönheit dieser Anlage verglichen mit den meisten Gegenden Nairobis, die ich kenne. Es ist alles so gepflegt und man kommt sich vor, als sei man in einem noblen englischen Garten. Der Rasen ist immer frisch geschnitten, die Sträucher gestutzt, die Häuser, die mit ihren grauen Backsteinen an einen Londoner Vorort erinnern, immer sauber. Es wirkt alles so friedlich und ruhig. Die Menschen spazieren gemächlich entlang der kleinen Wege und in der Mittagspause setzen sie sich bei schönem Wetter auf die Wiese und picknicken. Etwas was man in Nairobi eher selten macht und als Weisse schon gar nicht!
Ich übergab meine Arbeitsvorschriften auf einer CD Rom gespeichert an die neue Labor Managerin, erledigte die letzten kleinen Dinge und verabschiedete ich mich von meinen Arbeitskollegen. "Aber du kommst doch wieder im Oktober?"-"Du kannst doch jetzt noch nicht Bye sagen, du bist doch noch ne ganze Woche hier..." und ähnliche Fragen und Reaktionen stürmten auf mich ein. Ich werde einige Leute ganz schön vermissen, aber so wie es ausschaut, wird der Abschied nicht von langer Dauer sein...
Judd hat es tatsächlich geschafft, seine Chefin in Washington zu überzeugen, dass sie mich anstellen. Er hat mir einen Vertrag ab Oktober angeboten. Noch gibt es einige Dinge abzuklären, aber meine Chancen, dass ich zurück kommen kann, stehen viel besser als auch schon !
Ausserdem hat er mir ein ausserordentlich gutes Arbeitszeugnis als "Clinical Trial Laboratory Coordinator" ausgestellt. Cooler Titel ;-)

Mittwoch, 15. August 2007

Kosmetik und Haarpflege

Ich habe mich vor ein paar Tagen in einen Kosmetiksalon gewagt. Zuerst wollte ich ja auf dem Kenyatta Market mein Glück versuchen, hab mich dann aber nicht so recht getraut und bin schliesslich in der City gelandet. Dort wurde ich sehr nett empfangen und nach ein paar Minuten wurden mir Tee und ein paar Guetzli auf einer gemütlichen Sitzecke serviert. Kurze Zeit später wurde ich in den Salon gebeten. Dort waren etwa 12 Kosmetikerinnen und zwei andere Kundinnen. Die meisten Angestellten sassen herum und pfegten sich gegenseitig die Nägel, lasen Zeitung oder schnatterten laut miteinander. Ich bekam die Fusspflege meines Lebens. Da wurde gefeilt, gehobelt, geschrubbt, meine Füsse gebadet, eingeweicht, nochmals geschrubbt, Nägel geschnitten, geclipst, wieder gehobelt, nochmals gebated, danach wurden meine Beine bis zu den Knien gepeelt, erneut geschrubbt, eingecremt, massiert, so dass ich beinahe Angst hatte, meine Venen seien am Schluss zur Hüfte hochgeschoben. Und zu guter Letzt bekam ich einen Nagellack auf meine Zehennägel. Meine Füsse waren noch nie so weich und weiss!
Während der Behandlung kamen zwei Weisse in den Salon. Eine der beiden wollte diese afrikanischen Zöpfchen haben, die irgendwie komisch aussehen an uns Weissen. Man begann, ihr Haar zu flechten. Dann entstand eine Diskussion bei der die Friseurin den Kopf schüttelte. Auf Kiswahili wurde dann wohl gelästert. Ich konnte jedenfalls deutlich hören "Wazungu" (Weisse) hören. Erschrocken schaute mich die Fusspflegerin an und fragte, "verstehst du Kiswahili?" Und ich sagte: "Kidogo" (ein bisschen) und zwinkerte ihr zu.
Während ich darauf wartete, dass meine Nägel trocknen, bekam ich nochmals einen Tee und weitere Guetzli. Bevor ich ging, musste ich der Kosmetikerin versprechen, wieder zu kommen. (Tanja)
40min und 2 CHF: Ich wusste nicht, dass man Haare rasieren so ausgeklügelt machen konnte. In der Schweiz nehme ich einfach den Rasierer und stelle ihn auf 1.5mm ein ... zrumm ... und schon ist alles weg. Hier wird eine Stufe nach der anderen genommen. Zwischendrin wird die Maschine geölt und gebürstet. Auch mein Kopf wird immer wieder von Haaren freigebürstet. Zum Schluss wird die Kontur rasiert! Ja, rundherum gibt es dann scharfe Linien ...und die Geheimratsecken werden optisch verkleinert! Danach werden die Haare von einer Frau gewaschen und der Kopf massiert. Ja, das rasieren wird nur von Männern gemacht. Da es in meinem Salon kein fliessendes Wasser gibt, wird im Wasserkocher hingetragenes Wasser gewärmt und dann sparsam mit Shampoo auf dem Kopf verteilt. Kein Tropfen! Mit getränkten Tüchern wird alles abgewaschen. Danach kommt wieder der Mann hin und massiert mir Oel und Aftershave ein. Und fertig! (Christian)
Soviel also zu unseren Erfahrungen in nairobischen Kosmetik- und Coiffeursalons...



