Donnerstag, 5. Juli 2007

Schulbildung in Kenia

In den nächsten Tagen schreibe ich gerne, über die von euch vorgeschlagenen Themen. Heute über die Schulbildung in Kenia.
Der Lehrplan orientiert sich am sog. 8-4-4-System, das das koloniale Schulsystem ablöste, das heißt acht Jahre Grundschule, vier Jahre Gymnasium und vier Jahre Hochschule. Jedes Jahr findet zwischen den Schulen ein spannender Wettkampf um die höchsten Punktzahlen im nationalen Wettbewerb statt. Die besten Schüler des Landes erhalten vom Präsidenten manchmal einen Ochsen oder ein Universitätsstipendium.
Kindergärten sind überwiegend auf die Städte beschränkt und kostenpflichtig. Sie werden meist von bildungsstarken und wohlhabenderen Eltern verlangt.
Besonders auf dem Land wurden viele Grundschulen nach dem Harambee-Prinzip unterhalten, d.h. die Eltern finanzierten sie durch Spenden selbst. Diese Schulen waren in jeder Hinsicht arm. Diese Situation verbesserte sich erst, als 2003 die Regierung um Präsident Kibaki ihr Wahlversprechen einlöste und das Schulgeld für die "Primary Schools" abschaffte. Damit ermöglichte sie zum ersten Mal den Zugang zur Bildung für Kinder aus ärmeren Familien. Es gingen plötzlich 1,7 Millionen Kinder mehr zur Schule. Jedoch blieben Investitionen im Bildungssektor aus, und das Schulsystem ist kaum im Stande, der steigenden Anzahl von Schülern gerecht zu werden. Das Lehrer-Schüler-Verhältnis ist auf 1:100 gefallen, ein qualitativ guter Unterricht ist daher kaum möglich. Zudem nimmt die Zahl der Lehrer kontinuierlich ab.
Weiterführende Schulen (Klasse 9-12) sind kostenpflichtige Gesamtschulen. Aufgrund der Kosten sind diese Schulen für große Teile der Bevölkerung unzugänglich, auch wenn die Privatschulen Stipendien vergeben. Einige Schulen nehmen kostenlos nur begabte Kinder aus den Slums auf.
Eine Berufsausbildung, wie sie bei uns bekannt ist, existiert in Kenia nicht. Entweder erfolgt eine Art Ausbildung im Betrieb (in-service-training) oder an einer in den Städten zahlreichen Privatinstituten, etwa für Kfz-Mechaniker, Coiffeure oder Computerfachleute. Alle diese Ausbildungen kosten Geld. Ein Hardware-Fachmann wird z. B. in Nairobi für ca. 3200CHF in 18 Monaten ausgebildet. So eine Ausbildung kann die Chancen auf dem freien Markt enorm erhöhen.
Noch immer zieht es die Elite des Landes vor, ihre Kinder in Großbritannien oder den USA studieren zu lassen. Deshalb sieht man in der Tageszeitung auch immer wieder Werbung für diverse Schulen und Universitäten im Ausland. (Tanja)