In meiner elften Woche in Nairobi ist es das erste Mal passiert: ich wurde ausgeraubt. Naja, so schlimm war es nicht. Ich hab nur etwa 3 Fr. plus meinen Fuehrerausweis verloren. Es geschah am hellichten Tag, in einem der Matatus von Westlands runter ins Stadtzentrum.
Geschickt hat sich der Typ im Jacket vor mich in den Kleinbus gedraengt und in der hintersten Reihe darauf gewartet, dass ich mich neben ihn setze. Dann hat er den Sportteil der Zeitung breit aufgeschlagen und mich ein zweites Mal gestoert. Gluecklicherweise waren es die Fussballnews, die er aufgeschlagen hatte. Das war doch etwas interessant fuer mich! Ein stupsen von Tanja hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass ich etwas zu offensichtlich in der fremden Zeitung lass. Dem Dieb war das sehrwarscheinlich nur recht.
Beim Aussteigen draengte er sich gleichzeitig mit mir aus dem Matatu raus, seine Hand und die Zeitung komisch nahe an meinem linken Bein. Aber es kam mir (leider) nicht in den Sinn, dass er an meiner Brieftasche interessiert war. Ich aergerte mich nur und draengte mich vor ihm aus dem Matatu. Recht so!, dachte ich. Er ist nur an mir vorbeigeschlendert, nicht mal gerannt, sondern gemuetlich weggelaufen.
Und dann, dann habe ich gemerkt, dass meine Tasche so leer war! Ich hatte doch meine Brieftasche da drin ... ? ... nein!!
Sofort hatte ich seinen Kollegen (der mit ihm eingestiegen war) angesprochen. Der hat zwar sehr grosse Augen gemacht, als ich die Worte „wallet“ und „stolen“ sagte, aber so getan als verstuende er kein Englisch. Mehr wollte ich dann auch nicht draengen. Naja, viel habe ich nicht verloren. Verglichen mit dem Risiko, welches die zwei Komplizen eingegangen sind. Ein Dieb in Nairobi lebt nämlich sehr gefaehrlich. Man liest regelmaessig von Dieben, die von einer wuetenden Menge gelyncht wurden.(Christian)