Mittwoch, 26. September 2007

Einen Monat später

Vor einem Monat sind wir aus Kenia zurück in die Schweiz gekommen. In der Zwischenzeit ist viel geschehen. Darüber möchte ich euch gerne berichten.
Die ersten Tage wieder in der Schweiz waren nicht ganz einfach. Aber schlussendlich war es aber ein Nach-Hause-Kommen und ein Wiedersehen mit Familie, Freunden und Verwandten.
In Kenia hatte ich einen Auftrag für die Überarbeitung der Arbeitsvorschriften für ein Transfusions- und Blutspendelabor in Liberia bekommen. Dieser Auftrag beschäftigte mich in den ersten zwei Wochen. Daneben hatte ich drei Telefon-Interviews je mit New York, Kenia und Liberia für einen 3-6 monatigen Einsatz in eben diesem Labor und bekam tatsächlich die Zusage. Nach längerem Überlegen und immer wieder Zögern sagte ich schliesslich schweren Herzens ab.
Was das Zurückgehen nach Nairobi angeht, so habe ich leider noch immer keinen Vertrag von Judd, meinem Chef im KEMRI erhalten.
Zudem habe ich mich für eine Stelle in Zürich vorstellen gehen können. Leider war ich nicht voll überzeugt und habe auch dort abgesagt.
Vergangenes Wochenende bin ich von Bern nach Aarau gezogen und richte mich nun dort vorrübergehend ein. Wie es beruflich weitergeht, weiss ich zum momentanen Zeitpunkt noch nicht. Den Aufenthalt in Nairobi werde ich aber stets in bester Erinnerung behalten.

Dienstag, 28. August 2007

Gut angekommen

Nach einem ruhigen und unspektakulären 7 1/2 stündigen Flug sind wir am 24. August am morgen nach 20 Wochen in Nairobi gut in Zürich Kloten gelandet. Zu unserer Überraschung wurden wir sogar abgeholt. Dies erleichterte mir persönlich das Ankommen sehr. Danke Isa!
Nach der ersten Wiedersehensfreude mit den Familien wollte ich nur noch schlafen...und Käse essen ;-) Die letzten Tage und Stunden verbrachte ich damit, in Aarau ans Schwingerfest zu gehen, Freunde zu treffen, spazieren zu gehen und mich wieder in Bern einzurichten. Ich fuhr Fahrrad, ass alles, was man in Nairobi nur schwer findet oder nicht in der bekannten Schweizer Qualität und genoss die wunderschöne Altstadt Berns.
Die nächsten Tage stehen weitere Termine und Treffen an und nebenbei arbeite ich an den Arbeitsvorschriften des IRC und warte auf meinen Vertrag vom KEMRI. Langweilig wird mir jedenfalls nicht.
Dennoch ist das Wiedereingewöhnen nicht gerade einfach. Obwohl die Schweiz meine Heimat und Bern mein Zuhause ist, ist doch alles so ungewohnt und anders für mich. Nachts träume ich von Nairobi und meiner Arbeit, so wie ich in der ersten Zeit in Kenya von der Schweiz geträumt habe. Und am Tage ertappe ich mich dabei, wie ich an Nairobi denke und an die vielen schönen Momente dort.

Freitag, 24. August 2007

Geisterfahrt

Heute bekommt ihr gleich zwei Blogs zum Lesen. Den Abschiedsblog hatte ich bereits gestern geschrieben, den hier muss ich noch anschliessen, weil das Geschehene beinahe zur Folge hatte, dass ich den Abschiedsblog niemals publizieren konnte...
Gestern fuhren Christian und ich mit dem Matatu in die Stadt. Wir sassen vorne neben dem Fahrer, darum bekamen wir alles auch hautnah mit! Wir fuhren los und ich hatte gleich so ein Gefühl, dass unser Fahrer zu der rabiateren und abgebrühteren Sorte Matatufahrer gehört. Ausserdem hielt er sich auch noch für einen DJ, denn er betätigte während rasanter Fahrt dauernd irgendwelche Knöpfe am Radio und verstärkte den Bass immer im richtigen Moment, um ihn dann kurze Zeit später wieder herunterzudrehen und erneut aufzudrehen. Auch mit dem Handy telefonieren baute er noch irgenwo zwischen seine Fahrer- und DJ-Tätigkeit ein.
Schon nach wenigen Metern änderte er die Route und wir fuhren durch einen anderen Teil der Stadt als normalerweise. Wir erreichten erstaunlicherweise - trotz all der Nebenbeschäftigungen und der halsbrecherischen Fahrweise des Fahrers - lebendig die Matatustation. Doch anstatt anzuhalten und uns aussteigen zu lassen, fuhr der Fahrer einfach weiter. Was war los?
Wir kamen wieder zum grossen Kreisel, wo wir schon hergekommen waren. Doch anstatt in die Richtung zu fahren, in die alle anderen fuhren, beschloss unser Fahrer, den Autos im Kreisel entgegen zu fahren und das auch noch in horrendem Tempo. Etwa dreimal kollidierten wir beinahe mit entgegenkommenden und korrekt fahrenden Fahrzeugen. Das Matatu raste zurück Richtung Westland. Plötzlich hielt es abrupt und alle wurden mehr oder weniger rausgeworfen. Und das Matatu brauste schleunigst und mit quietschenden Reifen davon.
Ich konnte dann eine mitreisende Frau fragen, was eigentlich los gewesen sei. Sie sagte, der Matatufahrer hätte ein paar Verkehrsregeln gebrochen (ach ja, das war mir ÜBERHAUPT nicht aufgefallen) und müsse nun vor der Polizei flüchten. Ein alter Mann notierte sich auch prompt die Nummer des Matatus. Keine Ahnung, was mit dem Fahrer passieren wird, wenn ihn die Polizei erwischt, aber ich glaube kaum, dass es für ihn angenehm wird...

