Montag, 23. Juli 2007

Slumverbesserung, eine verzwickte Sache!

Letztes Jahr, bei meinem ersten Besuch in Kenia, habe ich zum ersten Mal längere Zeit in einer informellen Siedlung (oder Slum) verbracht. Es ist kein schöner Anblick, wie wohl einige von euch schon auf Bildern oder in Berichten mitbekommen habt. Die Zimmer und Hütten sind klein und überfüllt, die Strassen sind dreckig, die Abwasserkanäle offen, eigentlich funktioniert nichts, wie wir es in Europa kennen. Und doch gibt es viele Menschen, die freiwillig und gerne dort leben. Einige möchten sparen und andere sind auch stolz in einer berühmten Siedlung wie Kibera zu leben. Und da beginnt die Komplexität der Slumverbesserung, die man leider in den meisten Berichten oft nicht findet.
Im letzten November hatte ich die Gelegenheit, an einer Konferenz zur Strategie der Slumverbesserung teilzunehmen, wo auch Vertreter der verschiedenen Slums teilnahmen. Dabei taten sie ihrem Unmut Kund, wie schlimm Slumverbesserung für sie ist in Bezug zu den Mietpreisen. Diese steigen wegen den Aktivitäten, um das 5-fache, was für viele einfach nicht bezahlbar ist.
Während der Konferenz wurde auch das Fehlen eines Mietgesetzes heftig kritisiert. Trotz verschiedensten Kampagnen, hat die Regierung die Rechte der Mieter gesetzlich noch nicht geregelt. Bewohner können ohne Grund von einem Tag auf den anderen aus ihrer Wohnung rausgeschmissen werden. Wie es der Vermieter gerade will. Gewiss, es sind „informelle“ Siedlungen und die Regierung möchte dies unter keinen Umständen mit einem Gesetz schützen und unterstützen. Aber, über 50% der Bevölkerung von Nairobi lebt ohne fliessendes Wasser und Elektrizität. So ein Mietergesetz sollte doch zuoberst auf der Traktandenliste des politischen Tagesgeschäfts sein, oder? Aber eben, hier geht die Komplexität der Situation weiter, denn rund die Hälfte der Politiker verdient einen Teil ihres Vermögens über Investitionen in Mietwohnungen in diesen Slums. Ein Mietergesetz würde dieser Investition schaden, denn dann dürften die Mieter etwas mehr für ihr Geld verlangen.
Es ist eine sehr verzwickte Sache, wobei die Slumbewohner mit ihren Bedürfnissen und Wünschen meistens nicht wirklich einbezogen werden, leider.