Samstag, 11. August 2007

Teigwaren mit Gemüse-Crème-Sauce

Hier ein weiteres Rezept, welches wir in Nairobi oft kochen. Wie immer sehr simpel und schnell. Max. 30 Minuten Vorbereitungszeit.

Für 2 bis 3 Personen!
300 gr Teiwaren (egal welche)
1/2 Zwiebel
1.5 Esslöffel Gemüsebrühe
1 grosse Zucchini
1 grosse Karotte
150gr zerstückelte Pelati
80ml Crème Fraiche (=3 richtig gehäufte Esslöffel)
2 Esslöffel Speiseöl

1) Gemüse würfeln oder in dünne Scheiben schneiden. Wasser zum kochen bringen.
2) Zwiebeln mit Öl in der Bratpfanne anbraten auf 3/4 Hitze. Dann Gemüsebrühe reinmischen und kurz weiteranbraten.
3) Zucchini- und Karottenstücke in der Bratpfanne kurz anbraten und dann mit 3-4 Esslöffel Wasser ablöschen. (je mehr Wasser, desto flüssiger die Sauce am Schluss)
4) Pelati in Bratpfanne geben und Hitze auf ca. 1/2 runter. 10 bis 15 Minuten mit regelmässigem Umrühren kochen (je nachdem wie bissfest man das Gemüse möchte). Teigwaren kochen.
5) Wenn Teigwaren bereit sind, Crème Fraiche langsam zum Gemüsegemisch dazurühren. Das Ganze kurz wärmen und dann zu oder über die Teigwaren geben.

En Guete!!