Kwaheri Nairobi

Schnell vergingen die letzten fünf Monate. Wir haben viel erlebt, manches gesehen und haben einige Leute kennen gelernt. Es war eine sehr schöne Zeit hier und ich werde Nairobi in guter Erinnerung behalten bis ich wieder komme. Wir haben von unseren Freunden Abschied genommen, das letzte Mal in unserem Lieblingsrestaurant, einem Vegtarisch-Indischen Lokal in Westlands, Znacht gegessen und haben die letzten Souvenirs eingekauft.
Gefühlsmässig bin ich hin und her gerissen. Auf der einen Seite freue ich mich sehr auf die Schweiz, meine Familie, meine Freunde, das Essen (Käse, Joghurt, knuspriges Brot und Zopf), mein Fahrrad, die Freiheit am Abend so lange draussen zu sein wie ich möchte, eine Strasse überqueren zu können, wo die Ampel funktioniert und vieles mehr. Auf der anderen Seite wird es eine grosse Umstellung sein, wenn die Menschen um mich herum nicht mehr schwarzer Hautfarbe sind, wenn ich nicht mehr meinen gewohnten Alltag hier habe, wenn ich keine Putzfrau mehr habe, die die Wohnung putzt und meine Wäsche wäscht, wenn ich kein kenianisches Essen mehr habe, kein Kiswahili mehr höre und wenn ich nicht mehr jedesmal, wenn ich in einen Bus steige, nach der Destination fragen muss-sicherheitshalber ;-)
Unter dem Strich gehören diese fünf Monate zu den besten meines Lebens. Es war eine super Erfahrung und ich habe so viel gelernt, das ich in der Schweiz nie gelernt und erfahren hätte. Ich wünschte, ich könnte meiner Familie und meinen Freunden Nairobi so zeigen, wie ich es kennen gelernt habe. Nicht als die gefährlichste Stadt Afrikas, sondern als Stadt, die ihre schönen Seiten hat, als Stadt, in der so viele nette, aber auch sehr arme Menschen leben und als Ort, der einem viel bieten kann, wenn man mutig genug ist ;-)
Wenn ich nach Nairobi zurück komme, so hoffe ich, dass mich möglichst viele Menschen besuchen werden, damit ich ihnen die Stadt und ein wenig von Kenya zeigen kann!
Danke an alle, die mir immer wieder Ideen für meine Blogeinträge gegeben haben, danke, dass ihr die letzten fünf Monate mit mir zusammen erlebt habt! Bis bald.
(Leider war ausgerechnet am letzten Tag die gesamte Internetverbindung in Nairobi unterbrochen, so dass dieser Blog erst nach der Rückkehr aufgeschaltet werden konnte.)

