Dienstag, 7. August 2007

Trauer, Wut und Enttäuschung

Trotz meiner entdeckten Liebe zu Kenya, trotz der schönen Stunden im Masai Mara, trotz der tollen Erfahrungen, die ich hier gemacht habe und trotz den netten Menschen, die ich hier getroffen und kennengelernt habe, gibt es auch einen grossen Wehmutstropfen.
Kurz nach meiner Ankunft hier lernte ich - durch einen Kontakt in der Schweiz - Anne kennen. Anne ist eine 31jährige Kenianerin, freundlich, lustig und aufgestellt. Sie gab mir ein paar Adressen von Spitälern und Childrens Homes.Wir trafen uns Ende April wieder. Zwei Tage später fragte sie mich bei einem Abendessen um ziemlich viel Geld. Natürlich war ich auf der Hut, denn schliesslich kannte ich sie noch nicht lange. Nach drei anderen Treffen, während denen sie mir ihren momentanen finanziellen Engpass genau schilderte und mir versprach, mir das Geld Ende Mai wieder zu geben, beschloss ich ihr die Hälfte der Geldmenge, um die sie mich gebeten hatte, auszuleihen. Als Sicherheit gab sie mir die Kopie ihrer ID Karte mit Unterschrift, dass sie mir diese Summe schulde.
Wahrscheinlich glauben die meisten nun zu wissen, was weiterhin geschehen ist. Nämlich, dass ich Anne und mein Geld nie wieder gesehen habe. Nun, das wäre nicht ganz wahr. Denn Anne und ich waren mehr oder weniger regelmässig in Kontakt per SMS oder Mail. Ende Mai klappte dann ihre Lohnüberweisung nicht, danach kam plötzlich eine Hochzeit in der Familie dazwischen und daraufhin hatte sie andere Probleme mit ihrem Bankkonto. So dumm es klingen mag, ich habe ihr relativ lange geglaubt oder versucht ihr zu glauben. Denn erstens konnte ich mir gut vorstellen, dass hier in Kenya Bankgeschäfte ein wenig anders ablaufen als in der Schweiz und zweitens kann Anne sehr gut glaubhafte Geschichten erzählen. Und weil sie noch immer so freundlich war und sich weiterhin bei mir gemeldet hat, hab ich ihr vertraut.
Ende Juni wurde ich langsam ungeduldig und liess mir dies auch anmerken. Von da an war Anne weder auf ihrem Handy noch sonst erreichbar oder auffindbar. Erst als ich ihr Wochen später drohte, ihr Bild in der Zeitung zu veröffentlichen (das ist in Kenyas Zeitungen Gang und Gäbe), meldete sie sich sofort wieder. Wir trafen uns daraufhin, sie musste mir weitere "Sicherheiten" geben und sie versprach, mir das Geld zurückzubezahlen und in Kontakt zu bleiben. Sie hielt mich weitere drei Wochen hin.
Vor kurzem habe ich herausgefunden, dass so ziemlich alles, was Anne mir jemals erzählt hat eine Lüge war. Ich habe auch erfahren, dass sie schon viele andere Leute bestohlen und betrogen hat. Man nimmt sogar an, dass sie Geld von der Kirche, in die sie jeden Sonntag brav geht und wahrscheinlich um Vergebung bittet, geklaut hat. Sie hat mich sehr enttäuscht, so sehr wie einem nur ein Mensch, den man sehr mag enttäuschen kann. Sie hat meine Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft ausgenutzt. Ich dachte wirklich, sie wäre meine Freundin.
Von der Ferne aus betrachtet, klingt das vielleicht dumm und wenn man diesen Blog liest, mag man vielleicht denken, dass man Anne selber NIEMALS Geld gegeben hätte. Aber ihr könnt mir glauben, Anne hat so eine Art an sich, die einem glauben lässt, man könnte ihr vertrauen. Sie weiss auch ganz genau, welche Art Menschen sie benutzen kann und wie sie dabei vorgehen muss. Sie ist eine Betrügerin, Diebin und eine sehr egoistische Person, die sich nicht darum schert, wenn andere Menschen leiden!
Was ich jetzt noch tun kann? Nun, das Bild von Anne in die Zeitung zu bringen, würde mich wohl mindestens einen Drittel des von ihr geschuldeten Betrages kosten. Zur Polizei gehen? Tja, auch das ist nicht kostenlos und die Polizei ist in diesen Fällen hier wohl so effektiv wie eine Schnecke, die versucht den Ironman-Marathon in Hawaii zu gewinnen. Wie ihr seht, hab ich zwar viel Geld, aber nicht meinen Humor verloren. Alles, was ich also tun kann ist, die Leute, die noch immer glauben, Anne wäre ihre Freundin, aufzuklären. Und während ich bald zurück in die Schweiz komme, habe ich hier doch viele richtige Freunde gefunden, die noch lange hier sein werden und vielleicht doch noch das eine oder andere ausrichten können...