Mittwoch, 1. August 2007

Liebe zu Kenya

Vielleicht fragt sich der eine oder andere von euch, warum ich so gerne in Nairobi, beziehungsweise in Kenya bin. Es gibt ja doch vieles, über das ich mich ab und zu aufrege. Und manchmal frage ich mich selber: Wie kann es sein, dass ich es liebe hier zu sein, trotz all der Dinge, die ungewohnt und fremd sind und so viel anders laufen als ich es gewohnt bin? Doch trotz all dieser kleinen Sachen, die manch einem als gar nicht so klein vorkommen mögen, bin ich so gerne hier.
Natürlich regen mich die Taxifahrer auf, weil sie mir dauernd hinterher rufen, mit der Zunge schnalzend auf sich aufmerksam machen wollen oder mir beinahe ihren Autoschlüssel ins Gesicht werfen beim Versuch, mir eine Fahrt mit gerade ihrem Taxi aufzuschwatzen. Und sicherlich nervt es mich, wenn es gerade dann keinen Strom hat, wenn ich die Batterie meines Computer zum Arbeiten aufladen müsste, wenn es kein Wasser hat, wenn ich mich duschen möchte, wenn die Matatus ihre Route oder Preise ändern, wenn mich Menschen dumm anquatschen, nur weil ich weiss bin, wenn man mir wieder alles mögliche touristische aufschwatzen möchte, wenn man versucht, mich im Matatu zu bestehlen, wenn man mich anpöbelt, wenn alles ein wenig anders und langsamer läuft, als ich es von der Schweiz gewohnt bin, wenn meine Lungen mal wieder von den Abgasen verstopft sind, wenn ich wehmütig ans Fahrrad fahren denke, das ich so gerne mache, hier aber nicht machen kann, wenn mir jemand versucht einen höheren Preis für eine Ware, eine Matatu- oder Taxifahrt abzuknöpfen, nur weil ich weiss bin oder wenn mich nachts die sehr laute Musik der benachbarten Bar, die bis um 5 Uhr morgens geöffnet hat, weckt und wach hält. Und es macht mich auch oft traurig, die Armut zu sehen, mit der man täglich auf die eine oder andere Art konfroniert wird. Und trotz all dieser Geschehnisse, bin ich einfach gerne hier.
Ich liebe es hier zu sein, weil die Menschen so viel anders sind als in der Schweiz. Ich liebe die vielen Farben, die Musik, die fröhlichen Menschen, den Einfallsreichtum, die Geschäftstüchtigkeit. Ich liebe den Alltag hier, den täglichen Gang ins Internetcafé, das freundliche Willkommen meiner Arbeitskollegen. Ich liebe diese noch immer fremde Sprache, die in meinen Ohren so schön klingt. Ich liebe die Sonne, die sich zwischen den Hochhäusern Nairobis durchzwängt, ich liebe das Rauschen des afrikanischen Windes. Ich liebe es, im Bus zur Arbeit zu sitzen, die Musik im Hintergrund zu hören, hinauszuschauen und all diese Menschen zu beobachten. Ich liebe dies alles, weil es so voller Leben ist. Es ist schwierig, dies jemandem zu erklären, der Afrika noch nie erlebt, gesehen und gespürt hat. Aber die, die schon einmal auf dem Schwarzen Kontinent waren, die werden mich vielleicht verstehen. Auch wenn vieles so anders ist als zu Hause, so fühlt man sich hier LEBENDIG.