Mittwoch, 22. August 2007

International Rescue Committee

Vor knapp zwei Wochen bekam ich eine Anfrage vom International Rescue Committee, ob ich für sie ihre SOPs (Arbeitsvorschriften) für ihr Referenzhospital in Liberia durchschauen könnte. Ich habe keine Ahnung, wie die auf Judd gekommen sind, denn er hat denen meine Nummer gegeben. Und er weiss auch nicht, warum man ihn kontaktiert hat.
Jedenfalls hab ich mir die Dokumente angeschaut und einen Arbeitsaufwand von 2-3 Tagen geschätzt. Nachdem ich vorsichtig nach ihrem Budget gefragt und ihnen dann einen Vorschlag gemacht habe, bekam ich den Auftrag.
Dieser Auftrag wird mich also zusätzlich beschäftigen, wenn ich zurück in der Schweiz bin. Und er wird sich ebenso gut in meinem Lebenslauf machen, wie die Kemri-Stelle.
Die SOPs sind über Blutspenden und Transfusionsmedizin, also genau das Gebiet, worauf ich zuletzt in der Schweiz gearbeitet habe. Ich habe der Organisation auch meinen Lebenslauf schicken müssen, damit sie überhaupt für eine Bezahlung einen Antrag stellen konnten. Nachdem sie den Lebenslauf gesehen haben, hat man mich auf einen 6-Monats-Vertrag in Liberia (Westafrika) aufmerksam gemacht, mit dem Kommentar, dass es für mich sicher sehr interessant wäre. Mal sehen, ob ich schlussendlich zwischen Liberia, Kenya und der Schweiz wählen kann...
Mein Jahreshoroskop hatte also doch recht: "Sie erleben eines der besten Jahre seit Langem und gehen neue Wege, sind voller Selbstvertrauen und Energie. Niemand kann ihre dynamische Art bremsen, schöne Erfolge kündigen sich an..." Danke, Madame Thessier!

Dienstag, 21. August 2007

Souvenir kaufen in Nairobi

In Nairobi gibt es jeden Tag Märkte, auf denen man sehr schöne Souvenirs jeglicher Art einkaufen kann. Die Herausforderung ist meistens das Verhandeln. Wir als Schweizer sind uns an festgelegte und angeschrieben Preise gewöhnt. Hier gibt es das fast nirgends. Ein paar wenige Läden haben sich auf diese Wünsche der Touristen eingestellt. Aber in den restlichen muss man knallhart verhandeln.
Ein gutes Beispiel dafür sind Sandalen. Eine gute Freundin hat gesagt, dass man zwischen 500 und 700 KSH (rund 12 CHF) für gute Sandalen bezahlt. Auf dem Masai-Markt in der Stadt wurde uns als erster Preis 3500 KSH (rund 60 CHF) vom „Broker“ (Händler) angeboten. Natürlich sind wir bei diesem Preis einfach weggelaufen. Der junge Besitzer ist uns aber nachgelaufen und hat erklärt, dass er uns seine Sandalen für nur 1600KSH anbieten würde. Nach dem üblichen hin und her haben wir 800 KSH bezahlt.
Wie entstehen solche Preise, fragt man sich. Es hängt vieles vom Ort des Einkaufs sowie von der Anzahl der Zwischenhändler ab. Je weiter man in die Slums geht, desto günstiger wird es. Aber das machen nur die Wenigsten.
In den städtischen Märkten gibt es die sogenannte „Broker“. Diese kontrollieren alle Eingänge zum Markt und sprechen die Touristen direkt und als Erste an. Sie verhandeln die Preise für alle Waren des Marktes, ohne die eigentlichen Handwerker einzubeziehen. Wenn man da nicht mitmacht, wie mir eine junger Handwerker erklärt hat, dann wird man systematisch belästigt und die Broker treiben die Touristen weg von seinem Marktstand. Da die Preise dieser Brokers aber so hoch sind, wird auch weniger verkauft als wenn man direkt mit Touristen verhandeln kann. Zwar verdienen die Broker genug an einem Stück, aber sie geben nur sehr wenig an die Handwerker weiter.
Als wir direkt mit dem Handwerker sprachen, haben ein paar dieser Broker gesagt: „Bezahlt nicht mehr als 250KSH für die Sandalen“. Und das, nachdem ihr erstes Angebot 3500 KSH betrug.