Freitag, 10. August 2007

Angebot

Vor ein paar Tagen bat mich mein Chef Judd zu sich ins Büro (eine ehemalige Küche, deren man immer noch sehr gut ansieht, was sie einmal war). Er bot mir einen 1-Jahres-Vertrag an. Ich war ziemlich überrascht. Natürlich habe ich geahnt, dass Judd meine Arbeit schätzt, anerkennt und mich sympatisch findet und das nicht erst, seit ich ihm Schweizer Schokolade angeboten habe. Aber damit hatte ich wirklich nicht gerechnet.
Er kam gerade aus Seattle, wo er Forschungsgelder im Bereich von über 3 Millionen US$ angeboten bekommen hat für eine dreijährige Studie. Er möchte, dass ich ihm helfe, die Studie auf der Laborseite zu leiten (mit eigenem Büro, über die Visitenkarten muss ich noch mit ihm verhandeln!). Er sagte, er brauche jemanden, der sich im Labor auskennt, der genau und präzise arbeitet und auf den er sich verlassen könne. Und während er sagte: "Meine Schwächen sind deine Stärken und ich brauche jemandem, dem ich etwas auftragen kann und dann weiss, dass es auch gemacht wird, gut gemacht wird..." schweiften meine Gedanken weg... Ich dachte nur noch daran, dass dies meine Chance ist, wieder nach Kenya zurück zu kommen, wo ich so gerne bin. Allerdings müsse er erst noch mit der University of Washington und KEMRI abklären, ob eine Anstellung möglich wäre.
Zufälligerweise aber ist gerade die Person, die mir die Software für unseren Flowzytometer näherbringen soll in...Bern. So fädelte Judd es irgendwie ein, dass ich mich nach meiner Rückkehr in die Schweiz mit Claudio zusammensetzen kann und dieser mir mehr über FlowJo beibringt. FlowJo ist eine Software, die es erlaubt, unsere Daten genauer zu analysieren. Das hört sich nun nicht sehr laborspezifisch an, aber da es sich um Labordaten handelt, die für die Studie äusserst wichtig sind und ich nebenbei weitere Arbeitsvorschriften entwickeln soll, ist das Ganze schlussendlich doch in grossem Zusammenhang mit dem Labor. Ausserdem habe ich was ähnliches schon einmal in Namibia gemacht.
...
Dieser obere Blog-Abschnitt habe ich vor fast zwei Wochen begonnen. Inzwischen habe ich nochmals mit Judd gesprochen. Leider hat er noch immer kein Okay von Washington und er meint, dies könne sich auch noch ein wenig hinziehen (wie lange ist leider unklar). Er denke aber, dass es klappen sollte. Gleichzeitig wollte er mir aber nichts versprechen... Na ja, somit ist die Freude über das Angebot ein wenig gedämpft. Dennoch weiss ich, dass Judd alles versuchen wird, mich anstellen zu können. Schlussendlich liegt die Entscheidung aber nicht nur bei ihm.
Zusätzlich habe ich bereits zwei Interviews in der Schweiz. Eines für eine Stelle in Olten, das andere für eine Stelle in Zürich. Obwohl ich momentan auf keine der beiden Stellen Lust hätte, bin ich doch neugierig, mit den Laborleitern zu sprechen. Am liebsten wäre mir natürlich, es würde mit KEMRI klappen. Mal sehen...!

