Donnerstag, 19. Juli 2007

Tagesablauf der KenianerInnen

Der Tagesablauf der Kenianer ist sehr spontan und offen, nicht so strukturiert wie bei uns in der Schweiz oder anderen europäischen Ländern. Wenn man jemanden trifft, dann passiert es oft, dass man länger (Stunden!) diskutiert oder was trinken/essen geht. Obwohl Termine vereinbart werden, nimmt man sich viel Zeit für Freunde und Geschäftspartner, die man tagsüber trifft (zum grossen Ärgernis von uns Europäern). Oft bleibt man auch lange im Verkehr stecken, weil es einfach zu wenige Strassen gibt oder weil die Stadtverwaltung gerade entschieden hat zu Stosszeiten die weissen Linien neu zu zeichnen.
Das Mittagessen wird zwischen 12Uhr und 14Uhr eingenommen. Dem Mittagessen wird generell mehr Zeit gewidment. Man isst kein Sandwich am Arbeitsplatz oder mampft und trinkt im Gehen. Nein, man setzt sich hin und diskutiert viel und fröhlich mit Freunden und Tischnachbarn. Es ist immer lustig.
Von Montag bis und mit Samstag gehen die Leute einer Beschäftigung nach. Nur wenige haben eine reguläre Arbeit, wie in der Schweiz oder anderen europäischen Ländern. Rund 60% sind statistisch gesehen „arbeitslos“. D.h. aber nur, dass sie keiner regulären Arbeit nachgehen, sondern im informellen Arbeitsmarkt jobben (von den offiziellen Statistiken nicht gut gedeckt).
Ein durchschnittlicher Arbeitstag dauert mindestens 12 Stunden. Im YMCA Hotel zum Beispiel, arbeitet das Restaurantpersonal von 7 bis 21 Uhr jeden Tag. Unsere Wächter (Tag und Nacht) arbeiten von 6 bis 6. Nach der Arbeit geht es entweder nach Hause oder zur nächsten Arbeit (ein Taxifahrer wäre fast über dem Steuer eingeschlafen, als er mir erklärte, dass er am Tag einer anderen Arbeit nachgeht).
Der Sonntag ist der Kirche gewidmet. Gegenüber unserer Wohnung steht eine grosse Kirche mit einem noch grösseren Parkplatz (sicher drei Fussballplätze gross). Während der Woche ist dieser Parkplatz leer, aber am Sonntag ist er voll. Frühmorgens stellen sich die Glaceverkäufer und einige Bettler entlang der Strasse auf. Dann kommen die Familien in bester Sonntagskleidung und verbringen 3 bis 4 Stunden in oder vor der Kirche. Dabei gibt es viel Musik und Gesang.
Das Konzept Freizeit, das bei uns so wichtig ist, kennen die meisten Kenianer nicht. Man geht mit Freunden oft was trinken oder kocht für seine Gäste, aber sportliche Betätigungen ausserhalb der Schule oder andere Hobbies kennt man hier sehr wenig.
... und es gibt noch viele Aspekte, die ich nicht kenne und verstehe. (Christian)