Freitag, 17. August 2007

Mein letzter Tag im Kemri

Gestern fuhr ich zum letzten Mal ins Kemri. Es war ein komisches Gefühl. Einerseits schwebte Melancholie mit, andererseits Stolz und Freude, dass ich meine Arbeit so gut und termingerecht zu Ende bringen konnte.
Als ich zum letzten Mal das Kemri Areal betrat, übermannte mich mal wieder die Schönheit dieser Anlage verglichen mit den meisten Gegenden Nairobis, die ich kenne. Es ist alles so gepflegt und man kommt sich vor, als sei man in einem noblen englischen Garten. Der Rasen ist immer frisch geschnitten, die Sträucher gestutzt, die Häuser, die mit ihren grauen Backsteinen an einen Londoner Vorort erinnern, immer sauber. Es wirkt alles so friedlich und ruhig. Die Menschen spazieren gemächlich entlang der kleinen Wege und in der Mittagspause setzen sie sich bei schönem Wetter auf die Wiese und picknicken. Etwas was man in Nairobi eher selten macht und als Weisse schon gar nicht!
Ich übergab meine Arbeitsvorschriften auf einer CD Rom gespeichert an die neue Labor Managerin, erledigte die letzten kleinen Dinge und verabschiedete ich mich von meinen Arbeitskollegen. "Aber du kommst doch wieder im Oktober?"-"Du kannst doch jetzt noch nicht Bye sagen, du bist doch noch ne ganze Woche hier..." und ähnliche Fragen und Reaktionen stürmten auf mich ein. Ich werde einige Leute ganz schön vermissen, aber so wie es ausschaut, wird der Abschied nicht von langer Dauer sein...
Judd hat es tatsächlich geschafft, seine Chefin in Washington zu überzeugen, dass sie mich anstellen. Er hat mir einen Vertrag ab Oktober angeboten. Noch gibt es einige Dinge abzuklären, aber meine Chancen, dass ich zurück kommen kann, stehen viel besser als auch schon !
Ausserdem hat er mir ein ausserordentlich gutes Arbeitszeugnis als "Clinical Trial Laboratory Coordinator" ausgestellt. Cooler Titel ;-)

Mittwoch, 15. August 2007

Kosmetik und Haarpflege

Ich habe mich vor ein paar Tagen in einen Kosmetiksalon gewagt. Zuerst wollte ich ja auf dem Kenyatta Market mein Glück versuchen, hab mich dann aber nicht so recht getraut und bin schliesslich in der City gelandet. Dort wurde ich sehr nett empfangen und nach ein paar Minuten wurden mir Tee und ein paar Guetzli auf einer gemütlichen Sitzecke serviert. Kurze Zeit später wurde ich in den Salon gebeten. Dort waren etwa 12 Kosmetikerinnen und zwei andere Kundinnen. Die meisten Angestellten sassen herum und pfegten sich gegenseitig die Nägel, lasen Zeitung oder schnatterten laut miteinander. Ich bekam die Fusspflege meines Lebens. Da wurde gefeilt, gehobelt, geschrubbt, meine Füsse gebadet, eingeweicht, nochmals geschrubbt, Nägel geschnitten, geclipst, wieder gehobelt, nochmals gebated, danach wurden meine Beine bis zu den Knien gepeelt, erneut geschrubbt, eingecremt, massiert, so dass ich beinahe Angst hatte, meine Venen seien am Schluss zur Hüfte hochgeschoben. Und zu guter Letzt bekam ich einen Nagellack auf meine Zehennägel. Meine Füsse waren noch nie so weich und weiss!
Während der Behandlung kamen zwei Weisse in den Salon. Eine der beiden wollte diese afrikanischen Zöpfchen haben, die irgendwie komisch aussehen an uns Weissen. Man begann, ihr Haar zu flechten. Dann entstand eine Diskussion bei der die Friseurin den Kopf schüttelte. Auf Kiswahili wurde dann wohl gelästert. Ich konnte jedenfalls deutlich hören "Wazungu" (Weisse) hören. Erschrocken schaute mich die Fusspflegerin an und fragte, "verstehst du Kiswahili?" Und ich sagte: "Kidogo" (ein bisschen) und zwinkerte ihr zu.
Während ich darauf wartete, dass meine Nägel trocknen, bekam ich nochmals einen Tee und weitere Guetzli. Bevor ich ging, musste ich der Kosmetikerin versprechen, wieder zu kommen. (Tanja)
40min und 2 CHF: Ich wusste nicht, dass man Haare rasieren so ausgeklügelt machen konnte. In der Schweiz nehme ich einfach den Rasierer und stelle ihn auf 1.5mm ein ... zrumm ... und schon ist alles weg. Hier wird eine Stufe nach der anderen genommen. Zwischendrin wird die Maschine geölt und gebürstet. Auch mein Kopf wird immer wieder von Haaren freigebürstet. Zum Schluss wird die Kontur rasiert! Ja, rundherum gibt es dann scharfe Linien ...und die Geheimratsecken werden optisch verkleinert! Danach werden die Haare von einer Frau gewaschen und der Kopf massiert. Ja, das rasieren wird nur von Männern gemacht. Da es in meinem Salon kein fliessendes Wasser gibt, wird im Wasserkocher hingetragenes Wasser gewärmt und dann sparsam mit Shampoo auf dem Kopf verteilt. Kein Tropfen! Mit getränkten Tüchern wird alles abgewaschen. Danach kommt wieder der Mann hin und massiert mir Oel und Aftershave ein. Und fertig! (Christian)
Soviel also zu unseren Erfahrungen in nairobischen Kosmetik- und Coiffeursalons...