Dienstag, 7. August 2007

Trauer, Wut und Enttäuschung

Trotz meiner entdeckten Liebe zu Kenya, trotz der schönen Stunden im Masai Mara, trotz der tollen Erfahrungen, die ich hier gemacht habe und trotz den netten Menschen, die ich hier getroffen und kennengelernt habe, gibt es auch einen grossen Wehmutstropfen.
Kurz nach meiner Ankunft hier lernte ich - durch einen Kontakt in der Schweiz - Anne kennen. Anne ist eine 31jährige Kenianerin, freundlich, lustig und aufgestellt. Sie gab mir ein paar Adressen von Spitälern und Childrens Homes.Wir trafen uns Ende April wieder. Zwei Tage später fragte sie mich bei einem Abendessen um ziemlich viel Geld. Natürlich war ich auf der Hut, denn schliesslich kannte ich sie noch nicht lange. Nach drei anderen Treffen, während denen sie mir ihren momentanen finanziellen Engpass genau schilderte und mir versprach, mir das Geld Ende Mai wieder zu geben, beschloss ich ihr die Hälfte der Geldmenge, um die sie mich gebeten hatte, auszuleihen. Als Sicherheit gab sie mir die Kopie ihrer ID Karte mit Unterschrift, dass sie mir diese Summe schulde.
Wahrscheinlich glauben die meisten nun zu wissen, was weiterhin geschehen ist. Nämlich, dass ich Anne und mein Geld nie wieder gesehen habe. Nun, das wäre nicht ganz wahr. Denn Anne und ich waren mehr oder weniger regelmässig in Kontakt per SMS oder Mail. Ende Mai klappte dann ihre Lohnüberweisung nicht, danach kam plötzlich eine Hochzeit in der Familie dazwischen und daraufhin hatte sie andere Probleme mit ihrem Bankkonto. So dumm es klingen mag, ich habe ihr relativ lange geglaubt oder versucht ihr zu glauben. Denn erstens konnte ich mir gut vorstellen, dass hier in Kenya Bankgeschäfte ein wenig anders ablaufen als in der Schweiz und zweitens kann Anne sehr gut glaubhafte Geschichten erzählen. Und weil sie noch immer so freundlich war und sich weiterhin bei mir gemeldet hat, hab ich ihr vertraut.
Ende Juni wurde ich langsam ungeduldig und liess mir dies auch anmerken. Von da an war Anne weder auf ihrem Handy noch sonst erreichbar oder auffindbar. Erst als ich ihr Wochen später drohte, ihr Bild in der Zeitung zu veröffentlichen (das ist in Kenyas Zeitungen Gang und Gäbe), meldete sie sich sofort wieder. Wir trafen uns daraufhin, sie musste mir weitere "Sicherheiten" geben und sie versprach, mir das Geld zurückzubezahlen und in Kontakt zu bleiben. Sie hielt mich weitere drei Wochen hin.
Vor kurzem habe ich herausgefunden, dass so ziemlich alles, was Anne mir jemals erzählt hat eine Lüge war. Ich habe auch erfahren, dass sie schon viele andere Leute bestohlen und betrogen hat. Man nimmt sogar an, dass sie Geld von der Kirche, in die sie jeden Sonntag brav geht und wahrscheinlich um Vergebung bittet, geklaut hat. Sie hat mich sehr enttäuscht, so sehr wie einem nur ein Mensch, den man sehr mag enttäuschen kann. Sie hat meine Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft ausgenutzt. Ich dachte wirklich, sie wäre meine Freundin.
Von der Ferne aus betrachtet, klingt das vielleicht dumm und wenn man diesen Blog liest, mag man vielleicht denken, dass man Anne selber NIEMALS Geld gegeben hätte. Aber ihr könnt mir glauben, Anne hat so eine Art an sich, die einem glauben lässt, man könnte ihr vertrauen. Sie weiss auch ganz genau, welche Art Menschen sie benutzen kann und wie sie dabei vorgehen muss. Sie ist eine Betrügerin, Diebin und eine sehr egoistische Person, die sich nicht darum schert, wenn andere Menschen leiden!
Was ich jetzt noch tun kann? Nun, das Bild von Anne in die Zeitung zu bringen, würde mich wohl mindestens einen Drittel des von ihr geschuldeten Betrages kosten. Zur Polizei gehen? Tja, auch das ist nicht kostenlos und die Polizei ist in diesen Fällen hier wohl so effektiv wie eine Schnecke, die versucht den Ironman-Marathon in Hawaii zu gewinnen. Wie ihr seht, hab ich zwar viel Geld, aber nicht meinen Humor verloren. Alles, was ich also tun kann ist, die Leute, die noch immer glauben, Anne wäre ihre Freundin, aufzuklären. Und während ich bald zurück in die Schweiz komme, habe ich hier doch viele richtige Freunde gefunden, die noch lange hier sein werden und vielleicht doch noch das eine oder andere ausrichten können...

