Dienstag, 12. Juni 2007

Kibera

Kibera ist der grösste Slum in Kenia und der zweitgrösste Slum in Afrika, nach Soweto in Südafrika. In Kibera wurden Teile des Films "The constant gardener" gedreht. Niemand weiss, wie viele Menschen in Kibera leben. Kibera liegt genau hinter KEMRI. Und KEMRI hat Patienten in Kibera, die an einer Wurmstudie teilnehmen. Darin wird untersucht, welche Zusammenhänge zwischen Wurmbefall und HIV bestehen. Ich konnte gestern mit Jeffrey und Jonathan, zwei meiner Arbeitskollegen nach Kibera.
Da es gerade zwei Tage lang geregnet hatte, war der Boden äusserst matschig. Zwischen dem Matsch lagen zahlreiche Gegenstände wie Unmengen von diesen hier überall vorkommenden Plastiktüten, Stoffstücke, abgenagte, halbvergammelte Maiskolben, Schuhsohlen, Kondome usw. Durch Kibera hindurch fährt ein Zug. Zuerst dachte ich ja, die Schienen seien von ganz früher und wären nur noch nicht entfernt worden. Ich hab nicht schlecht gestaunt, als mir ein kurzer Zug entgegen kam. Überall stehen Marktstände, wo man die unterschiedlichsten Sachen kaufen kann. Von Radios, über Obst, Kleidung, Schuhe oder auch nur Schuhsohlen bis hin zu Kaugummis, Teepackungen und Wasserflaschen. Hinter den Marktständen stehen zahlreiche Hütten, gedeckt mit Wellblech, oft ohne Fenster. Wenn es regnet, dann wird es in diesen Hütten sehr schnell ungemütlich, da der Boden aufquillt und sich in Schlamm verwandelt. Toiletten gibt es keine oder nur vereinzelt, weshalb man sich gerne der Flying Toilets bedient. Das sind eben erwähnte Plastiksäche, die man als Toiletten benutzt und nachher zur Tür heraus schmeisst. Man kann sich vorstellen, dass es deswegen viele Erkrankungen gibt, die auf mangelnde Hygiene zurückzuführen sind. Eine Hütte in Kibera kostet monatlich ab 600 Ksh, was ungefähr 11 CHF entspricht.
Ansonsten ist Kibera laut, bunt und voller Menschen. Die HIV Rate in Kibera dürfte wie in allen Slums deutlich höher sein, als in anderen Gebieten Nairobis. In Kibera selbst gibt es deshalb auch einige Kliniken, wo die Menschen kostenlos HIV-Medikamente, Medikamente gegen durch HIV verursachte Infektionen und HIV-Beratung erhalten. Es gibt aber auch Schulen in Kibera und Mütterberatungsstellen.
Während meinem einstündigen Aufenthalt dort, konnte ich auch das Labor von AMREF (African Medical Research Foundation) besichtigen. Ein kleines Gebäude in welchem vor allem HIV-Untersuchungen gemacht werden und wo die Therapieüberwachung stattfindet. Für mich war es ein kurzer Einblick in eine völlig andere Seite Nairobis und ein Erlebnis, das mich wieder einmal nachdenklich stimmt.