Montag, 6. August 2007

Masai Mara



Das vergangene Wochenende haben wir eine Safari gemacht. Unter Safari verstehen die meisten wohl, dass man irgendwo, wo es wilde Tiere hat hinfährt und diese beobachtet. Das stimmt im weitesten Sinne auch. Aber Safari ist auch Kiswahili und bedeutet Reise.
Wenn es trocken wird, der letzte grüne Halm verdorrt ist, der Wind den Staub in hohen Säulen in die Luft wirbelt, sammeln sie sich: Hundertausende von Weissbartgnus und Zebras, um in einem endlosen Zug weiterzuwandern, dorthin, wo es noch Wasser und Weideplätze gibt. Ein Schauspiel, dass sich jedes Jahr wiederholt. Eine grandiose Szene: Die Savanne bis zum Horizont ein wogendes Meer aus Gnuleibern, die in die Serengeti nach Tanzania weiterziehen.
Geschätzt 3 Millionen Tiere bevölkern die Masai Mara, den eindrucksvollsten Nationalpark Kenyas. Mara heisst in der Sprache der Masai "buntes Durcheinander". Seit den drei Tagen im Park ist mir auch ganz genau klar, warum man ihn so nennt. Wir waren in einer Landschaft, die an den Garten Eden erinnert. Die rote Erdpiste verliert sich irgendwo am Horizont zwischen grünen Hügeln. Von den Schirmakazien äugen Giraffen zu uns herüber, die wir in unserem riesigen Truck begeistert beobachten und fotografieren. Eine Gnuherde jagt in Galoppsprüngen über die Ebene. Daneben grasen Zebras, mit balletreifen Schritten hüpfen Strausse durch das hohe Gras. In der Ferne sieht man die massigen Körper von Elefanten. Unter einem Busch liegt eine Löwin mit ihren zwei Jungen. Und dann sehen wir ihn endlich, den König der Savanne, der männliche Löwe, mit seiner prachtvollen Mähne, seinem schlanken, langen Körper und seinem gelblichen Fell. Was für ein Gefühl.
Das Gefühl wird allerdings ein wenig gedämpft, wenn man feststellt, dass rundherum noch mindestens 15 andere Safaribusse stehen und Duzende von Menschen ihre Kameras auf den Löwen halten. Man hört die vielen "klick, klick" der Fotoapparate. Der Löwe brüllt wieder und geht gemächlich weiter. Die ganz dreisten unter den Busfahrern - oft von ihren Insassen getrieben - beginnen, dem Tier in ihren geländegängigen Wagen zu folgen und man fühlt sich bald nicht mehr anders als im Zoo.
Wir fahren weiter und sehen am Mara River Flusspferde, Krokodile, Affen, Büffel und viele Vögel.Und schliesslich treffen wir auch auf einen Geparden mit seinem Jungen. Die Mutter schaut sehr eingebildet von uns weg und säugt in aller Ruhe ihr Kleines.
Es ist ein unvergessliches Erlebnis und ein Muss für jeden Tierfan, wenn auch alles andere als billig.

Donnerstag, 2. August 2007

1.August Feier

Unglaublich, aber es gibt einen Swiss Club in Nairobi. Wir haben vor ein paar Tagen von meinem amerikanischen Chef davon erfahren, der einmal wöchentlich mit einem der Swiss Club Member joggen geht. Daraufhin hatten wir auch relativ schnell herausgefunden, dass hier eine 1.August Feier abgehalten wird. Wir meldeten uns an und konnten somit den Nationalfeiertag mit anderen Eidgenossen in einem SEHR noblen Restaurant, geführt von einem Schweizer in einer der vornehmsten Gegenden Nairobis verbringen. Es gab ein kleines 1.August Feuer und ein mehrgängiges Menü mit Büffet, dazu Schweizer Örgeli Musik und Ländler Musik. Zuvor hielt der Schweizer Botschafter eine etwas ungewöhnlich, jedoch lustige Rede. Es wurde die diesjährige Ansprache Micheline Calmy-Reys auf dem Rütli vorgespielt und zu guter Letzt - ein wenig Patriotismus kann ja nicht schaden - wurde auch noch unsere Nationalhymne gespielt. Peinlicherweise konnten die wenigsten mitsingen. Ich weiss nicht, wie viele von euch den Text der Nationalhymne kennen. Für die, die ihn nicht kennen und ihn sich wieder einmal zu Gemüte führen wollen, einen kurzen Abschnitt daraus:
"Tritts im Morgenrot daher, seh' ich dich im Strahlenmeer, dich, du Hocherhabener, Herrlicher! Wenn der Alpenfirn sich rötet, betet, freier Schweizer, betet! Eure fromme Seele ahnt Gott im hehren Vaterland, Gott, den Herrn, im heheren Vaterland...."
Internetseite zum Restaurant:
www.lord-erroll.com

Mittwoch, 1. August 2007

Liebe zu Kenya

Vielleicht fragt sich der eine oder andere von euch, warum ich so gerne in Nairobi, beziehungsweise in Kenya bin. Es gibt ja doch vieles, über das ich mich ab und zu aufrege. Und manchmal frage ich mich selber: Wie kann es sein, dass ich es liebe hier zu sein, trotz all der Dinge, die ungewohnt und fremd sind und so viel anders laufen als ich es gewohnt bin? Doch trotz all dieser kleinen Sachen, die manch einem als gar nicht so klein vorkommen mögen, bin ich so gerne hier.
Natürlich regen mich die Taxifahrer auf, weil sie mir dauernd hinterher rufen, mit der Zunge schnalzend auf sich aufmerksam machen wollen oder mir beinahe ihren Autoschlüssel ins Gesicht werfen beim Versuch, mir eine Fahrt mit gerade ihrem Taxi aufzuschwatzen. Und sicherlich nervt es mich, wenn es gerade dann keinen Strom hat, wenn ich die Batterie meines Computer zum Arbeiten aufladen müsste, wenn es kein Wasser hat, wenn ich mich duschen möchte, wenn die Matatus ihre Route oder Preise ändern, wenn mich Menschen dumm anquatschen, nur weil ich weiss bin, wenn man mir wieder alles mögliche touristische aufschwatzen möchte, wenn man versucht, mich im Matatu zu bestehlen, wenn man mich anpöbelt, wenn alles ein wenig anders und langsamer läuft, als ich es von der Schweiz gewohnt bin, wenn meine Lungen mal wieder von den Abgasen verstopft sind, wenn ich wehmütig ans Fahrrad fahren denke, das ich so gerne mache, hier aber nicht machen kann, wenn mir jemand versucht einen höheren Preis für eine Ware, eine Matatu- oder Taxifahrt abzuknöpfen, nur weil ich weiss bin oder wenn mich nachts die sehr laute Musik der benachbarten Bar, die bis um 5 Uhr morgens geöffnet hat, weckt und wach hält. Und es macht mich auch oft traurig, die Armut zu sehen, mit der man täglich auf die eine oder andere Art konfroniert wird. Und trotz all dieser Geschehnisse, bin ich einfach gerne hier.
Ich liebe es hier zu sein, weil die Menschen so viel anders sind als in der Schweiz. Ich liebe die vielen Farben, die Musik, die fröhlichen Menschen, den Einfallsreichtum, die Geschäftstüchtigkeit. Ich liebe den Alltag hier, den täglichen Gang ins Internetcafé, das freundliche Willkommen meiner Arbeitskollegen. Ich liebe diese noch immer fremde Sprache, die in meinen Ohren so schön klingt. Ich liebe die Sonne, die sich zwischen den Hochhäusern Nairobis durchzwängt, ich liebe das Rauschen des afrikanischen Windes. Ich liebe es, im Bus zur Arbeit zu sitzen, die Musik im Hintergrund zu hören, hinauszuschauen und all diese Menschen zu beobachten. Ich liebe dies alles, weil es so voller Leben ist. Es ist schwierig, dies jemandem zu erklären, der Afrika noch nie erlebt, gesehen und gespürt hat. Aber die, die schon einmal auf dem Schwarzen Kontinent waren, die werden mich vielleicht verstehen. Auch wenn vieles so anders ist als zu Hause, so fühlt man sich hier LEBENDIG.